Auch Ihr Platz wird umgebaut Schlecker verschärft Sanierung
20.12.2011, 15:03 UhrDeutschlands größte Drogeriekette Schlecker bleibt auf Restrukturierungskurs. Davon wird auch die Tochter Ihr Platz nicht verschont. Ob Läden geschlossen werden, steht aber noch nicht fest.
Nachdem der Drogeriekonzern Schlecker hunderte eigene Märkte geschlossen und etliche umgebaut hat, soll nun auch die Tochter Ihr Platz auf Vordermann gebracht werden. Wie das "Manager Magazin" berichtet, will das Unternehmen im kommenden Jahr einen Umbau der Tochter starten. Ob dabei Läden geschlossen würden, sei aber noch offen. Schlecker war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Schlecker hatte Ihr Platz mit Sitz in Osnabrück Ende 2007 übernommen. Dem Bericht zufolge bezahlte das Unternehmen rund 150 Mio. Euro für die Firma mit damals 700 Filialen, darunter auch die unter dem Namen Drospa. Aktuell sind es nach eigenen Angaben 630 Ihr-Platz-Märkte und 58 Franchise-Märkte, die selbstständig geführt werden.
In dem Bericht heißt es zudem, Schlecker suche dringend nach einem Geldgeber, um einen aktuellen Liquiditätsengpass zu überwinden. Die Drogeriekette hatte solche Spekulationen zuletzt aber wiederholt zurückgewiesen. Zwar sei man immer wieder mit Investoren im Gespräch, es gebe aber keinen akuten Engpass.
Gespräche mit Verdi
Kürzlich hatte Schlecker angekündigt, mit der Gewerkschaft Verdi über Einschnitte bei den Mitarbeitern und deren Beteiligung an der Restrukturierung führen zu wollen. Der bisherige Marktführer war in den vergangenen Jahren ins Strudeln geraten. Ein neues Ladenkonzept und die Konzentration auf rentable Geschäfte soll 2012 die Wende bringen.
Die Gewerkschaft will möglichst viele Arbeitsplätze bei Schlecker retten. Hierfür werde es möglicherweise eine Tarifvereinbarung geben, teilte Verdi mit. Allein bis Ende des Jahres macht der Konzern deutschlandweit rund 800 Filialen zu - bislang ohne Entlassungen. Am vergangenen Wochenende hatte die "Welt am Sonntag" Juniorchef Lars Schlecker mit den Worten zitiert: "Bisher haben wir keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen. Wir können aber nicht garantieren, dass das im nächsten Jahr so bleibt."
Bis Juli 2012 gilt bei Schlecker ein Vertrag zur Beschäftigungssicherung. Das Unternehmen betonte aber, man brauche einen "aktiven Beitrag" der Arbeitnehmer für die Restrukturierung - ohne konkreter zu werden. Verdi will zunächst von einem Wirtschaftsprüfer die wirtschaftliche Lage von Schlecker durchleuchten lassen. "Eine planbare Perspektive für die Beschäftigten hat für uns oberste Priorität", erklärte eine Sprecherin der Gewerkschaft. Wichtig sei die enge Abstimmung mit den Betriebsräten bei Schlecker.
In den roten Zahlen
Nach Angaben eines Schlecker-Sprechers sollen auch im ersten Quartal 2012 noch Läden geschlossen werden. "Wir haben aber nicht nur alte Filialen umgebaut, sondern auch neue eröffnet", sagte er. Bislang werden Mitarbeiter nach Schließungen in anderen Filialen eingesetzt oder befristete Verträge nicht verlängert. Verdi kritisiert zudem, dass Filialen zum Teil über Nacht geschlossen und die Mitarbeiter viel zu spät informiert würden. "Uns wurde zugesagt, dass das künftig vermieden wird", sagte ein Gewerkschaftssprecher.
Beide Seiten wollen sich im Januar zu weiteren Gesprächen treffen. Derzeit hat Schlecker dem Vernehmen nach bundesweit noch über 7000 Filialen und laut Verdi 30.000 Beschäftigte. Schlecker selbst nennt aktuell keine Zahlen. Der bisherige Marktführer hat in den vergangenen Jahren rote Zahlen geschrieben und strebt mit dem neuen Konzept ab 2012 eine Rückkehr in die Gewinnzone an. Der Umsatz lag 2010 bei rund 6,5 Mrd. Euro.
Quelle: ntv.de, jga/dpa/AFP