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Verschlungene Geschichte Wo hat der Hitlergruß seinen Ursprung?

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Die Nazis waren keineswegs die Erfinder des prägnanten Grußes.

Die Nazis waren keineswegs die Erfinder des prägnanten Grußes.

(Foto: picture alliance / akg-images)

In Deutschland ist es verboten, den Arm zum Hitlergruß zu erheben - hierzulande ist mit dieser Geste eindeutig das Gedankengut des Dritten Reichs assoziiert. Doch woher stammt sie eigentlich? Eine Spurensuche führt nach Italien. Doch auch in den USA war die Geste zeitweilig verbreitet.

Der Gruß mit erhobenem, ausgestrecktem rechten Arm wird landläufig als Hitlergruß bezeichnet. Die offizielle Bezeichnung war im nationalsozialistischen Deutschland "Deutscher Gruß". Er ist eine der prägnantesten Gesten der Nazi-Herrschaft. In Deutschland ist er laut Paragraf 86a Strafgesetzbuch verboten, bis zu drei Jahre Gefängnis sind möglich. Ein bekannter Fall ist der von Schlagersängerin Melanie Müller im Jahr 2024, die wegen Zeigen des Hitlergrußes zu einer Geldstrafe von 80.000 Euro verurteilt wurde.

Aber woher stammt die Geste eigentlich? Etwa ab dem Jahr 1925 wurde der Gruß von Adolf Hitler adaptiert, ab 1926 war er innerhalb der NSDAP verpflichtend. Die Nazis haben die Art zu grüßen aber nicht erfunden, sondern von den Italienern abgeguckt. Der italienische Diktator Benito Mussolini hatte bereits 1922 diesen Gruß offiziell eingeführt und damit vorgeschrieben, wie sich Italiener zu grüßen haben. Auch dabei wird der rechte Arm ausgestreckt.

Mussolini und seine Faschisten hatten den Gruß wiederum von einer Gruppe von Freischärlern namens Arditi übernommen. Diese hatten den Gruß durch den Einfluss des Schriftstellers Gabriele D’Annunzio eingeführt, der ihn "römischen Gruß" (Roman Salute) nannte. Das führte zu einer heute verbreiteten Annahme, dass dieser Gruß auf einem militärischen Gruß im Alten Rom beruht. Doch Belege für eine Verbreitung im Römischen Reich gibt es weder in Kunst noch Literatur aus der Antike. Verwiesen wird in diesem Zusammenhang auf die Trajanssäule in Rom, auf der Soldaten mit ausgestreckten Armen abgebildet sind.

Einfach nur ausgedacht?

Bellamy-Gruß zur Fahne in einer Schulklasse in den USA.

Bellamy-Gruß zur Fahne in einer Schulklasse in den USA.

(Foto: gemeinfrei)

In seinem Buch "Roman Salute" schreibt der Medienhistoriker Martin Winkler, dass die wahren Ursprünge des Grußes in der Populärkultur des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts in Europa und den USA liegen. Damals war das alte Rom als Thema beliebt und wurde in den 1890er bis zu den 1920er Jahren in vielen historischen Theaterstücken und Filmen aufgegriffen. Die Geste wurde darin als vermeintlich verbreitete Grußform im Römischen Reich dargestellt. Dadurch sei man in Europa und den USA mit dem erhobenen Arm als Gruß weitgehend vertraut gewesen, schreibt Winkler. Womöglich entspringt der Gruß also nur der regen Fantasie von Drehbuchautoren.

Übrigens: Es gibt aus dieser Zeit sehr ähnliche Grüße, die jedoch nichts mit Faschismus und Rassenwahn zu tun haben: Etwa der olympische Gruß, der Anfang des 20. Jahrhunderts erst von der französischen Mannschaft bei Olympischen Spielen, später auch von anderen Nationen gezeigt wurde. In den USA war ab Ende des 19. Jahrhunderts der Bellamy Salute (Bellamy-Gruß) in Gebrauch, mit dem Schulkinder am Morgen mit ausgestrecktem Arm die US-Flagge begrüßten. Nachdem ihn ab den 1930er Jahren zunehmend auch Nazis und Faschisten verwendeten, verschwand er in den USA allmählich.

Quelle: ntv.de

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