Preiswerte Alternative zum Kunstdünger Urin ist toller Tomatendünger
11.09.2009, 13:46 UhrMenschlicher Urin ist ein ausgezeichneter Dünger für Tomaten. Das haben Versuche eines Forscherteams um Surendra Pradhan von der Universität Kuopio (Finnland) gezeigt. Mit Urin gedüngte Pflanzen lieferten vier Mal mehr Tomaten als ungedüngte Pflanzen, berichten die Wissenschaftler im "Journal of Agricultural and Food Chemistry". Damit sei der Urin nahezu ebenso effektiv wie teurer Kunstdünger. Eine Mischung aus Urin und Holzasche liefere einen fast ebenso hohen Ertrag und vermeide dabei die Übersäuerung des Bodens, schreiben die Forscher.
Sie hatten Tomaten wegen ihrer weltweiten Verbreitung als Testpflanzen gewählt. In einem Geschmackstest mit 20 Probanden schnitten alle Tomaten gleich gut ab. Zwar schmeckten die Tester einen Unterschied zwischen urin- und urin-asche-gedüngten Tomaten, gaben aber keiner Variante einen Vorzug. Uringedüngte Tomaten waren nicht mit Keimen belastet. Allerdings sollte der Urin um die Pflanzen herum gesprüht werden und nicht direkt mit den Früchten in Kontakt kommen, schon allein weil dies zu Ammoniakverbrennungen führen könne, mahnen die Autoren der Studie. "Unsere Resultate legen nahe, dass sich Urin – mit oder ohne Holzasche – ohne irgendein mikrobielles oder chemisches Risiko als Ersatz für Mineraldünger für Tomaten benutzen lässt.” Die Düngung mit Urin sei nicht nur günstig, sie entlaste auch das Abwasser.
Bereits gute Ergebnisse bei Gurken, Mais und Kohl
Urin ist ein reichhaltiger Stickstoff-, Phosphor- und Kaliumlieferant, der nach Angaben der Forscher bereits gute Ergebnisse als Dünger für Gurken, Mais, Kohl und andere Feldfrüchte gezeigt hat. Keine Studie habe bislang jedoch eine Düngermischung aus Urin und Asche untersucht. Holzasche enthält außer Phosphor und Kalium auch noch höhere Konzentrationen von Kalzium und Magnesium. Die Wissenschaftler sammelten im Winter 2007/2008 in der Region Tampere Urin aus verschiedenen Privathaushalten mit Öko-Toiletten. Der Urin wurde sechs Monate bei sieben Grad Celsius aufbewahrt und auf Keime getestet. Urin von gesunden Menschen ist normalerweise frei von Erregern.

Eine kleine Tomatenpflanze in einem Betonsicherheitsstreifen vor der Großbaustelle der Staatsbibliothek in Berlin.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Zudem sammelten die Experten Birkenasche aus dem Ofen eines Privathaushalts im finnischen Nilsi. Im Forschungsgewächshaus der Universität Kuopio züchteten die Wissenschaftler im Frühjahr 2008 insgesamt 40 Tomatenpflanzen, die sie entweder mit Mineraldünger oder mit Urin oder mit einer Urin-Asche-Mischung oder aber gar nicht düngten. Der Ertrag aller gedüngten Pflanzen war vergleichbar und lag etwa viermal höher als bei den ungedüngten Pflanzen. Während letztere im Schnitt 91 Gramm Tomaten lieferten, brachten es uringedüngte Pflanzen auf 385 Gramm, urin-asche-gedüngte auf 355 Gramm und mineralgedüngte auf 488 Gramm. Die Früchte hatten jeweils im Wesentlichen denselben Nährstoffgehalt, auch die Antioxidantien Leukopin und Beta-Carotin waren im gleichen Umfang vorhanden.
Quelle: ntv.de, dpa