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Gefährliche Keime Mann infiziert sich nach Katzenbiss mit unbekannten Bakterien

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Wenn Katzen zubeißen, sollte schnell gehandelt werden.

Wenn Katzen zubeißen, sollte schnell gehandelt werden.

(Foto: picture alliance / imageBROKER)

Katzenbisse sehen meist harmlos aus, können aber gefährlich werden. Denn im Speichel der Tiere findet sich ein ganzer Cocktail an Bakterien - offenbar auch welche, die bislang noch gar nicht bekannt sind, wie ein Forschungsteam im Fall eines gebissenen Briten herausfindet.

Dünne, lange Eckzähne, die tief ins Gewebe eindringen: Der Biss einer Katze sieht zunächst harmlos aus, kann aber schwerwiegende Folgen haben. Das muss ein Mann in Großbritannien am eigenen Leib erfahren. Nachdem der 48-Jährige von einer streunenden Katze angegriffen worden ist, muss er ins Krankenhaus. Dort stellen die Ärzte Erstaunliches fest: Die Wunde des Patienten hatte sich mit einer bislang völlig unbekannten Bakterienart infiziert. Ihre Entdeckung halten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Emerging Infectious Diseases" fest.

Finger, Hände und Arme sind bei dem Patienten nach dem Katzenbiss angeschwollen.

Finger, Hände und Arme sind bei dem Patienten nach dem Katzenbiss angeschwollen.

(Foto: Jones et al., Emerging Infectious Diseases, 2023)

Doch von vorne: Eine Streuner-Katze beißt den Briten mehrfach in Hände und Arme. Dies löst eine heftige Immunreaktion bei ihm aus, heißt es in der Studie. Acht Stunden nach dem Biss schwellen die Gliedmaßen des Mannes so stark an, dass er in die Notaufnahme kommt. Die Ärzte reinigen und verbinden seine Wunden, geben ihm eine Tetanusspritze und schicken ihn mit einem Antibiotika-Rezept wieder nach Hause.

Nur einen Tag später kehrt der Mann ins Krankenhaus zurück. Inzwischen sind auch sein kleiner und mittlerer Finger an der linken Hand schmerzhaft angeschwollen, beide Unterarme sind rot und dick. In einer Operation müssen die Ärzte das beschädigte Gewebe um seine Wunden herum entfernen. Außerdem werden ihm drei verschiedene Antibiotika intravenös verabreicht. Dieses Mal schlägt die Behandlung glücklicherweise an und der Mann erholt sich vollständig.

Neue Bakterienart entdeckt

Da die Reaktion auf den Katzenbiss bei dem Patienten ungewöhnlich heftig ausfiel, wollten die Ärzte herausfinden, was die Ursache war. Dafür analysierten sie bei dem Mann entnommene Proben und fanden dabei einen Streptokokken-ähnlichen Organismus. Streptokokken sind kugelförmige Bakterien. Die meisten Streptokokken-Arten sind harmlos und finden sich natürlicherweise auf Haut und Schleimhäuten. Manche können aber auch schwere Krankheiten wie Meningitis, Mandel- oder Lungenentzündungen auslösen.

Als die Forschenden einen Teil des Genoms dieses Bakteriums sequenzierten, stimmte es mit keinem der bekannten Stämme überein. Sie fanden heraus, dass das neue Bakterium zu einer Gattung Bakterien namens Globicatella gehörte, die sich von verwandten Stämmen unterscheidet. Dies deute darauf hin, dass es sich um eine "eigenständige und bisher nicht beschriebene Art" handelt, heißt es in der Studie.

Bislang wurden zwei Arten von Globicatella-Bakterien identifiziert, wobei nur von einer Art bekannt ist, dass sie Krankheiten beim Menschen verursacht. Diese Fälle sind jedoch besonders besorgniserregend, da den Forschenden zufolge gängige Antibiotika nur schlecht gegen die Bakterien wirken. Doch glücklicherweise erwiesen sich die meisten Antibiotika, die die Studienautoren im Labor gegen diese neue Art getestet haben, als wirksam.

Bisse sofort behandeln

Dennoch sprechen die Forschenden eine Warnung aus: So verschmust Katzen auch sein mögen, ihre Bisse und Kratzer sollten ernst genommen werden. Nicht nur die potenziellen Keime im Maul oder an den Pfoten der Tiere machen die Verletzungen gefährlich, sondern auch die Art der Übertragung. Die Krallen und Zähne einer Katze können kleine, aber tiefe Einstichwunden verursachen, die sich dann schnell verschließen und Bakterien unter der Haut einschließen. Besonders gefährdet sind demnach immungeschwächte und ältere Menschen.

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"Katzenbisse sind eine häufige Quelle für zoonotische Infektionen", resümieren die Autoren der aktuellen Studie. "Unsere Ergebnisse unterstreichen die Rolle von Katzen als Wirt für noch unentdeckte Bakterienarten, die ein humanpathogenes Potenzial haben."

In Deutschland werden jedes Jahr bis zu 30.000 Katzenbisse an die Haftpflichtversicherungen gemeldet. Bei fast der Hälfte der Betroffenen infiziert sich die Wunde. Daher sollte jeder Biss so schnell wie möglich behandelt werden, raten Experten. Im schlimmsten Fall müssten Finger amputiert werden, wenn die Entzündung zu weit fortgeschritten ist. Wenn die Keime ins Blut gelangen, kann es sogar zu einer lebensgefährlichen Sepsis kommen.

Quelle: ntv.de

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