Paukenschlag bei Solar Millennium Utz Claassen wirft hin
16.03.2010, 08:38 UhrDer frühere EnBW-Chef Utz Claassen bringt Solar Millenium in eine unangenehme Lage: Der erst kürzlich angetretene Vorstandschef gibt nach wenigen Wochen sein Amt überraschend auf. Jetzt muss sich das Unternehmen schleunigst nach einem neuen Vorsitzenden umsehen. Wilde Spekulationen schießen ins Kraut.

Spiegel bündeln Sonnenlicht: Nach diesem Prinzip soll auch das Mega-Projekt Desertec funktionieren.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Eine überraschende Personalie rückt das zuletzt wegen vermeintlicher Bilanztricks in die Schlagzeilen geratene Unternehmen Solar Millennium wieder in den Mittelpunkt: Der erst seit Jahresbeginn amtierende Chef Utz Claassen hat sein Amt als Vorstandsvorsitzender niedergelegt. "Er beruft sich auf ein ihm eingeräumtes Recht, innerhalb einer definierten Überlegungsfrist sein Amt niederzulegen. Weitere Gründe hat er dem Unternehmen nicht mitgeteilt", teilte das Unternehmen am späten Montagabend mit.
Der Solar-Millennium-Aufsichtsratsvorsitzende Helmut Pflaumer sagte: "Der Weggang kam für den Aufsichtsrat unerwartet. Wir respektieren die Entscheidung und begrüßen, dass er dem Unternehmen weiterhin freundschaftlich verbunden bleiben möchte. Der Aufsichtsrat wird die Geschäftsverteilung im Vorstand zeitnah neu ordnen, um so den nachhaltigen Wachstumskurs der Solar Millennium AG weiter sicherzustellen."
In den vergangenen Monaten hatte die "Wirtschaftswoche" wiederholt über mögliche Unregelmäßigkeiten bei der Bilanzierung berichtet. Das Unternehmen wies die Vorwürfe stets zurück. Der Aktienkurs fiel seit dem Anfang 2010 erreichten Mehrjahreshoch von rund 44 Euro deutlich. Zuletzt kostete das Papier noch knapp 29 Euro. Das Unternehmen kommt damit auf einen Börsenwert von rund 360 Mio. Euro.
Solar Millennium deckt von der Projektentwicklung und - finanzierung, über den Kraftwerksbau bis hin zum Besitz und Betrieb solarthermischer Kraftwerke die gesamte Wertschöpfungskette ab. Diese Kraftwerke erzeugen Strom, indem sie mit riesigen Spiegeln das Sonnenlicht konzentrieren, um Flüssigkeiten zu erhitzen. Die gewonnene Wärmeenergie treibt - nicht viel anders als im konventionellen Teil eines Kernkraftwerks - über Dampfturbinen Stromgeneratoren an.
Quelle: ntv.de, mmo/rts