Ziel ist gesetzt Sky-Gewinn - auch ohne Murdoch
25.07.2011, 16:43 Uhr
"Wir leben und sterben mit PayTV", sagt Sky-Finanzchef Tomsic.
(Foto: picture alliance / dpa)
Medienmogul Rupert Murdoch und sein Imperium News Corp stehen wegen des Abhörskandals rund um die mittlerweile eingestellte "News of the World" unter Beschuss. Aber wie ergeht es der deutschen Tochter, dem Bezahlsender Sky Deutschland? Der zeigt sich zuversichtlich, es notfalls auch ohne weiteres Murdoch-Geld in die schwarzen Zahlen zu schaffen. Nur wann?
um die inzwischen eingestellte britische Boulevardzeitung "News of the World" hat dem Medienimperium News Corp von Rupert Murdoch einen Milliardenschaden zugefügt. Damit gerät auch der Bezahlsender Sky Deutschland wieder in den Fokus. Doch bei den Münchenern bleibt man gelassen. Auch ohne weitere Kapitalspritzen von Großaktionär Murdoch wolle man es in die schwarzen Zahlen schaffen. "Unsere Finanzierung reicht vollkommen bis zum Erreichen der Profitabilität", sagte Sky-Finanzchef Steven Tomsic der Agentur Reuters
Das wäre für die unter dem Namen "Premiere" gegründete Münchner Firma ein Novum. Seit seinem Einstieg vor gut drei Jahren musste der 80-jährige Murdoch Sky Deutschland schon fünf Mal unter die Arme greifen - die Zahlungen summieren sich auf 1 Mrd. Euro. Über seinen Medienkonzern News Corp ("20th Century Fox", "Wall Street Journal") hält er knapp die Hälfte an Sky.
Verlustreiches Engagement
Derzeit hat der Medientycoon ohnehin andere Probleme. Der Abhörskandal bei seiner britischen Zeitung "News of the World" hat News Corp kalt erwischt und den Börsenwert um mehrere Milliarden gedrückt. Auswirkungen auf Sky habe das nicht, da der US-Konzern sein deutsches PayTV-Geschäft als langfristige Investition sehe, betonte Tomsic. "Der Grad der Unterstützung für uns steht außerfrage."
Tomsic war jahrelang bei News Corp in London für die Finanzen zuständig, bis er vor fünf Monaten in den Sky-Vorstand wechselte. Der Job sei einer der "undankbarsten in der deutschen TV-Branche", schrieb das Fachblatt "Hollywood Reporter" zu seinem Amtsantritt. Seit seiner Gründung Anfang der 90er Jahre fuhr der Sender erst in einem Jahr Gewinne ein.
Die "3" vor dem Komma
Das Problem: Angesichts einer Vielzahl frei empfangbarer TV-Sender und einer Zusammenfassung der Fußball-Bundesliga-Spiele bereits kurz nach Abpfiff wollen nicht genügend Zuschauer in Deutschland für zusätzliche Programme extra zahlen. Das Sky-Bundesliga-Paket kostet 34 Euro im Monat. Gut 200.000 neue Kunden in den vergangenen sechs Monaten sind ein Hoffnungsschimmer. Nun hat die Pay-TV-Plattform 2,73 Millionen Kunden - für schwarze Zahlen muss aber eine drei vor dem Komma stehen.
Tomsic wollte sich nicht festlegen, wann es so weit sein könnte. Wie angekündigt werde Sky erst mit der Halbjahresbilanz am 12. August einen neuen Ausblick geben. Doch Sky wolle sich den Spielraum für unternehmerische Entscheidungen bewahren, sagte Tomsic.
König Fußball
Finanziellen Spielraum braucht Sky auf jeden Fall Ende des Jahres, wenn die Fußball-Bundesliga ihre TV-Übertragungsrechte für die Zeit ab 2013 anbietet. "Das sind für uns die wichtigsten Rechte." Pro Saison zahlt der Sender derzeit im Schnitt eine Viertelmilliarde Euro. Ob Sky bereit wäre, mehr zu zahlen, ließ Tomsic offen: "Es gibt auf jeden Fall eine Schmerzgrenze."
Die Bundesliga bereitet derzeit die Ausschreibung der Rechte vor. Ein Szenario: Die "Sportschau" läuft erst am späten Abend, davor soll es eine Zusammenfassung des Spielnachmittags nur im Internet geben. Ob es dazu kommt, hängt von den Geboten ab. Branchenkenner glauben, die Live-Übertragungen von Sky könnten damit begehrter werden. Doch Tomsic spielt die Bedeutung herunter: "Unser Erfolg hängt nicht davon ab, ob die 'Sportschau' früher oder später läuft."
"Wir leben und sterben mit PayTV"
Einer der größten Konkurrenten von Sky ist die Deutsche Telekom, die ihr Bezahlfernsehangebot mit Macht in den Markt drückt. Für die Telekom sei Fernsehen aber nur eines von vielen Geschäftsfeldern, sagte Tomsic. "Wir leben und sterben mit PayTV."
Tomsic will die Finanzen von Sky neu regeln. "Noch nicht sofort, aber wir müssen vorbereitet sein." Skys Schulden und ein Gesellschafterdarlehen von News Corp werden 2013 und 2014 fällig - insgesamt eine Summe von 525 Millionen Euro. Falls sich Möglichkeiten am Markt ergäben, werde Sky handeln, sagte der Finanzchef.
Quelle: ntv.de, rts