China ist verunsichert Peking ermahnt Washington
14.07.2011, 15:14 Uhr
Spürt den Druck der Gläubiger: US-Finanzminister Timothy Geithner (rechts, Archivbild).
(Foto: REUTERS)
Keinem Land schulden die USA mehr als China. Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt sind stark voneinander abhängig. Mit der Schuldenkrise der USA bangen die Chinesen um ihre US-Anleihen. Selbst eine neue globale Finanzkrise wird nicht mehr ausgeschlossen.
Als größter Kreditgeber der USA ist China zutiefst besorgt über die amerikanische Schuldenkrise. Kein Land hält mehr amerikanische Schatzanleihen als die aufstrebende zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt: Schwindelerregende 1,152 Billionen US-Dollar. Während Präsident Barack Obama in Washington mit dem Kongress um eine Erhöhung der Schuldengrenze ringt, hält das offizielle Peking den Atem an.
Die Folgen einer Zahlungsunfähigkeit der USA können sich die Wirtschaftslenker in Peking gut ausmalen. Peking ist schon schwer beunruhigt über die mögliche neue Schuldenaufnahme in den USA. Es dürfte den Wert des US-Dollar weiter drücken und dadurch Rohstoffe für China teurer machen. Sorgen macht überhaupt die schwache Entwicklung der US-Wirtschaft - immerhin noch die größte der Welt und wichtiger Absatzmarkt für den Exportweltmeister China.
"Die Aussichten für die US-Wirtschaft sind beunruhigend", sagte Yu Bin, Forscher einer Pekinger Denkfabrik der Regierung. Mit dem laufenden Schuldendrama in Washington müsse China als größter Kreditgeber "ernsthaft die drohenden Risiken überdenken". Kurzfristig könne China die Gefahren nur mindern, indem es seine vornehmlich in US-Dollar gehaltenen Devisenreserven umschichte.
An das US-Schicksal gekettet
Die Devisenreserven des Schwellenlands sind bis Juni auf knapp , umgerechnet 2,3 Billionen Euro, angeschwollen - 30 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Langfristig müsse China versuchen, diesen Zuwachs zu bremsen, riet Experte Yu Bin. Dafür müssten chinesische Unternehmen aber auch stärker im Ausland investieren - oder China mehr importieren und weniger exportieren, um seine Handelsüberschüsse abzubauen.
"Wir hoffen, dass die USA eine verantwortliche Politik und Maßnahmen ergreift, um die Interessen der Investoren zu garantieren", wiederholte der Sprecher des Außenamtes, Hong Lei, fast gebetsmühlenartig die Forderung an die USA. Mehr wollte das offizielle Peking zunächst nicht sagen. Die führende chinesische Rating-Agentur Dagong verhängte aber bereits jetzt ein .
"Langfristiger wirtschaftlicher Niedergang"
Selbst wenn es einen Durchbruch zwischen Weißem Haus und Kongress geben sollte, sieht die Agentur die Kreditwürdigkeit der USA schwer angeschlagen. Während die amerikanischen Ratingagenturen die USA bislang noch mit "AAA" als besonders kreditwürdig betrachteten, hatte Dagong sein niedrigeres Rating von "AA" . Eine weitere Herabstufung sei jetzt nur "eine Frage der Zeit und des Umfangs", sagte Dagong-Chef Guan Jianzhong.
Seine Experten sagen in ihrem neuen Bericht einen "langfristigen wirtschaftlichen Niedergang" der USA voraus. Die USA müssten noch mehr Schulden machen, um ihre Schulden zu bezahlen. Das werde wegen der Zweifel über die finanzielle Lage immer schwieriger. "Verschiedene Faktoren beeinträchtigen fortlaufend die Rückzahlungsfähigkeiten der US-Regierung." Auch warnt Dagong: "Die Möglichkeit einer Wiederholung der Finanzkrise von 2008 wächst."
Quelle: ntv.de, Andreas Landwehr, dpa