Rot-Grün gegen Steuerabkommen Schweiz akzeptiert Zahlungen
05.04.2012, 06:57 Uhr
Im August 2011 wurde das Steuerabkommen abgeschlossen.
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Die Schweiz bessert das umstrittene Steuerabkommen nach. Das Zusatzprotokoll steht vor der Unterzeichnung. Dabei ist die Mehrheit im Bundesrat nicht sicher. Die SPD sieht noch immer zu viele Schlupflöcher für Steuersünder. Der Streit um die Haftbefehle gegen drei deutsche Steuerfahnder dauert unterdessen an.
Nach schwierigen Verhandlungen wollen Deutschland und die Schweiz ein Zusatzprotokoll zu ihrem umstrittenen Steuerabkommen unterzeichnen. Darin verpflichtet sich die Schweiz nach Angaben von Diplomaten zur Zahlung höherer Abgeltungszahlungen auf Schwarzgeld-Guthaben von Deutschen, als dies bisher vorgesehen war. Konkrete Zahlen sollen aber erst nach der Unterschriftsleistung in Bern bekannt gegeben werden.
Die Schweiz bewegt sich zu wenig, findet SPD-Politiker Nils Schmid.
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Für die Bundesrepublik werde der deutsche Botschafter unterschreiben, hieß es im Finanzministerium in Berlin. Die Schweizer Regierung gab Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf grünes Licht für die Vertragsergänzung zu dem im August 2011 abgeschlossenen Steuerabkommen. Unterzeichnen soll sie ein hoher Beamter ihres Ministeriums.
Ungeachtet der Nachbesserungen wollen die rot-grün regierten deutschen Bundesländer dem Abkommen im Bundesrat ihre Zustimmung verweigern. Wenn sie bei dieser Haltung bleiben, kann es mangels einer ausreichenden Mehrheit nicht in Kraft treten.
Baden-Württembergs Finanzminister Nils Schmid gibt auch dem nachgebesserten Steuerabkommen mit der Schweiz keine Mehrheitschance im Bundesrat. "Die Nachbesserungen sind nicht ausreichend, weil es noch zu viele Schlupflöcher gibt", sagte der SPD-Politiker. Die Schweiz habe sich zwar bewegt, aber zu wenig. Da seien sich die von SPD und Grünen regierten Länder einig.
"Der Regierung fehlt Anstand, Maß und Charakter"
SPD-Chef Sigmar Gabriel forderte gezielte Ermittlungen gegen Schweizer Banken. "Die Beihilfe ausländischer Banken zur Steuerhinterziehung muss endlich systematisch untersucht werden", sagte Gabriel der "Bild"-Zeitung. Er forderte die Einrichtung einer Schwerpunktstaatsanwaltschaft. "Kreditinstitute, die sich der Beihilfe zur Steuerhinterziehung schuldig machen, können von uns belangt werden, auch wenn sie im Ausland sitzen und das Delikt dort begangen wurde." Das Strafgesetzbuch sehe dafür Haftstrafen von bis zu zehn Jahren vor, so der SPD-Chef weiter.
Der nordrhein-westfälische Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) nannte die Haftbefehle, die vergangene Woche von der Schweizer Staatsanwaltschaft gegen drei Steuerfahnder in Nordrhein-Westfalen erlassen wurden, "alles andere als erfreulich". Er stehe ohne jede Abstriche hinter den Steuerbeamten, die von der Schweiz der Wirtschaftsspionage verdächtigt werden. Die Vorwürfe der Schweizer Staatsanwaltschaft seien "ziemlich dünn begründet".
Der Sprecher des konservativen "Seeheimer Kreises" in der SPD, Johannes Kahrs, warf der Bundesregierung vor, mit dem Steuerabkommen Kriminelle zu schonen, die drei Steuerfahnder aus NRW aber alleinzulassen. Dies sei "ungeheuerlich", sagte er "Handelsblatt Online". "Hier fehlt dieser Regierung Anstand, Maß und Charakter."
Die Finanzbeamten aus NRW sollen im Februar 2010 am Ankauf einer CD mit Daten deutscher Steuerhinterzieher beteiligt gewesen sein. Ihnen wird vorgeworfen, die Daten nicht einfach nur angekauft, sondern den Lieferanten aktiv zur Beschaffung dieser Informationen mit illegalen Mitteln bei der Bank Credit Suisse angestiftet zu haben.
Quelle: ntv.de, dpa