Politik

Schutz für säumige Beitragszahler Krankenkasse soll nicht Schuldenfalle werden

Schulden und Säumniszuschläge sollen erlassen werden.

Schulden und Säumniszuschläge sollen erlassen werden.

(Foto: dpa)

Hunderttausende schulden ihrer Krankenkasse Geld. Überhaupt keinen Versicherungsschutz hatten zuletzt zudem 137.000 Menschen in Deutschland. Ein Gesetz soll helfen - doch es gibt Kritik.

Menschen ohne Krankenversicherung sollen leichter in eine Krankenkasse zurückkehren können. Außerdem sollen die hohen Zinsen bei Schulden gegenüber der Krankenkasse stark reduziert werden. Das hat der Bundestag in Berlin mit den Stimmen von CDU/CSU, FDP und Grünen beschlossen. "Wir bringen die betroffenen Menschen wieder in die Absicherung zurück", sagte Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP).

Für gesetzlich Versicherte soll bei Beitragsschulden künftig ein Säumniszuschlag in Höhe von monatlich einem statt wie bislang fünf Prozent gelten. Bisherige Schulden aus dem erhöhten Säumniszuschlag sollen erlassen werden. Der Kassen-Spitzenverband soll bis 15. September die konkreten Bedingungen aufstellen.

Wer nicht versichert ist und sich bis 31. Dezember bei einer Kasse meldet, dem sollen die Beitragsschulden erlassen werden. Sie fallen bisher für den Zeitraum zwischen Beginn der Versicherungspflicht 2007 und der Meldung bei der Kasse an. Wer sich erst nach dem Stichtag meldet, soll eine Ermäßigung auf die Nachzahlungen bekommen. Es wird erwartet, dass der Bundesrat das Gesetz am 5. Juli passieren lässt.

Überführung in neuen Notlagentarif

Beitragsschuldner in der privaten Krankenversicherung sollen nach einem Mahnverfahren in einen neuen Notlagentarif überführt werden. Durch die niedrigere Prämie sollen die Schuldner vor Überforderung geschützt werden - bezahlt werden soll bei akuten Erkrankungen. Nach Zahlung aller ausstehenden Beiträge sollen die Betroffenen wieder in ihre ursprünglichen Tarife zurückkehren können.

Bahr betonte: "Jeder soll in Deutschland einen Krankenversicherungsschutz für die notwendigen Leistungen haben." Zu Solidarität gehöre es aber auch, dass fällige Beiträge auch gezahlt würden. Allerdings: "Es haben sich für betroffene Menschen Schuldenberge aufgehäuft."

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach entgegnete: "Die Leute, die jetzt die Schulden gemacht haben, werden die Schulden, die kurzfristig erlassen werden, doch wieder machen." Viele könnten sich die Krankenversicherung heute nicht leisten. Er forderte im Einklang mit den rot-grünen Wahlversprechen: "Führen Sie eine Wahlmöglichkeit für eine Bürgerversicherung ein, dann wäre Ihr Notfalltarif, dann wären Ihre Säumniszuschläge, dann wäre das alles platt."

Auch die Kassen sehen das Kernproblem nicht gelöst. Die aus der Versicherungspflicht entstehenden Lasten dürften nicht alleine den Beitragszahlern aufgebürdet werden. "Hier wäre eine grundlegende Lösung über Steuergelder nötig", sagte Verbandssprecher Florian Lanz.

Der Präsident des Sozialverbands Deutschland, Adolf Bauer, sagte, die Pläne würden den hier angehäuften sozialen Sprengstoff höchstens kurzfristig entschärfen.

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen