Angebliche Spionage für den Südsudan Sudan verhaftet UN-Mitarbeiter
29.04.2012, 11:56 Uhr
Die Verhafteten - hier der norwegische Mitarbeiter einer Hilfsorganisation - sind inzwischen in Khartum gelandet.
(Foto: REUTERS)
Die Spannungen zwischen dem Sudan und dem Südsudan lassen nicht nach. Sudanesische Militärs verhaften nun mehrere Ausländer wegen angeblicher Spionage. Sie sollen sich demnach in der Region um ein wichtiges Ölfeld aufgehalten haben und für den Süden spioniert haben.
Der Sudan hat im umstrittenen Grenzgebiet zum Südsudan vier Ausländer wegen angeblicher Spionagetätigkeit festgenommen. Die Männer, unter ihnen ein Brite und ein Norweger, hätten sich in der Region um das wichtige Ölfeld Heglig aufgehalten und nach Angaben des Sudan dort "verdächtige Aktivitäten" unternommen, sagte der sudanesische Armeesprecher Al-Sawarmi Khalid.
Einer der Männer sei ein Mitarbeiter der Vereinten Nationen, berichtete der Rundfunksender "Radio France International" (RFI). In Oslo sagte die Hilfsorganisation Norsk Folkehjelp der Nachrichtenagentur NTB, der festgenommene Norweger arbeite als Minenräumer im Südsudan. Sie verlangte seine sofortige Freilassung. Auch die südafrikanische Minenräumfirma Mechem widersprach den Armeeangaben, wonach es sich um "Militärberater" handelte.
Nach Angaben des Mechem-Chefs Ashley Williams handelte es sich bei den Ausländern um einen südafrikanischen und einen südsudanesischen Mitarbeiter sowie einen britischen UN-Angestellten und einen Norweger. Sie seien im Auftrag der Vereinten Nationen im Südsudan mit der Räumung von Minen beschäftigt gewesen, sagte Williams. Bei ihrer Festnahme seien sie eindeutig auf südsudanesischem Territorium gewesen.
In Hauptstadt Karthum geflogen
Die Männer wurden am Samstag festgenommen und in die Hauptstadt Khartum geflogen. Die sudanesische Regierung wirft ihnen vor, vom Südsudan rekrutiert worden zu sein. Sie hätten Spionage betrieben, um den Südsudan im Kampf um die ölreichen Grenzregionen zu unterstützen. Der Südsudan wies die Vorwürfe zurück.
"Uns ist es gelungen, vier Ausländer in Haft zu nehmen: Einen Briten, einen Norweger, einen Südsudanesen und einen Südafrikaner", sagte Al-Sawarmi Khalid.
Heglig war vor einigen Wochen vom Südsuan besetzt worden. Die Truppen hatten sich jedoch nach großem internationalen Druck wieder zurückgezogen. Es ist immer noch unklar, zu welchem Land bestimmte rohstoffreiche Gebiete nach der Unabhängigkeit des Südsudan im Juli 2011 künftig gehören sollen.
Südsudan sagt Ende der Feindseligkeiten zu
Der Südsudan bemühte sich derweil im Konflikt um die ölreiche Region Abiye um Entspannung. Die Regierung sagte das Ende aller Feindseligkeiten mit dem Norden zu, wie es in einem Brief an die Vereinten Nationen hieß. Zudem will sie alle Polizeikräfte aus dem zwischen den beiden Staaten strittigen Gebiet abziehen. Dies habe das Kabinett am Samstag beschlossen, hieß es in dem Schreiben. Die Regierung in Juba forderte allerdings, dass UN und Afrikanische Union (AU) für die Sicherheit der Bewohner der Region sorgten. Die UN hat beide Seiten aufgefordert, Soldaten und Polizei aus Abiye zurückzubeordern.
Der Norden erhöhte dagegen den Druck und erklärte den Notstand in einigen Grenzgebieten. Dort wurde damit die Verfassung außer Kraft gesetzt und ein Handelsembargo gegen den Süden verhängt. Dies berichtete eine staatliche Internetseite unter Berufung auf eine Erklärung des Präsidenten Omar al-Baschir. Das Land rechtfertigte zudem einen Einsatz der Luftwaffe in dem Konflikt. Der Sudan habe das Recht, die territoriale Integrität des Landes mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verteidigen, sagte der sudanesische UN-Botschafter Dafallah Al-Hadsch Ali Osman der staatlichen Nachrichtenagentur Suna.
Quelle: ntv.de, dpa