Nach anstrengendem Tag Euro verschnauft
25.05.2010, 21:21 UhrFür den Euro zeigt der Pfeil weiter nach unten. Am Tag geht die Gemeinschaftswährung bis auf 1,2172 US-Dollar runter. Gegen Abend kann der Abwärtstrend erst einmal gestoppt werden.
Der Euro hat seine Talfahrt am Abend gestoppt. Die Gemeinschaftswährung notierte bei 1,2309 US-Dollar, nachdem sie im Handelsverlauf mit 1,2172 Dollar fast auf ein Vier-Jahres-Tief gefallen war. Händlern zufolge blieb die Nervosität an den Märkten nach der Rettung einer spanischen Sparkasse groß. "Die Psychologie spielt heute eine wichtige Rolle", sagte ein Analyst. Viele Anleger schraubten in ihren Köpfen die Wachstumserwartungen für die Euro-Zone sukzessive nach unten.
Ein Analyst sagt, die Stimmung am Markt sei von Vorsicht bezüglich des Finanzsystems der Eurozone geprägt, nachdem die kleine spanische Sparkasse CajaSur am Wochenende verstaatlicht wurde. Eine Krise des Bankensektors dürfte auch die Konjunktur in der Eurozone belasten, so die verbreitete Befürchtung. "Die Sorgen vor einem Double Dip ausgehend von der Eurozone nehmen zu", stellt die HSH Nordbank fest.
Auch der Internationale Währungsfonds hatte sich zu Wort gemeldet und von Spanien weitreichende Reformen gefordert. Der südeuropäische Staat leidet vor allem unter den Folgen einer geplatzten Immobilienblase."Mit weiteren Rettungsmaßnahmen innerhalb des spanischen Bankensektors muss man wohl rechnen", sagte Marktstratege Heino Ruland von Ruland Research. Neben den Sparkassen könnten auch Großbanken wegen ihres Engagements im Immobiliensektor Probleme haben.
"Es sieht ganz danach aus, als ob die internationalen Anleger jede kleine Aufwärtsbewegung des Euro dazu nutzen, sich von ihren Beständen zu trennen, um dann vorzugsweise in den Dollar, Japanischen Yen oder den Schweizer Franken zu gehen", so die HSH-Devisenanalysten. Das Eindecken von Leerverkaufs-Positionen scheine ebenfalls beendet zu sein. Für den Berichtstag sei kein Ende der Talfahrt der Gemeinschaftswährung in Sicht.
Test für Vierjahrestief
Die DZ Bank macht auch bei einer technischen Betrachtung eine ungünstige Lage für den Euro aus. Die Analysten erwarten, dass der Euro sein Vierjahrestief bei 1,2144 US-Dollar testen wird. Bei 1,2372 US-Dollar dürfte für den Tageshandel die obere Begrenzung liegen, so ihre Prognose. Aus dem Handel heißt es, der Euro könnte nun die Marken 1,2000 US-Dollar und 105 Yen ansteuern.
Am Nachmittag steht in den USA der Conference-Board-Index für das Verbrauchervertrauen an und könnte den Devisenmarkt bewegen. Ökonomen erwarten im Mittel einen Stand von 58,5. Der Einfluss von Konjunkturdaten ist in jüngster Zeit jedoch gesunken.
Italien soll darüber hinaus heute Vorschläge unterbreiten, wie es das Haushaltsdefizit einzudämmen gedenkt, berichtet die HSH Nordbank. Die Marktteilnehmer werde das kalt lassen. "Sie wollen keine Versprechungen, sondern sind nur an Fakten interessiert", so die Einschätzung der Analysten.
Merkel wirbt für den Euro

Gespräche mit Scheich Mohammed bin Zayed Al Nahyan, dem Kronprinz von Abu Dhabi: Während Merkel spricht, unterzeichnen Siemens-Chef Peter Löscher (links) und Scheich Diyab al Nahyan (rechts) eine Reihe von Vereinbarungen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Während an den Märkten die Unsicherheiten hoch kochen, meldet sich die deutsche Bundeskanzlerin im Rahmen ihrer derzeitigen Auslandsreise zur Vorbildrolle des Euro zu Wort. Die Golfstaaten stehen nach Einschätzung von Bundeskanzlerin Angela Merkel hinter den europäischen Versuchen zur Stabilisierung der europäischen Gemeinschaftswährung. "Man hat Interesse an einem starken Europa, aber man weiß, dass wir unsere Wettbewerbsfähigkeit entwickeln müssen. Genau dies ist ja auch die deutsche Position", sagte Merkel in Abu Dhabi.
Auf die Frage, ob der Euro weiter Vorbild bei den Bemühungen der Golfstaaten um eine eigene Gemeinschaftswährung im Rahmen des Golf-Kooperationsrats sein könne, sagte Merkel: "Ja, natürlich." Das Thema habe großen Raum in den Gesprächen eingenommen. "Man hat hier ein sehr gutes Verständnis dafür, dass eine Region wie die Europäische Union, die eine gleiche Währung hat, auch versuchen muss, eine gleiche wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zu haben", sagte die CDU-Politikerin weiter. Und man wisse, dass die Defizite der teilnehmenden Staaten nicht zu hoch sein dürften.
Quelle: ntv.de, nne/AP/dpa/rts