Südkorea erwartet Atomtests in Serie Kim Jong Un spielt mit der Bombe
05.02.2013, 16:18 Uhr
Die Führungsriege Nordkoreas. Das Archiv-Foto zeigt unter anderem den neuen Staatschef Kim Jong Un (2.v.l.).
(Foto: REUTERS)
Die Propaganda des Kim-Regimes in Nordkorea läuft auf Hochtouren: Im Internet kursieren martialische Clips, und die Führungsriege lässt sich mit markigen Sprüchen zitieren. Womöglich stimmt sich der kommunistische Staat auf den gewaltigsten Atomtest in seiner Geschichte ein.
Nordkoreanische Staatsmedien sprechen seit Tagen von einer "wichtigen Wende" in der Verteidigungspolitik des Landes. Was damit gemeint ist, ist schleierhaft - zumindest bisher. Der scheidende Präsident des verfeindeten Südkoreas, Lee Myung Bak, hat nun eine düstere Theorie entwickelt.

Eine Provokation für Nordkorea. US-Kriegsschiffe führen zusammen mit Südkoreanischen Kräften eine Übung im Pazifik durch.
(Foto: REUTERS)
Seit Wochen zeichnet sich ab, dass der kommunistische Staat kurz vor einem Atombombentest steht. Lee zufolge könnte der dritte Test in der Geschichte des Landes alle dagewesenen bei weitem übertreffen. "Es ist sehr gut möglich, dass Nordkorea an zwei oder mehr Orten gleichzeitig mehrere Atomtests vornimmt", sagte er der Zeitung "Chosun Ilbo". Nordkorea setzt laut Lee darauf, ein Maximum an wissenschaftlichen Erkenntnissen zu sammeln, um dem Bau einer einsatzbereiten Bombe so nah wie möglich zu kommen – bevor neue Sanktionen der internationalen Staatengemeinschaft das Land weiter in Bedrängnis bringen.
Nordkorea will mehr als einen Atomtest
Kaum war das Zeitungsinterview mit Lee erschienen, untermauerte das Regime von Kim Jong Un die Befürchtungen des Mannes aus dem Süden. Aus Pjöngjang hieß es: Das Land habe sich entschlossen, "über einen Atomtest hinausgehende Maßnahmen" zu ergreifen. Die Begründung lieferte Nordkorea gleich mit: Pjöngjang reagiere auf die Vorbereitungen für einen Atomkrieg, den die Feinde des Landes immer offener anstrebten.
Gemeint sind mit den Feinden Nordkoreas zum einen der Nachbar im Süden und zum anderen die Vereinigten Staaten von Amerika. Washington und Seoul halten immer wieder gemeinsame Militärmanöver in der Region ab. Nordkorea sieht darin eine Generalprobe für eine Invasion – den Beginn jenes Atomkriegs. Die USA und Südkorea dementieren diese Darstellung.
Propaganda-Webseite inszeniert den Untergang der USA
Zugleich verbreitete sich auf dem Internetportal YouTube ein martialisches Video aus Nordkorea. Der Clip von der für Propaganda zuständigen offiziellen Webseite "Uriminzokkiri" zeigt einen jungen Koreaner, der offensichtlich träumt. Er sieht nordkoreanische Raketen aufsteigen und fliegt mit einer von ihnen um die Welt. Während im Hintergrund der US-Song "We Are the World" läuft, überfliegt er unter anderem ein vereintes Korea. Gegen Ende des Videos nähert sich die Rakete den Vereinigten Staaten. Kurz ist die Flagge mit den Sternen und Streifen zu sehen, dann eine Großstadt, die an New York erinnert. Raketen prasseln dort auf die Wolkenkrater nieder, bis eine gewaltige Explosion die gesamte Szenerie auslöscht.
Das Säbelgerassel Nordkoreas erreicht einen neuen Höhepunkt. Die Propaganda-Schlacht könnte der Prolog zum ambitioniertesten Atomtest des Landes sein. Die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten versuchen derweil, möglichst nüchtern zu reagieren.
Aus Washington ist zu hören, man wolle den bevorstehenden Atomtest genau beobachten, um möglichst viele Erkenntnisse über den aktuellen Stand des Atomprogramms zu gewinnen. Dabei geht es vor allem um die Frage, ob Nordkorea inzwischen in der Lage ist, einen Sprengkopf herzustellen, der auf einer Rakete platziert werden kann.
Experten erwarten, dass der Test vor dem koreanischen Neujahr am 10. Februar stattfinden könnte. Auch der Geburtstag von Ex-Machthaber Kim Jong Il am 16. Februar gilt als möglicher Stichtag.
Quelle: ntv.de, ieh/rts/AFP