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Zwischenruf Obama: Das verflixte zweite Mal

Will's noch mal wissen: Barack Obama.

Will's noch mal wissen: Barack Obama.

(Foto: picture alliance / dpa)

Barack Obama kandidiert ein zweites Mal als US-Präsident. Auch wenn sich bislang kein starker Gegener hervor getan hat, wird er es auch so schwer genug haben. Wenig ist übrig von "change" und "hope". Da hat es ein Schwarzer in den USA verdammt schwer, wenn er Präsident bleiben will.

Was die Spatzen seit Wochen von den Dächern Washingtons pfiffen, ist nun offiziell: Mit seiner Ankündigung, sich im kommenden Jahr noch einmal um das höchste Amt der Vereinigten Staaten zu bewerben, hat der Demokrat Barack Obama die Republikaner in Zugzwang gebracht. Bei der Partei ist noch kein ernsthafter Bewerber in Sicht.

Mögliche Gegnerinnen von Barack Obama: Sarah Palin und Michele Bachmann (r).

Mögliche Gegnerinnen von Barack Obama: Sarah Palin und Michele Bachmann (r).

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Der peinlichen Sarah Palin ist im reaktionären Tea-Party-Flügel mit Michele Bachmann eine ernsthafte Konkurrentin erwachsen. Eine aussichtsreiche Kandidatin ist die Kongressabgeordnete aus Minnesota aber dennoch nicht. Die ruft schon mal dazu auf, die Waffen gegen das Weiße Haus zu richten und lügt Zahlen über angebliche Reisekosten von Obama wie das Blaue vom Himmel herunter. Wie Mike Huckabee, glückloser Anwärter in 2008, in der nach ihm benannten Talkshow auf dem republikanischen Haussender Fox, geifert die 54-Jährige zu sehr, als dass sie von der Gesamtpartei akzeptiert werden könnte.

Die Republikaner könnten sich auf einen Mann wie Raul Ryan einigen. Der ist Kongressabgeordneter aus Wisconsin und Vorsitzender des Haushaltsausschusses. Unbestritten konservativ, gilt er im Allgemeinen als kooperativ, kann aber auch – wie der Streit um den immer noch nicht verabschiedeten Staatshaushalt zeigt – knallharter Blockierer sein.

Wenig übrig von "change" und "hope"

Die große Begeisterung für Barack Obama wird es diesmal wohl nicht geben.

Die große Begeisterung für Barack Obama wird es diesmal wohl nicht geben.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Doch nicht nur von außen erwachsen dem Amtsinhaber Gefahren. Von der Euphorie mit "Change" und "Hope" ist wenig geblieben. Obamas Ausgangslage war denkbar ungünstig. Den Republikaner gelang bei den "mid term elections" im vergangenen November ein überzeugender Sieg nicht zuletzt deshalb, weil es ihnen gelang, Krise und Arbeitslosigkeit ihrem Kontrahenten in die Schuhe zu schieben.

In krassem Gegensatz zu den Erwartungen und seinen eigenen Ankündigung war nicht ein neuer "New Deal" die Antwort, sondern ein Knopfdruck auf die Druckmaschinen der Gelddruckereien. Der einfache Mann hatte kaum etwas davon. Die Konzerne machen wieder satte Gewinne, die Manager gewähren einander wieder ungeniert hohe Bonuszahlungen.

Halbherzige Gesundheitsreform

Die Gesundheitsreform musste halbherzig bleiben, weil der Präsident wegen der neuen Mehrheitsverhältnisse im Parlament Kompromisse eingehen musste. Dies wiederum verübeln ihm seine Anhänger. Zwar will ihn die Mehrheit, die vor drei Jahren für ihn votierte, laut einer nichtrepräsentativen Umfrage der "Washington Post" zufolge wiederwählen. Doch ein Gutteil seiner Anhänger aus Gewerkschaftern, Studenten, Jungarbeitern und jungen Familien, die damals das Rückgrat der Kampagne bilden, ist derzeit eher demobilisiert. Das Gefangenenlager in Guantánamo Bay wurde nicht geschlossen; neben den beiden von George W. Bush geerbten Krieg in Afghanistan und im Irak hat Obama nun noch seinen eigenen am Halse. Die Vereinigten Staaten bleiben in Libyen Kriegspartei, auch wenn sie sich von den Bombardierungen zurückgezogen haben.

Und dann ist da noch das Problem der Finanzierung: Die "Washington Post" rechnet damit, dass der Wahlkampf diesmal eine Milliarde Dollar kosten wird. 2008 waren es "nur" 750 Millionen. Das Geld bringt keine noch so gut organisierte Graswurzel-Bewegung auf. Da muss Obama wieder bei den Konzernen Klinken putzen. Sein Sieg ist mithin keineswegs sicher. Denn viel Geld allein macht noch keinen Präsidenten. Ein Schwarzer, ohne dass er von einer Woge der Hoffnung auf Wandel getragen wird, hat es verflixt schwer in den USA. Besonders dann, wenn er Präsident bleiben will.

Quelle: ntv.de

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