Erste Reaktionen der Experten Volkswirte zum Markit-Index
22.04.2010, 11:06 UhrDie Perspektiven der deutschen Industrie hellen sich rapide auf: Der Einkaufsmanagerindex für Deutschland steigt im April auf den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen. Doch Ökonomen warnen: Ein echter Aufschwung ist das noch nicht.

Sichtbare Kursreaktion: Am Aktienmarkt kam der überraschend starke Anstieg der Einkaufsmanagerindizes gut an.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Industrie entwickelt sich wegen boomender Exporte immer mehr zum Zugpferd der deutschen Wirtschaft. Ihre Geschäfte legten im April gemessen am Vormonat in Rekordtempo zu, fasste das Markit-Institut die Ergebnisse einer monatlichen Umfrage unter 500 Unternehmen zusammen. Der Einkaufsmanagerindex stieg um 1,1 auf 61,3 Punkte - das ist der höchsten Stand seit Umfragebeginn 1996. Im Vorfeld befragte Volkswirte hatten nur mit 60,1 Zählern gerechnet. Auch die Erholung der Wirtschaft im Euro-Raum hat im April kräftig an Fahrt gewonnen, wie aus den Markit-Daten hervorgeht. Unter Volkswirten fallen die ersten Reaktionen verhalten aus.
"Die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes für Deutschland bestätigen, dass die wirtschaftliche Erholung gute Fortschritte macht", stellte Fabienne Riefer von der Postbank fest. Der Index für das Verarbeitende Gewerbe habe die Erwartungen erneut übertroffen. Zur Einordnung der Daten ins Gesamtbild sagte Riefer: "Inzwischen weist der Indikator auf eine kräftige Expansion der wirtschaftlichen Aktivitäten in diesem Bereich hin. Gleichzeitig konnte sich der Indikator für den Servicesektor bei 55 Punkten stabilisieren und legt damit nahe, dass sich die Basis der Konjunkturerholung verbreitert."
In eine ähnliche Kerbe schlug Riefers Ökonomen-Kollege Gerd Hassel von der BHF-Bank. Der überraschend starken Anstieg des Markit-Index spreche dafür, so Hassel, dass "wir in Deutschland eine richtige Erholung haben, wenn auch noch keinen Aufschwung im Gesamtjahr." Sein Haus rechne im laufenden Jahr mit einem BIP-Wachstum von 1,5 Prozent.
Wer zieht die Euro-Zone?
"Aber nach solch guten Daten gibt es die Chance, dass es besser wird. In der Euro-Zone leiden einige Länder stärker, die ihr Schwergewicht auf dem Binnenmarkt und auf dem Immobilienmarkt haben wie Spanien, Portugal und Irland. Auch in Griechenland sieht es nicht gut aus", betonte Hassel. Deutschland werde für die Euro-Zone "die Konjunkturlokomotive spielen".
"Der deutsche Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes hat sich im April überraschend weiter verbessert", resümierte Jörg Zeuner von der VP Bank, um sich im Anschluss auf die Details der Entwicklung zu stürzen. "Obwohl sich der Vorlaufindikator jetzt bereits seit sieben Monaten in der Expansionszone befindet, entwickelt sich die Industrieproduktion nach wie vor nur wenig dynamisch", erklärte Zeuner.
In den ersten beiden Monaten des Jahres habe sich die Produktionsleistung im verarbeitenden Gewerbe kaum verändert, liege aber immer noch knapp acht Prozent über dem Tief vom April 2009, so Zeuner weiter. "Steigende Gewinne deutscher Unternehmen werden jedoch dazu führen, dass vermehrt Investitionen, beispielsweise in neue Maschinen, getätigt werden."
"Die deutsche Wirtschaft wird den Aufschwung der Euro-Zone", sagte Zeuner, "trotz einer soliden Binnennachfrage jedoch nicht alleine stemmen können."
Quelle: ntv.de, rts