Bodyguard Bin Ladens lebt in NRW Abschiebung scheitert zwei Mal
06.08.2012, 20:43 Uhr
Bin Laden dient heute als Vorbild einer neuen Generation islamischer Terroristen.
(Foto: REUTERS)
Ein Salafist aus der Leibgarde von Osama Bin Laden lebt unbehelligt in Bochum. Sami A. soll weltweit vernetzt sein und zwei Mitglieder der mutmaßlichen Düsseldorfer-Al-Kaida-Zelle ausgebildet haben. Verfassungsschutz, Innenministerium und Stadt halten ihn für gefährlich. Doch ausweisen können sie ihn bisher nicht.

Sami A. soll ihr Lehrmeister gewesen sein: die mutmaßliche Düsseldorfer Zelle.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ein ehemaliger Leibwächter des getöteten Terroristen Osama Bin Laden lebt seit Jahren in Bochum, obwohl Sicherheitsbehörden ihn für gefährlich halten. Ausweisungsversuche der Ausländerbehörde sind bislang gescheitert. Einen entsprechenden Bericht der "WAZ"-Gruppe bestätigte das nordrhein-westfälische Innenministerium in Düsseldorf.
Die Bundesanwaltschaft hatte bereits im März 2006 ein Ermittlungsverfahren gegen den 36-jährigen Tunesier Sami A. eingeleitet, um den Anfangsverdacht zu prüfen, er könne Mitglied in einer ausländischen terroristischen Vereinigung sein. Das Verfahren sei aber 2007 eingestellt worden, "weil die Ermittlungen den Tatverdacht nicht mit der für eine Anklageerhebung erforderlichen hinreichenden Sicherheit erhärten konnten", wie die Karlsruher Behörde mitteilte.
Ein Jahr vor den Anschlägen am 11. September 2001 soll Sami A. Bin Laden beschützt haben. Wie die "WAZ" berichtet, sei der Salafist noch heute bestens vernetzt mit Terroristen, denen führende Rollen bei den Anschlägen zugeschrieben werden. Später reiste er nach Deutschland ein. Zunächst studierte er in Krefeld Textiltechnik und technische Informatik.
Seit 2005 soll er sich in Bochum aufhalten und dort Elektrotechnik studiert haben. Regelmäßig hält er dort Vorträge in verschiedenen Moscheen. Er gelte daher auch als mitverantwortlich für die Radikalisierung von zwei Mitgliedern der mutmaßlichen Düsseldorfer Al-Kaida-Zelle. Amid C. aus Bochum und Halil S. aus Gelsenkirchen sollen bei ihm ideologisch ausgebildet worden sein - zur Vorbereitung für einen Bombenanschlag in Deutschland. Die beiden stehen inzwischen vor Gericht.
"Gefährlicher Prediger"
Der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz hat den früheren Angehörigen der Leibgarde von Al-Kaida-Chef Bin Laden schon seit acht Jahren im Visier: "Wir stufen Sami A. als einen gefährlichen Prediger ein", teilte Verfassungsschutzpräsident Burkhard Freier mit.
Auch NRW-Innenminister Ralf Jäger will nicht locker lassen: "Ich setze alles daran, die Menschen vor solchen gefährlichen Dschihadisten zu schützen", teilte er mit. Bislang haben die Behörden allerdings kein strafrechtlich relevantes Material gegen den 36-Jährigen in der Hand, der mit der erklärten Absicht zum Technikstudium in die Bundesrepublik eingereist war. Bereits im März 2006 hatte das Bochumer Ausländerbüro Sami A. mit Abschiebung gedroht. Das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen hob die Verfügung allerdings als unverhältnismäßig auf.
Ein erneuter Versuch scheiterte 2011. Die Richter waren überzeugt, dass Sami A. an einer militärischen Ausbildung von Al-Kaida teilgenommen und terroristische Vereinigungen unterstützt hat. Sie gehen auch von seiner "gegenwärtigen Gefährlichkeit" aus. Die Gründe für eine Ausweisung seien jedoch unzureichend. So liege kein strafrechtlich relevantes Material gegen ihn in der Hand. Ebenso berücksichtigt das Gericht, dass Sami A. eine eingebürgerte tunesischstämmige Ehefrau und drei gemeinsame kleine Kinder mit deutschem Pass hat.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, das Oberverwaltungsgericht NRW in Münster entscheidet über eine mögliche Berufung im Fall Sami A. Der muss sich täglich bei der Polizei melden. Die Stadtgrenzen darf er nicht überschreiten.
Quelle: ntv.de, cro/dpa