
Mit Vettel tritt einer der Größten ab, die je in der Formel 1 gefahren sind.
(Foto: IMAGO/Motorsport Images)
Mit seinem neuen Instagram-Account macht Sebastian Vettel die Formel-1-Fans neugierig - und verkündet, dass er seine Karriere beendet. Als vierfacher Weltmeister ist er einer der erfolgreichsten Fahrer in der Geschichte des Sports. Mit 35 tritt er nun am Ende dieser Saison zurück.
"Hiermit gebe ich bekannt, dass ich meine Formel-1-Karriere am Ende der Saison 2022 beenden werde." Es ist der erste Satz eines ausführlichen Videos, das Sebastian Vettel um Punkt 12 Uhr mittags auf seinem Instagram-Account veröffentlicht. Dieser Account ist erst wenige Stunden alt, trotzdem folgen schon mehr als 500.000 Menschen. Und werden Zeuge davon, wie der 35-Jährige ankündigt, dass seine beeindruckende Karriere in der Formel 1 in wenigen Monaten beendet sein wird. Die Saison bei Aston Martin, seine 16. in der Königsklasse des Motorsports, ist die letzte.
Er müsse nun eigentlich eine Liste an Personen abarbeiten, um ihnen für die Unterstützung während seiner Laufbahn zu danken, sagt der vierfache Weltmeister und 53-fache Grand-Prix-Sieger. "Aber ich habe das Gefühl, dass es wichtiger ist, zu erklären, warum ich mich so entschieden habe." Er liebe den Motorsport zwar, dieser sei "zentraler Bestandteil meines Lebens, seit ich mich erinnern kann". Doch es gebe eben auch ein Leben abseits der Strecke. "Ich glaube daran, dass die Identität [eines Menschen] sich nicht daraus speist, was wir tun, sondern daraus, wer wir sind und wir andere Menschen behandeln."
Dann fragt Vettel rhetorisch: "Wer bin ich?" und gibt die Antwort direkt danach: "Ich bin Sebastian, Vater von drei Kindern und Ehemann einer großartigen Frau. Ich bin neugierig und lasse mich schnell von leidenschaftlichen und fähigen Menschen begeistern. Ich bin besessen davon, Perfektion zu erreichen. Ich bin tolerant und habe das Gefühl, dass wir alle dasselbe Recht auf Leben haben, egal wie wir aussehen, wo wir herkommen oder wen wir lieben." Er verrät seine Lieblingsfarbe ("blau"), dass er den Geruch von frischem Brot mag, dass er an Veränderung glaubt und dass jeder kleine Schritt einen Unterschied macht.
"Ich habe Interessen abseits der Formel 1 entwickelt", sagt Vettel weiter: "Meine Leidenschaft für den Rennsport und die Formel 1 führt dazu, dass ich dafür nur zu wenig Zeit habe und das kostet viel Kraft." Der anstrengende Alltag als Formel-1-Fahrer "passt nicht mehr zu meinem Wunsch, ein guter Vater und Ehemann zu sein". Die Energie, die es erfordere, eins zu werden mit dem Auto und dem Team, "um der Perfektion nachzujagen, erfordert Fokus und Einsatz". Seine Ziele hätten sich verschoben: Weg von "Rennsiegen und der Jagd nach Weltmeistertiteln" und hin, "meine Kinder aufwachsen zu sehen, meine Werte zu vermitteln, ihnen aufzuhelfen, wenn sie hinfallen, ihnen zuzuhören, wenn sie mich brauchen, nicht mehr 'Auf Wiedersehen' zu sagen, sondern von ihnen lernen zu können".
Von BMW-Sauber über Red Bull und Ferrari zu Aston Martin
Vettel war in der Saison 2007 erstmals auf die große Bühne der Formel 1 getreten, das damalige BMW-Sauber-Team hatte ihn als Testfahrer verpflichtet. Nachdem Stammpilot Robert Kubica beim Großen Preis von Kanada verunfallte und ein Rennen aussetzen musste, debütierte der damals 19 Jahre alte Heppenheimer beim Grand Prix der USA - und fuhr als Achter direkt Punkte ein - als bis dahin jüngster Fahrer in der Geschichte der Formel 1. Im Saisonverlauf wechselte er zu Toro Rosso, das Red-Bull-Nachwuchsteam beförderte ihn zum Stammpiloten.
2008 feierte Vettel in Monza seinen Durchbruch, als er seinen eigentlich unterlegenen Toro Rosso erst zur Poleposition und dann zum Rennsieg pilotierte. Nach dem Wechsel zu Red Bull etablierte sich der Deutsche in der Spitze, ehe er sich 2010 als bis heute jüngster Fahrer zum Weltmeister krönte. Nur ein einziges Mal führte Vettel in jenem Jahr die WM-Wertung an - allerdings zum entscheidenden Zeitpunkt nach dem letzten Rennen. In den Saisons 2011, 2012, 2013 wiederholte er seinen Triumph, bisweilen mit beeindruckender Dominanz und Konstanz, seine neun Rennsiege (Belgien 2013 bis Brasilien 2013) sind bis heute unerreichter Rekord.
2015 wechselte Vettel zu Ferrari, mit dem Ziel, die strauchelnde Scuderia zurück zu alter Stärke zu führen. Gleich seinen zweiten Grand Prix in Malaysia gewann er, zum Titel aber reichte es nie. 2020 trennten sich die Wege, der Deutsche schloss sich Aston Martin an, einem ambitionierten Rennstall, der seinen Ansprüchen seitdem allerdings hinterherfährt. Auch das dürfte einer der Gründe dafür sein, dass Vettel nach dieser Saison das Lenkrad zur Seite legt.
Quelle: ntv.de