Urlauber sollen Kassenloch füllen Barcelona will Touristensteuer
06.07.2010, 09:05 UhrNach der (wieder abgeschafften) "Öko-Steuer" für Mallorca erwägt nun Barcelona eine Touristenabgabe. Jahr für Jahr strömen Millionen Urlauber in die Stadt - da würde also einiges zusammenkommen. Barcelona wäre die erste Stadt Spaniens mit einer solchen Steuer.

Dürre in der Stadtkasse wie im Becken: Tourist im fast ausgetrockneten Teich vor der Kathedrale Sagrada Familia in Barcelona (Archivbild).
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Zur Kompensierung der geplanten massiven Einsparungen der spanischen Regierung und angesichts knapper Kassen erwägt Spaniens zweitgrößte Stadt Barcelona die Einführung einer Touristensteuer. Nach bisherigen Überlegungen solle jeder Besucher - unabhängig von der Zahl der Übernachtungen - einen Euro zahlen, berichtete das spanische Fernsehen. Die Abgabe könnte demnach von den Hotels erhoben werden. Barcelona wäre die erste Stadt Spaniens mit einer solchen Steuer.
Die Regierung in Madrid will der katalanischen Hauptstadt die staatlichen Zuschüsse für die Tourismusförderung kürzen. Die Idee der Steuer ging von der Tourismusbehörde der Mittelmeer-Metropole aus. In Barcelona leben 1,6 Millionen Menschen. Jahr für Jahr strömen Millionen Besucher aus aller Welt in die Stadt. 2009 haben nach Angaben des örtlichen Fremdenverkehrsamtes rund 6,5 Millionen Touristen die Stadt mit ihren berühmten Bauwerken des Architekten Antoni Gaudí besucht. Barcelona zählt demnach zu den beliebtesten Zielen ausländischer Urlauber.
Der Chef der Tourismusbehörde, Joan Gaspart, einst Präsident des Fußballclubs FC Barcelona, rechnet mit jährlichen Einnahmen von 15 bis 20 Millionen Euro. Das Geld solle ausschließlich zur Förderung Barcelonas als Urlaubsziel verwendet werden. Angesichts der Wirtschaftskrise seien die Mittel dafür heutzutage sehr knapp. Noch sei aber nichts entschieden, betonte er.
Ähnliche Abgaben in anderen Ländern
Barcelonas Bürgermeister Jordi Hereu zeigte sich von der Initiative recht angetan. Es müsse jedoch eine landesweite Regelung geben. Ähnliche Abgaben gebe es auch in Frankreich, den USA oder Großbritannien. Auch der Sprecher des Fremdenverkehrsamtes, Gabriel Guilera, wies darauf hin, dass andere Großstädte weltweit, wie etwa Paris, schon seit einiger Zeit Kurtaxen verlangten.
Die katalanische Zeitung "La Vanguardia" berichtete, die Steuer solle vollständig für die Fremdenverkehrsförderung ausgegeben werden. Sollte die Abgabe tatsächlich beschlossen werden, träte sie aber nicht mehr in diesem Sommer in Kraft.
Mallorca und die übrigen Balearen-Inseln hatten 2001 eine "Ökosteuer" für Urlauber eingeführt. Sie wurde jedoch nach heftiger Kritik der Tourismusbranche zwei Jahre später wieder abgeschafft.
Quelle: ntv.de, abe/AFP/dpa