
Dacia räumt einen großen Rabatt auf den Spring ein - er ist damit ein echter Preisknüller und das günstigste E-Auto.
(Foto: Dacia)
Hartnäckig hält sich die Meinung, elektrisch angetriebene Mobilität sei zwingend teuer. Der ADAC hat nun die Rabattaktionen verschiedener Autohersteller unter die Lupe genommen. Am Ende bleibt ein erstaunlicher Erkenntnisgewinn.
Man könnte den Eindruck bekommen, Fahrzeug-Listenpreise seien das Papier oder die PDF-Datei nicht mehr wert, auf dem sie gedruckt oder in der sie verzeichnet sind. Schon seit Jahrzehnten kurbeln die Autohersteller den Verkauf schlecht verkäuflicher Modelle mit teils zeitlich begrenzten Rabattaktionen an. Aber wer hätte gedacht, dass auch elektrisch angetriebene Modelle einmal von solchen Preisnachlässen betroffen sein würden?
Wir erinnern uns zurück: Als im Dezember 2023 unvermittelt die staatliche Förderung für batterieelektrische Autos gekappt wurde, proklamierten manche Autoexperten bereits das Ende der Elektromobilität. Gerade hat das Kraftfahrtbundesamt die Neuzulassungen für den Januar 2024 herausgegeben. Und siehe da: Gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum wurden rund 4000 Stromer mehr zugelassen. Reine Elektromodelle, keine Plug-in-Hybride wohlgemerkt.
Gut möglich zwar, dass es sich bei den Januar-Zulassungen um Auslieferungen von Bestellungen aus dem Jahr 2023 handelte - aber dass elektrisch angetriebene Fahrzeuge plötzlich unbezahlbar teuer geworden wären, kann man nicht sagen, mitunter ist sogar das Gegenteil der Fall. Grund dafür sind freilich auch die Hersteller, die sich plötzlich Rabattschlachten liefern. Der ADAC hat sich nun daran gemacht, eine umfangreiche Liste zu erstellen mit unterschiedlich gelagerten Rabatten - teils zeitlich begrenzt, teils ohne jegliches Limit.
Dacia ist am günstigsten
Als Preisknüller schlechthin muss man den Dacia Spring bezeichnen. Für das Basismodell ruft der Hersteller bloß 12.750 Euro auf. Denn bis Ende März zieht Dacia satte 10.000 Euro vom ohnehin nicht gerade üppigen Listenpreis (22.750 Euro) ab, was einem Rabatt von 44 Prozent entspricht. Doch Vorsicht! Für das Basismodell bieten die Rumänen keine Schnelllademöglichkeit mehr an. Nicht, dass der Spring per CCS-Stecker sonderlich schnell laden könnte, aber mit Wechselstrom kommt man nun wirklich nicht weit. Auch deshalb, weil unterwegs kein zuverlässiges Type-2-Ladenetzwerk vorzufinden ist. Im ländlichen Raum wird es schwierig. Aber auch der Preis von 14.550 Euro für die besser ausgestattete Version plus dem moderaten Aufpreis für DC-Charging darf noch als bezahlbar durchgehen. Der Hintergrund ist allerdings auch, dass ein überarbeiteter Spring bereits in den Startlöchern steht.
Und der Markt bietet einige Schnäppchen. So bekommt man auch den Fiat 500e bereits ab 24.490 Euro (Nachlass 21 Prozent bei 6500 Euro Ersparnis). Allerdings gibt es für diesen Kurs lediglich 24 kWh Akkukapazität, was einen eingeschränkten Alltagsnutzen bedeutet. Je nach Außentemperatur muss der Italiener schon nach weniger als 200 Kilometern wieder an den Stecker. Bei der Version mit größerer Batterie (42 kWh) ist der Stellantis-Konzern schon knauseriger beim Rabatt und gewährt bloß 14 statt 21 Prozent. Allerdings unterschreitet der Barpreis dann immer noch die 30.000-Euro-Grenze, wenngleich nur ganz knapp mit 29.990 Euro. Die Aktion läuft allerdings zum 31. März aus.
Nissan Leaf ist groß und preiswert, Laden aber mit Nachteilen
Von den etablierten Marken macht ansonsten nur noch Nissan ein Angebot für unter 30.000 Euro: Den Leaf mit 40-kWh-Akku gibt es bis Mitte April satte 9103 Euro günstiger, was einer Rabattierung von 25,4 Prozent entspricht. Somit kostet das Fahrzeug nur noch 26.797 Euro - das ist ein fairer Kurs, zumal der Nissan Leaf ein erwachsenes und daher geräumiges Auto ist. Gibt es einen Haken? Der Japaner lädt mit Gleichstrom ausgesprochen trödelig und verfügt lediglich über einen sogenannten Chademo-Anschluss, wenn man die Batterie mit großer Power bestromen möchte. Solche Säulen sind in unseren Gefilden deutlich dünner gesät als konventionelle CCS-Säulen.
Die restlichen Offerten für unter 30.000 Euro stammen von chinesischen Herstellern wie BYD oder Great Wall Motor. Wer Modelle wie BYD Dolphin oder Ora Funky Cat ausprobiert hat, kann verstehen, dass die Hersteller hier nachhelfen. Die Autos sind zwar schon recht ordentlich, aber im Finish und in puncto Infotainment noch nicht auf dem Level japanischer oder europäischer Produkte. Übrigens laufen die Rabatte auch hier zunächst Ende März aus.
Andere Hersteller haben ihre Preise generell kräftig gesenkt - ganz ohne zeitliche Begrenzung. Sämtliche Varianten eines Renault Mégane E-Tech kosten jetzt zwischen 13 und 15 Prozent weniger als noch Ende 2023. Der Einstiegspreis beträgt hier allerdings 35.600 Euro. Wie lange das funktionieren kann, muss man sehen. Schließlich gibt es die beiden hierzulande beliebteren Volkswagen ID.3 und ID.4 zumindest bis Ende März mit bis zu 19 Prozent Nachlass. Dann beträgt der Startpreis lediglich 32.600 Euro (ID.4). Das ist ein regelrechter Kampfpreis, bedenkt man, dass ein weniger nutzwertiger Golf mit Verbrennungsmotor ebenfalls rund 30.000 Euro kostet.
Fazit: Wenn sich jemand in eine Talkshow setzt und schreit, dass Elektroautos lediglich etwas für Reiche seien, muss man ganz ruhig entgegnen, dass das schlicht falsch ist. Klar, das Angebot an günstigen Verbrennern ist derzeit noch viel größer, aber die Elektromobilität steht ja erst ganz am Anfang. Mit den Neuheiten Citroën C3 und Renault 5 beispielsweise stehen ja schon preislich hochattraktive Offerten in den Startlöchern. Und irgendwann wird sich natürlich auch ein vielfältiger Gebrauchtwagenmarkt entwickeln. Doch das ist noch Zukunftsmusik.
Quelle: ntv.de