"Eigentlich schon aufgegeben" Nach 66 Jahren: Überreste eines verschwundenen Forschers entdeckt
11.08.2025, 20:21 Uhr Artikel anhören
Die Überreste von Dennis "Tink" Bell wurden zwischen Steinen gefunden.
(Foto: picture alliance / empics)
Ein schmelzender Gletscher sorgt für eine Sensation in der Polarforschung: Ein polnisches Team entdeckt in der Antarktis menschliche Knochen. Ein DNA-Test zeigt: Es sind die Überreste eines schon lange verschwundenen britischen Forschers. Seine Familie ist erleichtert.
Nach 66 Jahren sind die Überreste eines britischen Meteorologen in einem schmelzenden Gletscher in der Antarktis gefunden worden. Ein Team polnischer Forscher habe die Überreste des damals 25-jährigen Dennis "Tink" Bell im Januar zwischen Steinen, die durch das Schmelzen des Gletschers freigelegt wurden, entdeckt, teilte das Polarforschungsinstitut British Antarctic Survey (BAS) mit. Die Knochenfragmente seien daraufhin nach London gebracht worden.
Ein DNA-Test am King's College in London habe gezeigt, dass die gefundenen Fragmente mit Proben von Bells Bruder und seiner Schwester übereinstimmten. Der Meteorologe stürzte den Angaben zufolge im Juli 1959 in eine Gletscherspalte auf King George Island, als er mit drei Kollegen einen Gletscher besteigen und geologische Arbeiten vornehmen wollte.
Die Direktorin des Instituts, Jane Francis, sprach von einem "ergreifenden und bedeutsamen" Moment. "Dieser Fund bringt Klarheit in ein jahrzehntelanges Rätsel und erinnert uns an die menschlichen Geschichten, die in der Geschichte der Antarktisforschung verborgen sind."
Sein Bruder, David Bell, zeigt sich im BBC-Interview erfreut über den Fund. "Ich hatte eigentlich schon lange aufgegeben, dass mein Bruder gefunden wird. Das ist wirklich bemerkenswert und erstaunlich. Ich komme nicht darüber hinweg", sagte der heute 86-Jährige. David Bell sei damals der Erste gewesen, der die Todesnachricht hörte. "Der Junge mit dem Telgramm sagte: 'Es tut mir leid, Ihnen das mitzuteilen, aber das sind wirklich schlechte Nachrichten'", erinnerte sich Bell. Als er seinen Eltern dann davon erzählt hat, sei das ein "schrecklicher Moment" gewesen.
Der nun gefundene Dennis Bell wurde laut der BBC 1934 geboren. Er absolvierte eine Ausbildung zum Meteorologen, bevor er sich der Falkland Islands Dependencies Survey anschloss, um in der Antarktis zu arbeiten. Als Kind faszinierten ihn laut seinem Bruder die Tagebücher von Kapitän Robert Scott. Er war einer der ersten Menschen, die den Südpol erreichten. Scott starb 1912 auf einer Expedition.
Quelle: ntv.de, ses/dpa