Keine "Militarisierung der Entwicklungshilfe" Niebel in Feisabad
02.04.2010, 17:23 UhrEntwicklungshilfeminister Niebel will die Arbeit der einzelnen Hilfsmissionen in Afghanistan besser abstimmen und zudem Bundeswehr und Entwicklungshilfe eng miteinander verzahnen.
Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel hat sich für eine stärkere Vernetzung der Einsätze von Bundeswehr, deutscher Polizei und Entwicklungshelfern ausgesprochen. "Das bedeutet nicht, dass wir uniformierte Entwicklungshelfer haben wollen", sagte er im nordafghanischen Feisabad. Es werde nicht zu einer "Militarisierung der Entwicklungshilfe" kommen, aber die Arbeit der einzelnen Hilfsmissionen müsse besser abgestimmt werden.
In Feisabad hat die Bundeswehr rund 410 Soldaten stationiert, die sich um die Sicherheit in der nordöstlichen Provinz Badakhshan kümmern. Die Sicherheitslage gilt dort als "ruhig, aber nicht stabil". Neben dem Bundeswehr-Feldlager wird gerade ein Trainingscamp für afghanische Polizisten gebaut. Mehrere deutsche Polizeiausbilder sind bereits in Feisabad stationiert.
Lebensqualität muss besser werden
Bei seinem Besuch in der Provinz Badakhshan besichtigte Niebel in Faisabad ein Patientenhaus der Hilfsorganisation Kinderberg International. Dort werden unter anderem Unterernährte betreut. "Es ist nicht akzeptabel, dass in Badachschan nahezu jede siebte Frau bei der Geburt ihrer Kinder das Leben verliert und eines von fünf Kindern vor Erreichen des fünften Lebensjahres stirbt, weil keine ausreichende Gesundheitsversorgung und Ernährung gewährleistet ist", so Niebel.
In Batasch besuchte der FDP-Politiker ein mit deutschen Mitteln gefördertes Trinkwasservorhaben. Der Vertreter des Gemeindeentwicklungsrates, Mohammed Jasin, sagte, die Bewohner hätten früher das Wasser von einem nahegelegenen Fluss holen müssen. Es sei nicht sauber gewesen und habe viele krankgemacht.
Bei einem Gespräch mit deutschen Entwicklungshelfern sagte Niebel, die Anstrengungen für eine Verbesserung der Lebensqualität in der als sicher eingestuften Provinz müssten noch weiter verstärkt werden.
Badakshan gehört auch zu den fünf Schwerpunktprovinzen der deutschen Entwicklungshilfe. In den kommenden Jahren soll der größte Teil der jährlich 430 Millionen Euro Entwicklungs- und Wiederaufbauhilfe für Afghanistan in den Norden investiert werden, weil dort die Bundeswehr die Verantwortung für die Sicherheit hat. "Wir wollen den vernetzten Ansatz endlich umsetzen", sagte Niebel. Er mahnte die Hilfsorganisationen, dies zu akzeptieren. "Wer staatliches Geld in die Hand nimmt, muss sich auch im staatlichen Gesamtkontext engagieren."
Quelle: ntv.de, dpa/AFP