Wirtschaft

"Religion der Ziffern" Sarkozy will BIP ersetzen

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy hält das Wirtschaftswachstum als Maß des Wohlstandes eines Landes für überholt. Vor dem G20-Gipfel in Pittsburgh fordert er ein weltweites Umdenken.

Zudem droht er mit einer vorzeitigen Abreise von dem Treffen, falls es keine konkrete Entscheidung über Manager-Boni geben sollte. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) habe ausgedient und müsste ergänzt werden etwa um die Qualität von Umweltschutz, Sozialleistungen und öffentliche Dienstleistungen, sagte der französische Präsident.

Sarkozy will dafür kämpfen, dass alle internationalen Organisationen ihr Statistiksystem ändern.

Sarkozy will dafür kämpfen, dass alle internationalen Organisationen ihr Statistiksystem ändern.

(Foto: REUTERS)

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sagte Unterstützung für eine solche Reform zu. Das BIP misst den Wert der gefertigten Güter und Dienstleistungen einer Volkswirtschaft.

Der Klimawandel und eine Reform des Kapitalismus seien mit der "Religion der Ziffern" und der "Religion des Marktes" nicht zu lösen. "Frankreich wird dafür kämpfen, dass alle internationalen Organisationen ihr Statistiksystem ändern" und den Empfehlungen der Stiglitz-Kommission folgten, sagte Sarkozy.

US-Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz hatte Sarkozy zuvor einen Bericht über die Reform der Messung der Wirtschaftsleistung vorgelegt. Der Kommission gehörten auch die Nobelpreisträger Amartya Sen, Kenneth Arrow, James Heckman und Daniel Kahneman sowie andere Experten an. Sarkozy hatte den Bericht Anfang 2008 angefordert.

Auf einer Botschafterkonferenz hatte Sarkozy jüngst erklärt: "Wir ändern unsere Verhaltensweisen nicht, wenn wir nicht die Art und Weise, unsere Ergebnisse zu messen, ändern."

Forderung nach Regulierung der Manager-Boni

Außerdem hat Sarkozy mit Blick auf den bevorstehenden G20-Gipfel mit seiner vorzeitigen Abreise gedroht, falls es keine konkrete Entscheidung über Bonuszahlungen für Manager gibt. "Der Präsident ist äußerst entschlossen", sagte der Generalsekretär des Élysée, Claude Guéant, dem französischsprachigen Sender RTL.

Die 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer werden am 24. und 25. September zum Weltfinanzgipfel in Pittsburgh zusammenkommen. Sarkozy hatte vor dem vorigen G20-Treffen in London ebenfalls erklärt, er werde notfalls abreisen. Diese Entschlossenheit habe dazu geführt, dass Sarkozys Plan, "den Steuerparadiesen ein Ende zu bereiten", angenommen worden sei, schreibt das regierungsnahe Blatt "Le Figaro".

Sarkozy, Merkel und Brown im Gleichschritt

Hauptthemen beim Gipfel der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer am 24. und 25. September in Pittsburgh seien aus Frankreichs Sicht die Beschränkung übermäßiger Gehälter und Boni im Finanzsektor, internationale Buchhaltungsregeln und die Koordinierung der Finanzmarktwächter verschiedener Länder, sagte Guéant. "Wir müssen es unbedingt schaffen, eine Änderung herbeizuführen." Sarkozys Drohung, das Treffen platzen zu lassen, müsse deshalb "ernstgenommen" werden.

Sarkozy hatte kürzlich gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem britischen Premierminister Gordon Brown in einem gemeinsamen Brief das Ende garantierter Bonuszahlungen gefordert. Die drei Politiker plädieren zudem für abgestimmte internationale Regeln im Umgang mit Großbanken und einen Sanktionskatalog im Kampf gegen Steueroasen.

Quelle: ntv.de, dpa/APF

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