Wirtschaft

"Talente haben ihren Preis" Banker kämpfen um ihre Boni

Stufen einer streng hierarchischen Gehaltsleiter:
Ist Geld tatsächlich das Einzige, was Menschen an ihrem Arbeitsplatz in der Finanzbranche halten kann?

Stufen einer streng hierarchischen Gehaltsleiter: Ist Geld tatsächlich das Einzige, was Menschen an ihrem Arbeitsplatz in der Finanzbranche halten kann?

(Foto: REUTERS)

Die geplanten Deckelung ihrer Spitzengehälter ruft in den Führungsetagen der Großbanken lebhafte Proteste hervor. Prominente Vertreter der Branche wenden sich mit bemerkenswerten Argumenten an die Öffentlichkeit - und dürften damit unbeabsichtigt auch unter Gewerkschaftern auf offene Ohren stoßen.

Zahlt wie die Konkurrenz sehr viel Geld, damit die Mitarbeiter bei ihm bleiben: Brady W. Dougan (Archivbild).

Zahlt wie die Konkurrenz sehr viel Geld, damit die Mitarbeiter bei ihm bleiben: Brady W. Dougan (Archivbild).

(Foto: picture alliance / dpa)

Spitzenbanker wehren sich gegen gesetzliche Gehaltsbeschränkungen in der Branche. "Talente haben ihren Preis", sagte der Finanzchef der Deutschen Bank, Stefan Krause. Sein Haus stehe im Wettbewerb mit anderen Instituten um die besten Banker. Auch Brady Dougan, Chef der Schweizer Großbank Credit Suisse, verteidigt die hohen Gehälter. "Wir bezahlen bestimmt nicht mehr, als wir müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben", sagte er der Wochenzeitung "Die Zeit".

"Natürlich könnte man bestimmte Schritte einleiten, die extrem populär wären in der Öffentlichkeit", führte Dougan weiter aus. "Aber dann wären vielleicht die Aktionäre nicht glücklich, weil talentierte Mitarbeiter abwandern und der Aktienkurs fällt."

Mit viel Talent in die Krise

Die Bundesregierung will die Banker-Gehälter in staatlich gestützten Geldhäusern auf 500.000 pro Jahr begrenzen. Diese bislang nur für den Vorstand geltende Regel soll auf alle Manager dieser Institute ausgedehnt werden. Die Ausrichtung der Bonuszahlungen an kurzfristigen Zielen gilt als eine Ursache für die Finanzkrise. "Das ist natürlich auch ein Stück Symbol", schränkte Michael Hüther, Direktor des Kölner Instituts der Deutschen Wirtschaft, die vermutliche Wirkung der geplanten Deckelung von Boni-Zahlungen ein.

Die Maßnahme sei allerdings "sachlich begründet", sagte Hüther bei n-tv. "Man darf nicht vergessen: Auch wenn es wenige Institute sind, hier ist der Steuerzahler mit großen Summen beteiligt. Und wenn man schon den Vorständen diesen Deckel gegeben hat, dann ist das eigentlich schlüssig. Es geht ja für eine begrenzte Zeit. Die Institute sollen ja schnellstmöglich wieder selbstständig stehen können."

Öffentlich schwer vertretbar

Die Deutsche Bank, Credit Suisse und andere Häuser haben daher auf Druck der Regulierer ihre Vergütungsstrukturen verändert: Fixe Gehaltsteile wurden erhöht, Boni reduziert und ein Großteil der Prämien wird erst nach mehreren Jahren ausgezahlt.

In - um mit dem Branchenführer nur ein Beispiel herauszugreifen - Personalkosten in Höhe von 9,6 Mrd. Euro - gut sechs Prozent mehr als vor einem Jahr.

Die seit Monaten im Hintergrund laufende Debatte um die Höhe der Gehälter in der Bankenbranche trifft mittlerweile auf einen neuen gesellschaftlichen Hintergrund. Angesichts der unerwartet starken konjunkturelle Erholung kommen vermehrt Forderungen nach breitflächigen Lohnerhöhungen auf.

Die bisher in vielen Branchen außerhalb der Finanzwelt geübte Lohnzurückhaltung gilt als ein wichtiger Beitrag der Arbeitnehmerseite, die Folgen der von der Finanzwirtschaft ausgehenden schweren Wirtschaftskrise abzufedern.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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