Bietet die Nasdaq für die Nyse? Deutsche Börse denkt nach
14.03.2011, 23:02 Uhr
Die US-Flagge ist hier allgegenwärtig: Blick in den Handelssaal der New York Stock Exchange.
(Foto: picture alliance / dpa)
Störfeuer aus den USA könnte die Fusionspläne der Deutschen Börse gründlich durcheinanderbringen: Medienberichten zufolge steht die Technologiebörse Nasdaq kurz davor, ein eigenes Angebot für Nyse Euronext vorzulegen. In Frankfurt suchen Börsianer unterdessen weiter nach einem geeigneten Namen.
Medienberichte über ein Konkurrenzangebot für Nyse Euronext, den Betreiber der New York Stock Exchange, sorgen an der Wall Street nach Börsenschluss für Aufsehen.
Der US-Marktbetreiber Nasdaq OMX bereitet angeblich eine Offerte für die Nyse Euronext vor. Dem Fernsehsender CNBC zufolge könnte die Technologiebörse ihr Angebot bereits am Dienstag vorlegen.
Das "Wall Street Journal" berichtete, dass die Offerte noch in dieser Woche erfolgen könne. Das Vorhaben der Nasdaq könnte die Fusionspläne der Deutschen Börse Beobachtern zufolge durchkreuzen. Bereits im vergangenen Monat hatte es aus New Yorker Finanzkreisen geheißen, dass die Nasdaq diesbezüglich auf der Suche nach Verbündeten sei.
Mega-Fusion vor dem Scheitern?
Durch die Fusion der Märkte in Frankfurt und New York entstünde der weltgrößte Handelsplatz für Aktien und Derivate mit einem Marktwert von rund 26 Mrd. Dollar. Das erhöht den Druck auf Konkurrenten, sich ebenfalls nach Zusammenschlüssen umzusehen.
Während patriotische gestimmte US-Anleger bereits auf ein mögliches Scheitern der deutsch-amerikanischen Fusionspläne hoffen, haben die Deutsche Börse und Nyse Euronext damit begonnen, das sensible Thema Namensfindung für ihre neue Mega-Börse anzupacken.
In drei bis vier Monaten wollen sich die Fusionspartner auf eine engere Auswahl einigen. Ab Montag könnten die Mitarbeiter beider Börsenbetreiber drei Wochen lang Vorschläge einreichen, sagte ein Sprecher der Deutschen Börse auf Anfrage.
"Das ist keine kleine Sache"
Die Einreichungen würden anschließend ausgewertet und dann eine Liste mit den besten Vorschlägen erstellt. "Dieser Prozess wird voraussichtlich drei bis vier Monate dauern", ergänzte er. Wann dann der Name bekanntgegeben werden soll, stehe noch nicht fest. Ob in dem Verfahren auch Vorschläge von außen eingereicht werden können, blieb zunächst unklar.

Wer den besten Vorschlag bringt, dem winkt ein Wochenende in New York.
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Die Namensfindung hatte sich bereits kurz nach Bekanntwerden der Fusionspläne zum Zankapfel und zum Symbol der Machtverteilung entwickelt. Der als Favorit durchgesickerte Vorschlag "DB Nyse Group" empörte die amerikanische Seite: schließlich sei die New Yorker Börse ein Prestigesymbol, die Marke dürfe keinesfalls unter der Fusion leiden, hieß es.
Am Finanzplatz Frankfurt dürfte eine Erstnennung New Yorks so gedeutet werden, dass die Amerikaner bei dem Deal doch heimlich dominieren werden. Auch die Deutsche Börse selbst bezeichnet den Namen als bedeutend.
Schwierige Knobelaufgabe für Börsianer
"Das ist keine kleine Sache: er muss zwei weltführende Marken repräsentieren, Deutsche Börse und New York Stock Exchange, und deren Untermarken wie Eurex, Nyse Liffe, Clearstream und ISE", sagte der Sprecher.
Die Mitarbeiter könnten nun ihrer Fantasie freien Lauf lassen, sollten aber die "Vision einer kombinierten Organisation" dabei im Hinterkopf behalten. Dem Gewinner winken laut Börse-Chef Reto Francioni ein Wochenendtrip über den Atlantik und eine Geldprämie.
Bei der Auswahl hilft die Beratungsfirma Interbrand, die zusätzlich eine neue Markenstrategie für die neue Mega-Börse ausarbeiten soll.
Quelle: ntv.de, rts