Wirtschaft

Gegen die Marktmacht der Konzerne Stadtwerker bedrängen Berlin

Die Energiepolitik der Bundesregierung stößt bei den Verantwortlichen in den deutschen Stadtwerken auf wenig Gegenliebe. Die kommunalen Energieversorger vermissen verlässliche Ansagen.

In Hamburg erzeugt die Stadtreinigung auf dem Gelände der Müllverbrennungsanlage Stellinger Moor seit Jahren Wärme und Strom:

In Hamburg erzeugt die Stadtreinigung auf dem Gelände der Müllverbrennungsanlage Stellinger Moor seit Jahren Wärme und Strom:

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Deutsche Stadtwerke sehen ihre Ausbaupläne für die künftige Energieversorgung durch längere Laufzeiten für Kerkraftwerke gefährdet. "Eine Laufzeitverlängerung darf keinesfalls Marktzutrittsbarrieren zu Lasten kommunalwirtschaftlicher Investoren in hocheffiziente Kraftwerke errichten", forderte der Verband kommunaler Unternehmen (VKU).

Der Appell richtet sich an die Adresse der schwarz-gelben Bundesregierung. Sie solle nicht nur die großen Stromkonzerne, sondern alle wichtigen Akteure am Energiemarkt in Verhandlungen über eine längere Atomstromproduktion einbeziehen, sagte VKU-Hauptgeschäftsführer Hans-Joachim Reck.

Die Energieriesen Eon, RWE, Vattenfall und EnBW dominierten immer noch den Strommarkt und bestimmten mit ihren über 80 Prozent der gesamten Erzeugungskapazitäten die Großhandelspreise. "Die Stadtwerke stehen bereit, den Wettbewerb durch eigene Erzeugungsstrukturen zu beleben", betonte Reck.

"Man kann mit Fug und Recht von einem Trend zur Neugründung von Stadtwerken sprechen", stellte er fest. Dabei gehe es um lokale Energienetze, aber auch um Vertrieb und Energie-Erzeugung. Hamburg Energie sei das prominenteste Beispiel dafür. "Die Entwicklungspotenziale sind groß, denn die Stadtwerke genießen hohes Vertrauen bei den Bürgern."

Das Problem mit dem Wind

Die Stadtwerke wollen frühzeitig auch am gesamten Energiekonzept beteiligt werden, das die Bundesregierung für Oktober angekündigt hat. Hier sei der Systemkonflikt zu lösen, der sich aus schwankendem Windenergieangebot (je nach Wetterlage) und kapitalintensiven Kohle-Kraftwerken ergebe.

Durch die Verbrennung von Müll oder Biogas und seit November 2009 auch durch eine neuartige Vertikal-Windmühle.

Durch die Verbrennung von Müll oder Biogas und seit November 2009 auch durch eine neuartige Vertikal-Windmühle.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Solche Großkraftwerke, die derzeit noch die Grundlast der Stromversorgung tragen, sind nicht einfach herunterzufahren, wenn zum Beispiel überschüssiger Windstrom - nach dem Gesetz mit Vorrang - ins Stromnetz eingespeist wird.

"Eine mögliche Lösung liegt in flexiblen, dezentralen Erzeugungsanlagen und ausgebauten Netzinfrastrukturen auf Stadtwerke-Ebene", sagte Reck.

Die kombinierte Erzeugung von Strom und Wärme (Kraft-Wärme-Koppelung) sei die klimafreundliche Alternative vor Ort zu den Großanlagen mit hohen überregionalen Leitungsverlusten.

Zum Ausbau der dezentralen Energieversorgung seien "zusätzliche politische Impulse und wirtschaftliche Anreize" erforderlich. Die Stadtwerke dringen auf verlässliche Rahmenbedingungen. Sie wollen Recks Angaben zufolge in den kommenden Jahren 6,4 Mrd. Euro in 3500 Megawatt Kraftwerkskapazität investieren.

Quelle: ntv.de, dpa

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