Aufatmen oder durchatmen? Wall Street pumpt sich auf
02.06.2010, 16:25 UhrDie US-Börsen zeigen sich gefasst nach dem Ausverkauf zum Handelsschluss am Dienstag. Der Dow geht mit leichten Gewinnen in den Handel. Die Probleme bleiben aber Händlern zufolge gleich. Allen voran belaste BP.
Die Ölkatastrophe vor der US-Küste im Golf von Mexiko hat die Wall Street weiter fest im Griff. Nachdem am Dienstag bereits kurz vor Handelsende eine Art Ausverkauf, wie Händler sagten, einsetzte, der den Gesamtmarkt noch ins Minus drückte, bleibt die Stimmung auch zum Handelsauftakt angespannt. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte kletterte in der ersten Handelsstunde um 0,4 Prozent auf 10.064 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 stieg um 0,5 Prozent auf 1076 Zähler, der Index der Technologiebörse Nasdaq legte 0,6 Prozent auf 2234 Stellen zu.
Vor allem in den ausverkauften Energiewerten dürfte ersten Schnäppchenjäger auftauchen. Für langfristige Erholungen sei dies jedoch noch nicht ausreichend. "Der Markt fürchtet sich noch vor einer Welle von Herunterstufungen für die Öl- und Ölfeld-Aktien", sagt ein Händler. Immerhin rechne der Markt bei BP mittlerweile mit einem möglichen Schadens-Szenario von 15 Mrd. bis 20 Mrd. Dollar.
BP ein Problem für gesamte Branche
Auf BP kommen nun auch zivil- und strafrechtliche Ermittlungen zu. Die Staatsanwälte hätten eine ausreichende Basis, um zu ermitteln, sagte US-Justizminister Eric Holder. Die USA wollten dabei äußerst akribisch vorgehen. Auch Bundesbehörden wie das FBI seien eingeschaltet. "Wir werde nicht eher ruhen, bis wir Gerechtigkeit haben."
Experten zufolge waren die Ermittlungen nur noch eine Frage der Zeit. Dabei könnte es nicht nur BP an den Kragen gehen. So betrieb Transocean die Bohrplattform "Deepwater Horizon", deren Explosion die Katastrophe vor einigen Wochen ausgelöst hatte. Halliburton war für Zementarbeiten an dem Bohrloch verantwortlich. Cameron International lieferte die Vorrichtung, die ein unkontrolliertes Austreten von Öl und Gas eigentlich hätte verhindern sollen.
Die in New York gehandelten Aktien von BP rückten um 1,1 Prozent vor, nachdem sie am Dienstag ein Minus von 15 Prozent verbucht hatten. Bei Halliburton belief sich das Plus sogar auf fast fünf Prozent, bei Anadarko Petroleum auf vier Prozent. Lediglich die Titel des Bohrinsel-Besitzers Transocean büßten erneut knapp zwei Prozent ein.
Die Titel von Radioshack legten ein Prozent zu. Zuvor war durchgesickert, dass die US-Beteiligungsgesellschaft Blackstone an dem Elektronikhändler interessiert ist und ein Angebot vorgelegt habe.
AIG lustlos
AIG-Aktien notierten fast unverändert auf die Nachricht, dass der ehemals weltgrößte Versicherer den Milliarden-Verkauf seiner asiatischen Tochter an die britische Prudential abblasen musste. AIG hatte eine Preissenkung abgelehnt und dafür die erwartete Quittung kassiert. Allerdings hatte sich diese Entwicklung bereits am Dienstag abgezeichnet.
Häuserdaten überraschen
Der Index der ausstehenden Hausverkäufe (Pending Home Sales) ist im April stärker als erwartet gestiegen. Wie die National Association of Realtors (NAR) mitteilte, kletterte der Index gegenüber dem Vormonat um 6,0 Prozent und lag damit um 22,4 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Volkswirte hatten nur einen Anstieg um 5,0 Prozent zum Vormonat erwartet. Im März war dieser Index auf Monatssicht um revidiert 7,1 Prozent gestiegen, vorläufig war der Anstieg auf 5,3 Prozent beziffert worden.
Quelle: ntv.de, bad/DJ