Panorama

Mehr als 450 Tote nach Erdbeben Türkei bittet auch Israel um Hilfe

Auch zwei Tage nach dem Beben wurden noch Überlebende unter den Trümmern gefunden.

Auch zwei Tage nach dem Beben wurden noch Überlebende unter den Trümmern gefunden.

(Foto: REUTERS)

Die türkische Regierung bittet nun doch das Ausland um Hilfe für die Erdbebenopfer. Selbst Israel soll helfen - die Unterstützung könnte die angespannten Beziehungen zwischen beiden Staaten wieder verbessern. Im Erdbebengebiet werden bislang über 450 Leichen aus den Trümmern geborgen. Es gibt aber auch noch immer Überlebende.

Zwei Tage nach dem schweren Erdbeben hat die Türkei nun doch um Hilfe aus dem Ausland gebeten. Die Regierung fragte bei den mehr als 30 Ländern, die ihre Unterstützung angeboten hatten, um Erstversorgung der Bebenopfer nach, wie ein Vertreter des Außenministeriums mitteilte. Unter anderem würden Notunterkünfte wie Zelte und Container benötigt. Ministerpräsident Tayyip Erdogan hatte zunächst erklärt, die Türkei komme ohne internationale Hilfe aus. Auch Deutschland bot Unterstützung an.

Bemerkenswert ist, dass die türkische Regierung auch auf das israelische Hilfsangebot zurückgekommen ist. Israel kündigte umgehend an, eine Luftbrücke in das Katastrophengebiet im Südosten der Türkei einzurichten.

Die Retter halten das Baby auf dem Arm.

Die Retter halten das Baby auf dem Arm.

(Foto: dpa)

Israel und die Türkei sind ehemalige Bündnispartner. Die Beziehungen waren zuletzt aber auf einem Tiefpunkt. Hintergrund ist der Streit über einen israelischen Militäreinsatz gegen eine Hilfsflotte für den palästinensischen Gazastreifen, bei dem neun türkische Aktivisten getötet wurden. Über die Hilfe für die Bebenopfer könnten sich beide Seiten wieder annähern.

Säugling lebend geborgen

Kurz darauf wird auch die Mutter aus den Trümmern geborgen.

Kurz darauf wird auch die Mutter aus den Trümmern geborgen.

(Foto: REUTERS)

Bei den Erdstößen am Sonntag sind mehr als 400 Menschen ums Leben gekommen. Bisher wurden nach türkischen Angaben 459 Leichen aus den Trümmern geborgen. Drei Tage nach dem Beben wird das Ausmaß der Zerstörung immer deutlicher. Die Behörden korrigierten die Zahl der zerstörten Häuser von 970 auf 2262, berichtete der Fernsehsender CNN-Türk unter Berufung auf den Krisenstab der Regierung.

Rettungshelfer suchen fieberhaft nach möglichen Überlebenden und Toten in den Trümmern. Wie durch ein Wunder fanden sie dabei 47 Stunden nach dem Erdbeben ein Neugeborenes lebend. Das Mädchen lag unter einem eingestürzten Haus in der am stärksten zerstörten Stadt Ercis. "Es ist gesund und es wird leben", sagte der Arzt Sinan Asar. Die kleine Azra sei unterkühlt und dehydriert gewesen. Sie wurde darum in einem Brutkasten behandelt. Wenig später wurden auch die Mutter und die Großmutter gerettet.

Menschen warten auf Zelte

Die Zelte werden als Notunterkünfte dringend benötigt.

Die Zelte werden als Notunterkünfte dringend benötigt.

(Foto: REUTERS)

Der türkische Rote Halbmond brachte am Dienstagabend mit Geleitschutz der Armee Zelte für Erdbebenopfer in die osttürkische Stadt Ercis. Der Konvoi sei von Tausenden Menschen erwartet worden, die sich in einer etwa einen Kilometer langen Schlange vor einer Wache der Gendarmerie aufgestellt hatten.

"Ich warte seit mehr als 13 Stunden auf ein Zelt. Meine Familie besteht aus zehn Personen", sagte der 19-jährige Cemal Alam, ein Einwohner der bei dem Erdbeben schwer zerstörten Stadt. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt hatten in den beiden Nächten zuvor viele Menschen im Freien übernachten müssen. Am Abend erschütterte ein heftiges Nachbeben der Stärke 5,4 die Region in der Provinz Van.

Häftlinge revoltieren

Wegen des Nachbebens revoltierten Häftlinge in Gefängnis der Stadt gegen ihre Wärter. Die Gefangenen hätten ein Feuer gelegt und die Wachmannschaften mit Messern und Scheren angegriffen, berichteten türkische Medien. Die Häftlinge protestierten dagegen, dass sie ihre Zellen trotz des Nachbebens nicht verlassen durften. Mehrere Schließer seien verletzt worden. Die Behörden brachten zusätzliche Sicherheitskräfte in das Gefängnis, aus dem am Sonntag etwa 200 Gefangene durch ein Loch in einer Mauer entkommen waren. 50 von ihnen kehrten jedoch zurück, nachdem sie sich vergewissert hatten, dass ihre Familien wohlauf waren.

Die Provinz Van liegt im Südosten des Landes und grenzt an den Iran. Sie wird mehrheitlich von Kurden bewohnt. Die Türkei wird immer wieder von heftigen Erdbeben heimgesucht. Das Beben vom Sonntag hatte eine Stärke von 7,2.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts

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