Moody's-Mitarbeiter in der Defensive Rater beschuldigen Banker
02.06.2010, 18:33 UhrFür die internationalen Ratingagenturen wird es eng: Im Washingtoner Untersuchungsausschuss zur Aufarbeitung der Finanzkrise stellen US-Politiker unangenehme Fragen. Um sich zu verteidigen, decken Moody's-Analysten schmutzige Verflechtungen auf.

Irgendjemand wird dafür bezahlen müssen: Philip Angelides, der Vorsitzende der "Financial Crisis Inquiry Commission" zeigt mit dem Finger auf die Vorgeladenen.
(Foto: AP)
Analysten der Ratingagentur Moody's haben die Schuld an zu guten Bewertungen von risikoreichen Produkten weit von sich gewiesen. Investmentbanker hätten Analysten kontrolliert und sie dazu gebracht, bessere Ratings für Schuldtitel auszustellen, die schlechtere verdient hätten, sagte der frühere Vizepräsident der Moody's-Derivateabteilung, Mark Froeba. Es sei sogar zu Einschüchterungen gekommen, um die Kooperationsbereitschaft zu erhöhen.
Froeba und einige seiner Kollegen mussten sich vor einem Untersuchungsausschuss zu den Ursachen der Finanzkrise äußern. Ratingagenturen wie Moody's, McGraw-Hill, Standard & Poor's und Fimalac wird eine Mitschuld gegeben. Ihnen wird vorgeworfen, die Krise angeheizt zu haben, indem sie zu lange zu hohe Bewertungen ausstellten und dann wiederum zu schnell herabstuften.
Der Vorsitzende des US-Untersuchungsausschusses, Phil Angelides, nannte Moody's eine "Dreifach-A-Fabrik" in Anspielung auf die Bestnote "AAA" in der Bewertungsskala der Agentur. Anleger, die sich auf Moody's verlassen hätten, sei es nicht so gut ergangen. Moody's-Chef Raymond McDaniel verteidigte das Unternehmenskonzept. Ratingagenturen seien keine Wächter, die einen Verkauf von Wertpapieren stoppen könnten. "Märkte wachsen ohne Ratings", betonte McDaniel.
Noten ohne Verantwortung
Auch in Europa wird die Rolle der Ratingagenturen derzeit diskutiert. Frankreichs Zentralbankchef Christian Noyer hat vorgeschlagen, Kreditversicherer wie die Allianz-Tochter Euler Hermes oder die französische Coface zu europäischen Ratingagenturen weiterzuentwickeln. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sagte dazu, es sei richtig das Oligopol der drei US-Agenturen Standard & Poor's, Moody's und Fitch aufzubrechen.
Den drei großen Ratingagenturen werden von der Politik im Vorfeld der Finanzkrise schwere Bewertungsfehler bei der Einschätzung gebündelter Hypothekenkredite vorgeworfen. Auch in der jüngsten Schuldenkrise der Mittelmeerländer gerieten die Agenturen in die Kritik. Zuletzt hatte die Ratingagentur Fitch die Zahlungsfähigkeit Spanien um eine Notenstufe gesenkt und damit scharfe Kritik auf sich gezogen.
Quelle: ntv.de, mmo/rts