"Globalisierung zum Anfassen" Bustour durch Hamburgs Hafen
06.04.2012, 07:00 Uhr
Blick durch eine nasse Fensterscheibe auf Containerbrücken auf dem Container Terminal Altenwerder (CTA).
(Foto: dpa)
Weltweite Warenströme werden hier transparent: 250.000 Menschen haben sich die Container-Terminals des Hamburger Hafens bereits vom Bus aus angesehen. Eine spezielle Hafentour bietet dank einer Sondergenehmigung einen exklusiven Einblick in die Mechanik des zweitgrößten Hafens Europas.
Mächtige Containerbrücken, Schiffe so groß und lang wie Häuserblocks und ein perfekt ineinandergreifendes LKW-Gewusel. Der Bus der Hafentour hält kurz inne auf der Köhlbrandbrücke, dem höchsten Punkt des Hamburger Hafens. "Der Hafen hat heute vor allem ein Flächenproblem", sagt Tourguide Christoph Heilmann. Das Areal könne eigentlich nur qualitativ wachsen, indem das Gewusel am Boden noch effizienter werde. Wie Zahnräder eines Uhrwerks scheint hier schon heute alles ineinander zu greifen. "Das ist Globalisierung zum Anfassen", sagt Heilmann.
Die Köhlbrandbrücke ist eine der ersten Stationen der Hafentour der Firma Jasper. Keine andere Busgesellschaft verfügt über die Erlaubnis, bis auf die Containerterminals fahren zu dürfen. Vor zehn Jahren, am 6. April 2002, startete das Tochterunternehmen der Hamburger Hochbahn mit 26 Gästen die erste Tour. "Damals hatten wir uns noch gefragt: Lohnt sich das?", sagt Heilmann. Container aus dem Bus zu beobachten, höre sich ja erstmal langweilig an.
Doch die Sorgen waren unbegründet: Inzwischen gibt es die Tour 700 bis 800 Mal pro Jahr, eine Viertelmillion Menschen haben seit 2002 den Hafen von innen gesehen, teilte Jasper mit. Die Nachfrage sei immer größer geworden, auch Schulklassen würden häufiger eigene Touren buchen. Nur während der jüngsten Wirtschaftskrise sei das Geschäft kurzzeitig eingebrochen, denn mit den darbenden Schiffsfonds-Anbietern fiel einer der größten Kunden weg. "Die haben damals 300 Touren im Jahr für ihre Anleger gebucht. Damit die sehen konnten, was mit ihrem Geld passiert."
Tourguides bekommen Kurzausbildung
Heilmann ist Geschäftsführer von "Hamburg nach Maß". Das Touristikunternehmen stellte von Anfang an die Tourguides für die Hafentour. Uns sie wurden immer professioneller. Während ihnen früher manches Fachwissen fehlte, um lebendig die komplizierten Hafenabläufe zu erklären, bekommen neue Führer mittlerweile eine kurze Ausbildung. Sie sollen sich auch vor Fachpublikum nicht blamieren. Heilmann informiert alle Mitarbeiter zudem mit einem Newsletter regelmäßig über die neuesten Daten und Fakten.
Der Bus ist mittlerweile am Containerterminal Altenwerder (CTA) angekommen. Er fährt direkt an der Wasserkante, unter den Kränen, am Frachter "Osaka Express" vorbei. Asiatische Seeleute mit Schutzhelmen winken. Pausenlos laden die Brücken Container ab, führerlose Fahrzeuge - sogenannte AGV - fahren sie dann automatisch in Richtung LKW. "Das CTA gilt als das modernste Terminal der Welt", sagt Heilmann.
In seiner kräftigen Stimme schwingt etwas Stolz mit. In den vergangenen zehn Jahren hat er eine innige Beziehung zum Hafen aufgebaut, er weiß über fast jedes Detail Bescheid. Das scheint auch den Gästen zu gefallen: "In 30 Jahren Tourismus hatte mir noch niemand zum Dank die Hand geschüttelt. Nach der Hafentour ist das schon passiert", erzählt der Tourführer.
Quelle: ntv.de, Philipp Alvares de Souza Soares, dpa