Spezial

Radioaktivität steigt massiv In zwei AKW droht Kernschmelze

Das AKW Fukushima 1  rückt immer mehr ins Zentrum der Sorge. (Archiv)

Das AKW Fukushima 1 rückt immer mehr ins Zentrum der Sorge. (Archiv)

(Foto: AP)

Im von dem schweren Erdbeben beschädigten Atomkraftwerk Fukushima 1 spitzt sich die Lage dramatisch zu. Die Radioaktivität in dem Meiler steigt auf das 1000-fache des sonst üblichen Wertes an. Die Sperrzone rund um das Kraftwerk wird vergrößert. Nur wenige Kilometer entfernt macht nun auch das Kühlystem im AKW Fukushima 2 große Probleme.

Die Stadt Sendai ist am stärksten von dem Tsunami betroffen.

Die Stadt Sendai ist am stärksten von dem Tsunami betroffen.

(Foto: REUTERS)

Im japanischen Atomkraftwerk Fukushima Nummer 1 ist die Radioaktivität auf das 1000-fache des normalen Werts gestiegen. Das berichtet die Agentur Kyodo und beruft sich auf die nationale Atomsicherheitsbehörde. Es könne sein, dass Radioaktivität auch aus der Anlage ausgetreten sei.

Der Premierminister Naoto Kan weitete den Evakuierungsbereich aus. Er forderte die Menschen in einem Radius von zehn Kilometern um das Kraftwerk auf, sich in Sicherheit zu bringen. Zuvor waren die Menschen bereits in einem Umkreis von drei Kilometern aufgerufen worden, ihr Haus zu verlassen.

Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA berichtete, Japan habe sich entschlossen, in dem Problemreaktor Druck abzulassen. Der kontrolliert freigesetzte Dampf solle gefiltert werden, um Radioaktivität in der Anlage zu halten. Nach einer Experteneinschätzung aus Wien ist es aber unwahrscheinlich, dass in solch einer Situation keinerlei Radioaktivität freigesetzt wird.

An der Küste von Fukushima.

An der Küste von Fukushima.

(Foto: AP)

Greenpeace-Experte Heinz Smital sagte bei n-tv, die Maßnahme sei sinnvoll. "Mann kann aber vermuten, dass in einem kleinen Teil schon eine Kernschmelze eingetreten ist." Es komme nun darauf an, den Reaktor schnell und umfangreich zu kühlen. Atomexperte Christoph von Lieven, ebenfalls bei Greenpeace, sagte bei n-tv, eine Kernschmelze bedeute "eine unkontrollierbare Kettenreaktion". Ein Szenario wie im Fall des Unfalls in Tschernobyl sei nicht auszuschließen.

Unterdessen treten in einem zweiten Atomkraftwerk massive Probleme auf. In drei Reaktoren des AKW Fukushima Nr. 2 büßten die Kühlsysteme einen Teil ihrer Leistungsfähigkeit ein. Der Meiler befindet sich zwölf Kilometer von Fukushima Nr. 1 entfernt. Die Behörden ordneten die Evakuierung in einem Umkreis von zunächst drei Kilometern an.

Die beiden Atomkraftwerke befinden sich rund 250 Kilometer nördlich von Tokio in der vom Beben besonders betroffenen Region. Japan gewinnt rund ein Drittel seines Strombedarfs aus 55 Reaktoren an 17 Standorten. Bei dem Erdbeben am Freitag schalteten sich elf Reaktoren automatisch ab.

USA schicken Kühlmittel

US-Außenministerin Hillary Clinton teilte mit, die US-Luftwaffe habe an einen nicht näher genannten Atomreaktor dringend benötigte Kühlflüssigkeit geliefert. Der amerikanische Reaktorexperte Robert Alvarez sprach von einem "beängstigenden Rennen gegen die Zeit". Bei einem längeren Ausfall der Kühlung könne es zu schweren Konsequenzen kommen, darunter auch eine mögliche Kernschmelze.

Im ebenfalls abgeschalteten Atomkraftwerk Onagawa brach ein Feuer in einem Turbinengebäude aus. Die Betreibergesellschaft erklärte, dass keine radioaktive Strahlung ausgetreten sei. Der Brand wurde nach Angaben der Behörden nach einigen Stunden gelöscht.

Hier das n-tv.de Spezial zum Erdbeben, zum Liveticker geht es hier.

Quelle: ntv.de, dpa

Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen