Sport

Berlin verliert Vorentscheidung Hamburg soll Olympia nach Deutschland holen

Der Geschäftsführer der Kunsthalle, Stefan Brandt, Hamburgs Innensenator Michael Neumann, der Unternehmer Alexander Otto und der Präsident des Hamburger Sportbundes, Jürgen Mantell, jubeln bei der Bekanntgabe der Olympia Empfehlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) zur Bewerberstadt Hamburg.

Der Geschäftsführer der Kunsthalle, Stefan Brandt, Hamburgs Innensenator Michael Neumann, der Unternehmer Alexander Otto und der Präsident des Hamburger Sportbundes, Jürgen Mantell, jubeln bei der Bekanntgabe der Olympia Empfehlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) zur Bewerberstadt Hamburg.

(Foto: dpa)

Deutschland soll sich mit Hamburg um die Olympischen Spiele 2024 bewerben. Dies rät zumindest das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes der Mitgliederversammlung in der Frankfurter Paulskirche - und spricht sich damit gegen Berlin aus.

Jubel in Hamburg, Katzenjammer in Berlin: Die Hansestadt soll 2024 die Olympischen Spiele zurück nach Deutschland holen - 52 Jahre nach dem letzten Ringe-Fest auf deutschem Boden in München 1972. Das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) sprach in Frankfurt eine entsprechende Empfehlung an seine Mitglieder aus und entschied sich damit wenig überraschend gegen Berlin. Hanseatische Verlässlichkeit zählte für die Bosse des deutschen Sports letztlich mehr als der Bonus der Weltstadt Berlin.

DOSB-Präsident Alfons Hörmann sprach von einer engen Entscheidung

DOSB-Präsident Alfons Hörmann sprach von einer engen Entscheidung

(Foto: dpa)

"Es war eine enge Entscheidung", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann bei der Bekanntgabe der Entscheidung im "Raum Gold" des Lindner-Hotels in Frankfurt: "Von den 33 olympischen Spitzenverbänden, die an der Abstimmung teilgenommen haben, stimmten 18 für Hamburg, elf für Berlin und vier für beide Städte. Hamburg bietet ein faszinierendes und kompaktes Olympiakonzept. Hamburg ist eine Stadt, die genau zur Agenda 2020 des Internationalen Olympischen Komitees passt."

Ein Weg mit hohen Hürden

Die außerordentliche Mitgliederversammlung des DOSB muss am Samstag in der Frankfurter Paulskirche der Empfehlung des Präsidiums noch zustimmen. Dieser Schritt gilt als sicher, und er wird erst der zweite sein für Hamburg am Anfang eines langen, mit hohen Hürden gespickten Weges bis hin zu einer Eröffnungsfeier in einem noch zu errichtenden Olympiastadion auf der Elbinsel Kleiner Grasbrook.

IOC entscheidet 2017

Zeitplan für die Olympiabewerbung 2024

21. März: Außerordentliche DOSB-Mitgliederversammlung in Frankfurt mit Kür des deutschen Bewerbers.

15. September 2015: Ende der Anmeldefrist beim Internationalen Olympischen Komitee

8. Januar 2016: Abgabe der Bewerbungsunterlagen und finanziellen Garantien beim IOC - das etwa 80-seitige sogenannte Mini Bid Book

April/Mai 2016: Benennung der offiziellen Kandidaten durch das IOC

5. bis 21. August 2016: Die Kandidatenstädte nehmen im Rahmen des Beobachterprogramms des IOC an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro teil.

Januar 2017: Kandidaten müssen das erforderliche "Bid-Book" einreichen

Februar/März 2017: Besuche der IOC-Evaluierungskommission in den Kandidatenstädten

Sommer 2017: Wahl des Ausrichters der Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 auf der 129. IOC-Session in Lima (Peru)

Vor der Abgabe der kompletten Unterlagen der bis zu 50 Millionen Euro teuren Bewerbung beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) am 8. Januar kommenden Jahres müssen sich mindestens 50 Prozent der Bürger in der Hansestadt in einer Befragung im September für die Sommerspiele 2024 oder gegebenenfalls auch 2028 aussprechen. Bis dahin sollen auch seriöse Angaben über die Kosten der 16-tägigen Mammut-Veranstaltung gemacht werden, die gerade in der Hansestadt gewaltige Bauvorhaben nötig macht. Berlin hätte weniger werkeln müssen.

In der letzten Stimmungsumfrage des DOSB hatten sich 64 Prozent der Hamburger für Sommerspiele vor der eigenen Haustür ausgesprochen und nur 55 Prozent der Berliner. Vor allem weil Hörmann und Co. ein erneutes Bewerbungs-Desaster unter allen Umständen vermeiden wollten, entschieden sie sich gegen das international bekanntere Berlin und für die erheblich sicherere Variante Hamburg. Doch auch bei einem positiven Bürgervotum liegen Spiele in Hamburg, die vierten in Deutschland nach München (1972), Berlin und Garmisch-Partenkirchen (beide 1936), noch im dichten hanseatischen Nebel verborgen.

Zum einen ist die internationale Konkurrenz groß. Boston wird sich bewerben und ist wegen der mächtigen IOC-Unterstützer aus den USA automatisch der Favorit, unabhängig davon, wer außer Rom noch seinen Hut in den Ring werfen wird. Zum anderen gilt als sicher, dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) den Zuschlag für die EM 2024 erhalten wird. Zwei Großereignisse innerhalb weniger Wochen in einem Land - nicht wenige Skeptiker halten dies für ein Ausschlusskriterium für eine deutsche Bewerbung.

Selbstsicher vor der Entscheidung

In Hamburg bleiben die Olympia-Macher dennoch cool. Innensenator Michael Neumann hatte schon nach der abschließenden Präsentation seiner Stadt am Sonntagabend eine bemerkenswerte Sicherheit ausgestrahlt. Mit der Gewissheit, dass die mächtige Handelskammer sowie Stadt- und Bundespolitik ihren Segen geben, können die Hanseaten nun richtig loslegen.

Neben dem Spannen internationaler Netzwerke wird Überzeugungsarbeit Tagesgeschäft sein. Denn auch Olympia-Gegner und -Skeptiker gibt es zuhauf, und sie lauern nicht nur in Reihen des Aktionsbündnisses NOlympia. Zu teuer, nur zum finanziellen Wohle des IOC und zu Lasten anderer wichtiger Sozialprojekte, schlechte Erfahrungen mit der Elbphilharmonie - die olympische Idee begeistert bei weitem nicht alle.

Nicht umsonst rührt der für den Sport zuständige Innenminister Thomas de Maizière schon kräftig die olympische Werbetrommel - und ist sich sogar nicht zu schade, an die Ehre aller Deutschen zu appellieren. "Ich finde, dass wir Deutsche glänzend darin sind, immer Gegenargumente zu finden. Mit der Bewerbung um Olympische Sommerspiele können wir beweisen, dass wir auch zum Gegenteil in der Lage sind. Dass wir - natürlich ohne Gegenargumente zu missachten - positiv an ein Projekt herangehen können", sagte de Maizière in einem Welt-Interview.

Quelle: ntv.de, Jörg Mebus und Ulrike Weinrich, sid

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