Manipulationen um WM 2022 Auch Australien soll bestochen haben
03.06.2014, 17:10 Uhr
Immer neue Enthüllungen bringen Licht ins Schattenreich des Fußball-Weltverbandes Fifa.
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Als Farce gilt die Vergabe der Fußball-WM 2022 an Katar, das Emirat soll den Zuschlag gekauft haben. Bestechungsvorwürfe gibt es nun aber auch gegen Mitbewerber Australien, das trotz angeblicher Millionenzahlungen aber kläglich gescheitert war.
Nun also auch Australien? Gerade sind die Bestechungsvorwürfe Richtung Katar im Zusammenhang mit der WM-Vergabe 2022 erneuert und konkretisiert worden, da gerät auch der seinerzeit unterlegene Mitbewerber vom fünften Kontinent ins Zwielicht. Bonita Mersiades, hochrangige Funktionärin des nationalen Fußball-Verbandes während der Bewerbungsphase, hat die Football Federation Australia (FFA) beschuldigt, illegale Zahlungen geleistet zu haben.
"Auch wir haben Geld in Entwicklungsprojekte gesteckt. Es waren immerhin vier Millionen US-Dollar für die Fußball-Föderation Ozeaniens. Das ist über die australische Regierung gelaufen, aber die Frage ist doch: War das mit einer Stimme für Australien bei der WM-Vergabe verknüpft? Falls ja, ist da für mich kein großer Unterschied zum Verhalten Katars zu erkennen", sagte Mersiades dem TV-Sender Australian Broadcasting Corporation (ABC).

Jack Warner (r.) wurde lange Zeit von Fifa-Boss Joseph Blatter protegiert - und wirtschaftete jahrelang in die eigene Tasche.
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Nach Informationen der Zeitung "Sydney Morning Herald" sei es zu weiteren Zahlungen gekommen. So habe der mittlerweile zurückgetretene Fifa-Funktionär Jack Warner 462.000 US-Dollar für Renovierungsarbeiten in einem Stadion seiner Heimatinsel Trinidad erhalten. Das Geld sei laut FFA an das Projekt "Centre of Excellence" des Kontinentalverbandes CONCACAF und nicht an dessen stimmberechtigten Präsidenten Warner gegangen. Es gebe auch Belege, dass es auf einem CONCACAF-Konto verbucht wurde.
Veruntreuung lange bekannt
Allerdings hatte die FFA bereits im April 2013 durch Ermittlungen des CONCACAF gegen Warner erfahren, dass der höchst umstrittene Spitzenfunktionär die Gelder dennoch veruntreut habe. Trotzdem wurde von der FFA nicht die Polizei eingeschaltet. Mersiades vermutet, der Verband habe geschwiegen, um diese Art von internationaler Entwicklungshilfe nicht zu offenbaren.
In einer offiziellen Erklärung wies die FFA die Vorwürfe ihrer ehemaligen Mitarbeiterin zurück. "Unser Verband unterstützt viele humanitäre Programme auf mehreren Kontinenten. Michael Garcia (Chefermittler der Fifa - die Red.) ist über alle diese Aktivitäten stets aktuell informiert worden", hieß es in einer Mitteilung.

Mohammed bin Hammam soll Katar den WM-Zuschlag für 2022 mit Schmiergeldmillionen beschert haben.
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Laut "Sydney Morning Herald" soll Garcia Mersiades und den ehemaligen FFA-Finanzchef Ian Lewis bereits verhört haben. Dabei sei es vor allem um die Verbindung des australischen Bewerbungskomitees zu Warner und dem 2010 wegen Korruptionsverdachts suspendierten Fifa-Exekutivmitglied Reynald Temarii aus Tahiti gegangen. Beide stehen auch im Zentrum der Bestechungsvorwürfe gegen Katar.
Millionen für Katar
Am vergangenen Wochenende hatte die Londoner "Sunday Times" gemeldet, dass der frühere katarische Topfunktionär Mohammed bin Hammam insgesamt rund fünf Millionen Dollar an verschiedene Fifa-Offizielle gezahlt haben soll. Seither mehren sich die Forderungen, dem Wüstenstaat die Ausrichtung der WM 2022 wieder zu entziehen. In diesem Fall könnte sich auch Australien eine erneute Kandidatur vorstellen.
"Wir sind da derzeit allerdings erst in einer Beobachterposition", sagte FFA-Präsident David Gallop. Umso ungelegener kommen den Australiern daher die aktuellen Vorhaltungen ihrer Ex-Funktionärin Mersiades. Bei der Abstimmung über das Austragungsland der WM-Endrunde 2022, die im Dezember 2010 stattfand, waren die "Aussies" schon nach der ersten Runde mit nur einer Stimme ausgeschieden. In den weiteren Wahlgängen setzte sich Katar letztlich gegen Südkorea, Japan und die USA durch.
Fifa-Chefermittler Garcia kündigte derweil an, am 21. Juli seinen Untersuchungsbericht zu den Vorgängen um die WM-Vergabe 2022 der Fifa-Ethikkommission unter dem Vorsitz des Münchner Richters Hans-Joachim Eckert übergeben zu wollen. Die belastenden Dokumente, die der "Sunday Times" vorliegen, will sich Garcia nicht anschauen.
Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa