Nächste Chance erst 2028 Gute Sicht auf seltene totale Mondfinsternis steht bevor
05.09.2025, 13:16 Uhr Artikel anhören
Der Mond wird bei einer totalen Finsternis in ein rötlich-bräunliches Licht getaucht.
(Foto: picture alliance / GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com)
Am Sonntagabend zeigt sich eine totale Mondfinsternis über Deutschland. Dank Hoch "Nina" sind die Wetterbedingungen vielerorts ideal, nur der späte Mondaufgang erschwert die Sicht. Im Osten Deutschlands sind die Bedingungen am besten.
Ein frühherbstliches Himmelsspektakel wird am Sonntagabend voraussichtlich in ganz Deutschland zu sehen sein: eine totale Mondfinsternis. Denn die Wetteraussichten machen Hoffnung auf freie Sicht: "Hoch 'Nina' sorgt für großartige Bedingungen am Sonntagabend", sagte ntv-Meteorologe Björn Alexander. Besonders in der Westhälfte Deutschlands dürfte der Himmel sternenklar sein. "Richtung Osten schlittern noch mehr Wolken durch. Die sind allerdings nach wie vor hoch oben und dürften dem sogenannten Herbst- oder Erntemond, der in diesem Fall rötlich leuchtet, eine perfekte Bühne lassen."
Was passiert bei der Mondfinsternis?
Die voll beleuchtete Mondkugel wandert durch den Schatten der Erde und wird dabei verfinstert. Denn die Erde schiebt sich auf ihrer Bahn um die Sonne zwischen Mond und Sonne, wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erläutert. "Mond, Erde und Sonne befinden sich nahezu auf einer Linie und der Kernschatten der Erde wandert über den Mond."
Es sei im Grunde das gleiche Prinzip wie bei einer Sonnenfinsternis, bei der sich der Mond zwischen Sonne und Erde schiebt. Weil der Durchmesser der Erde aber etwa viermal größer sei als der des Mondes, gelte das auch für den Schatten. Die Finsternis auf der Mondoberfläche dauere deswegen länger.
Wann startet die Finsternis, wann endet sie?
Sie beginnt mit Eintritt des Mondes in den Halbschatten der Erde gegen 17.27 Uhr. Eine Stunde später gerät er in den Kernschatten. Gegen 19.30 Uhr beginnt die Totalität. Sie dauert bis etwa 20.53 Uhr. Dann schiebt sich der Vollmond aus dem Kernschatten heraus, bevor er ihn gegen 21.57 Uhr ganz verlässt.
Ist sie bei freier Sicht gut zu beobachten?
"Leider hat die Mondfinsternis dieses Mal einen riesengroßen Haken", sagt Carolin Liefke, stellvertretende Leiterin des Hauses der Astronomie in Heidelberg. "Egal wo: Der Mond geht schon komplett verfinstert auf." Weil er auch kein außergewöhnlich großer "Supermond" ist, könnte er gerade direkt am Horizont schlecht zu erkennen sein - sondern erst, wenn er höher am Himmel, über den Dunstschichten steht. "Es ist sogar möglich, dass man ihn erst sehen kann, wenn er schon aus der totalen Finsternis raus ist."
Auch zum Beginn der totalen Finsternis um 19.31 Uhr wird der Mond nur im äußersten Osten Deutschlands bei Görlitz bereits aufgegangen sein. Für den Großteil Deutschlands ist die Mondfinsternis erst später sichtbar. In Berlin erfolgt der Mondaufgang zum Beispiel um 19.37 Uhr, in München um 19.40 Uhr, in Hamburg um 19.52 Uhr und in Köln um 20.01 Uhr. "Je weiter im Osten man ist, desto besser", sagt Liefke mit Blick auf den Aufgang. Manche Sternwarten wie in Berlin und Stuttgart oder das Bodensee Planetarium in Kreuzlingen bei Konstanz öffnen extra wegen des Naturschauspiels.
Besonders gut wird die Mondfinsternis hingegen in asiatischen Ländern wie Indien und China zu sehen sein. Auch die Menschen am östlichen Rand von Afrika und im Westen Australiens können das Himmelsschauspiel gut verfolgen.
Warum sieht man den Mond trotz Finsternis?
Ursache ist die Atmosphäre der Erde, wie die Volkssternwarte Darmstadt auf ihrer Internetseite erklärt. Das Sonnenlicht werde durch die Luftschichten der Erdatmosphäre nach innen abgelenkt. Vor allem der kurzwellige blaue Anteil des Sonnenlichts werde durch Streuung in der Atmosphäre geschwächt. "Somit bekommt der Mond vor allem den rötlichen Anteil des Sonnenlichts ab."
Welche Farbe hat der Mond dann?
Rötlich-bräunlich. Liefke erwartet einen relativ tiefroten Mond. "Das wird stark davon abhängen, wie die Verhältnisse vor Ort sind." Smog in Großstädten oder aufgewirbelter Staub aus der Landwirtschaft könnten hier eine Rolle spielen. Vor allem aber sei der Mond nicht knallrot, erklärte Liefke. Daher findet sie die Bezeichnung "Kupfermond" treffender als das geläufige "Blutmond".
Was passiert während der Finsternis auf dem Mond?
Wären Menschen während der Mondfinsternis auf dem Mond, würden sie wegen der Lichtbrechung keine vollständige Dunkelheit erleben. Das rötliche Licht spielte weniger eine Rolle - die Astronautinnen und Astronauten würden das Spektakel laut dem DLR anders erleben: "Für sie wäre es eine von der Erde verursachte Sonnenfinsternis - denn die Sonne verschwindet ja dann hinter der dunklen Erdscheibe", schreiben die Fachleute auf der Homepage. "Beobachten wir also von der Erde aus eine Mondfinsternis, dann sehen Menschen vom Mond aus gleichzeitig eine Sonnenfinsternis."
Wann ist die nächste totale Mondfinsternis?
Pro Jahr gibt es zwölf bis 13 Vollmonde, bei dreien davon taucht er durchschnittlich in den Kernschatten der Erde ein. Wer das Ereignis jetzt verpasst, muss entweder weit reisen oder ein paar Jahre warten. Am 3. März 2026 kann man eine totale Mondfinsternis von Amerika und Asien aus sehen, wie Liefke sagt. In Deutschland gibt es die Chance erst wieder am 31. Dezember 2028. Kommendes Jahr am 28. August kann man von Deutschland aus zumindest eine partielle Mondfinsternis beobachten. Allerdings müsse man dafür in den sehr frühen Morgenstunden - gegen 4.30 Uhr - aufstehen, so Liefke. Eine totale Sonnenfinsternis wird in Teilen Europas wie Spanien am 12. August 2026 zu sehen sein.
Sind Mondfinsternisse für die Forschung von Bedeutung?
Für Wissenschaftler ist ein solches Naturschauspiel nicht so spannend. "Die Forschung weiß, was da passiert", sagt Liefke. Aber es sei ein schönes Ereignis, das jeder auch ohne Teleskop sehen könne - und das Interesse an Astronomie wecken könne.
Quelle: ntv.de, kst/AFP/dpa