Unsicherheit zu groß Atomunfälle nicht versicherbar
20.03.2011, 11:04 UhrDer weltgrößte Rückversicherer Munich Re hält Nuklearkatastrophen für unversicherbar. Der Preis für eine solche Absicherung wäre außerordentlich hoch und die Übernahme dieses Risikos für eine Versicherung aus Sicht des Branchenprimus nicht verantwortbar.
Eine Versicherung für Atomunfälle ist aus Sicht des weltgrößten Rückversicherers Munich Re für Versicherer und Kraftwerksbetreiber nicht tragbar. "Grundsätzlich gibt es für jede Versicherung einen Preis. Bei großer Unsicherheit der Berechnung ist er aber außerordentlich hoch", sagte Vorstandschef Nikolaus von Bomhard der "Welt am Sonntag".
Wegen der Addition der möglichen Schäden sei es für die Assekuranz nicht verantwortbar, diese Risiken zu stemmen. Wie hoch eine entsprechende Prämie ohne Staatsgarantie im Hintergrund ausfallen würde, lasse sich mit herkömmlichen Modellen nicht berechnen. Die Folgen von Atomunfällen gelten daher in der Versicherungsbranche als nicht versicherbar.
Zu konkreten Belastungen für die Munich Re aus der Erdbebenkatastrophe in Japan äußerte sich Bomhard nicht. "Wir müssen unsere Verträge in den verschiedenen Sparten analysieren. Noch bebt in Japan die Erde. Wir sind aber vorbereitet - natürlich auch bilanziell." Der Atomunfall in Fukushima habe für das Unternehmen nicht die Relevanz, die er für die Menschen und das Land habe. "Wir versichern Atomrisiken nur in sehr geringem Umfang. Wenn Firmen nur aufgrund der Strahlungsbelastung nicht produzieren können, erhalten sie keine Entschädigung für die Betriebsunterbrechung, da dieser Schaden nicht versichert wird."
Schwere Schätzung der Schäden
Einige andere große Versicherungen hatten sich bereits zu möglichen Auswirkungen des verheerenden Erdbebens auf ihr Geschäft geäußert. So erwartet etwa der US-Riese AIG im ersten Quartal eine Belastung von rund 700 Mio. US-Dollar.
Das gesamte Ausmaß der Schäden ist jedoch bisher nicht absehbar. Jüngsten Schätzungen des Risikospezialisten Eqecat zufolge könnten die versicherten Schäden doch nicht ganz so hoch ausfallen wie zuletzt befürchtet. Eqecat geht vorläufig von 12 bis 25 Mrd. US-Dollar aus, die von der Assekuranz gedeckt werden müssten. In dieser Zahl seien auch Zerstörungen der zehn Meter hohen Flutwelle sowie die zahlreichen Feuer enthalten. Die Risikomodellierungsfirma AIR Worldwide hatte zunächst die Schäden aus dem Erdbeben auf 15 bis 35 Mrd. US-Dollar taxiert. In dieser Prognose waren die Tsunami-Schäden an Häusern, Autos, Booten, Straßen und Brücken aber noch nicht enthalten.
Quelle: ntv.de, nne/dpa