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Hund, Katze, Hängebauchschwein Tiere machen Häftlinge und Schüler froh

"Die Lauten werden leiser, die Stillen lauter". Tiere sollen das Sozialverhalten verbessern.

"Die Lauten werden leiser, die Stillen lauter". Tiere sollen das Sozialverhalten verbessern.

(Foto: picture alliance / dpa)

Tiere haben einen positiven Einfluss auf den Menschen - davon sind Wissenschaftler überzeugt. Aus harten Häftlingen sollen dank Miezi und Co. verantwortungsvolle Bürger werden. Auch bei lernunwilligen Schülern sollen Tiere wahre Wunder wirken.

Kinder gehen plötzlich gern in die Schule, Häftlinge verbessern ihr Sozialverhalten - und wer hat's geschafft? Tiere! Davon sind Wissenschaftler überzeugt. So wirke sich die Anwesenheit eines Hundes in Schulklassen in der Regel günstig auf das Klassenklima aus, sagt der Verhaltensforscher Kurt Kotrschal von der Universität Wien im Vorfeld eines Kongresses über "Mensch-Tier-Beziehungen" in Wien.

"Die Lauten werden leiser, die Stillen lauter und die Fehlzeiten sinken deutlich, weil die Kinder plötzlich gern in die Schule gehen." Allerdings hänge dieser Erfolg auch vom Charakter des Hundes ab, den der Lehrer mitbringe. Österreich habe inzwischen wissenschaftlich fundierte Richtlinien für den Einsatz von Hunden in Schulklassen. Auch die Justiz habe die Wirkung von Tieren auf Häftlinge entdeckt, sagt Kotrschal weiter. "Immer mehr Strafanstalten setzen Tiere ein, um überhaupt an die Häftlinge ranzukommen." Die Pflege und die Verantwortung zum Beispiel für Katzen könne in puncto Sozialverhalten "Wunder wirken".

Hängebauchschweine helfen bei Resozialisierung

Ein Häftling kümmert sich auf dem Freigelände der JVA Bremen um Hühner, Ziegen und Schweine.

Ein Häftling kümmert sich auf dem Freigelände der JVA Bremen um Hühner, Ziegen und Schweine.

(Foto: picture alliance / dpa)

Davon ist auch die Leitung der Justizvollzugsanstalt (JVA) Bremen überzeugt. Anstatt auf Katzen setzt die Gefängnisleitung auf Hängebauchschweine, Schafe und Hühner. Jugendliche Straftäter kümmern sich um den Streichelzoo im Knast. Jeden Tag füttern sie die Tiere, kehren den Mist weg und säubern den Schweinestall im Gefängnishof. Mit sechs Hühnern begann ein JVA-Beamter vor ein paar Jahren das spendenfinanzierte Projekt, für das die Anstalt bereits mit dem Bremer Tierschutzpreis ausgezeichnet wurde.

Tiere kommen nicht nur in der Bremer JVA zum Einsatz. Im bayerischen Erbach zum Beispiel gehen Straftäter jeden Sonntag mit Hunden spazieren. Und in der Jugendanstalt Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern züchten junge Straftäter Wollschweine. Die Tierprojekte sollen die Gefangenen beschäftigen und bei der Resozialisierung helfen "Die körperliche Arbeit tut den Jungen gut, und der Job bietet sich an, um Verantwortung zu erproben", sagt Gesa Lürßen, die den Jugendvollzug in Bremen leitet.

In Schulen und Gefängnissen hält Verhaltensforscher Kotrschal Tiere für sinnvoll. Kritisch sieht er aber die Delfin-Therapie für behinderte Kinder. Hier fehle der Nachweis der nachhaltigen Wirksamkeit, so der Experte.

Bei der Tagung "Animals and Humans Together: Integration in Society" tauschen vom 19. bis 22. Juli in Wien etwa 250 Anthrozoologen neue Erkenntnisse auf dem Gebiet der Mensch-Tier-Beziehungen aus.

Quelle: ntv.de, jli/dpa

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