
Fast ohne Sicken kommt das neue Mercedes E-Klasse Cabrio aus.
Mercedes-Chef Dieter Zetsche sagte mal, dass der Weg von einem Coupé zum Cabrio ein kleiner ist. Ergo haben die Stuttgarter jetzt auch ihr E-Klasse Coupé geöffnet und einen alltagstauglichen Viersitzer mit Spaßgarantie auf die Räder gestellt.
Wenn es ein Coupé gibt, ist der Weg zu einem Cabrio nicht weit. Insofern verwundert es nicht, dass Mercedes nach dem E-Klasse Coupé nun auch ein Cabrio nachschiebt, das auf dem Autosalon in Genf seine Publikums-Premiere feiern wird. Auch hier hat Chefdesigner Gorden Wagner seinem neuen Credo entsprechend angefangen, die Sicken aus dem Blech zu ziehen und lediglich über die Wölbung des Blechs Bewegung und Struktur in die Oberfläche zu bringen. Noch auffälliger als beim Coupé ist beim Cabrio, dass die A-Säule extrem schmal gehalten wurde. Fast filigran zieht sie sich mit einem leichten Schwung über die Köpfe von Fahrer und Beifahrer.
Noch etwas fällt bei geöffnetem Dach auf: die gelungene Einheit vom Zierrahmen an A-Säule und Frontscheibe, Bordkantenzierstab und die Umrahmung des Verdeckkastens. Ist der Deckel zu, ähnelt die Silhouette der des Coupés: lange Motorhaube mit Powerdoms und tief liegendem Diamantgrill, hohe Schulterlinie und sehr flach gehaltene LED-Heckleuchten. Hinter denen verschwindet das vollautomatische Akustikverdeck mit Glasscheibe in nur 20 Sekunden und bei Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h. Allerdings funktioniert das nur reibungslos, wenn das optionale Cabriolet-Komfort-Paket geordert wurde, das die Verdeckkastenwanne mit einem Rollo vom Rest des Kofferraums trennt. Andernfalls muss dieser Vorgang manuell und im Stand vollzogen werden.
Bis zu 385 Liter Kofferraum und umklappbare Fondsitze
Wichtig auch, dass die Stuttgarter darauf geachtet haben, dass es bei dem Spaß-Auto ein gerütteltes Maß an Alltagstauglichkeit gibt. So verschwinden im Kofferraum bis zu 385 Liter Gepäck bei geschlossenem Dach. Wird offen gefahren, sind es immerhin noch 310 Liter Stauraum. Ganz neu sind auch die im Verhältnis 50:50 umklappbaren Fondsitzlehnen, die sonst, dank der tiefen Sitzposition und einem Radstand von 2,87 Meter, auch von zwei Erwachsenen genutzt werden können.
Anders als in der E-Klasse, aber genau wie beim Coupé, setzen neue Luftdüsen in der Armatur einen starken Akzent. Und tatsächlich hat man beim Blick auf die Luftausströmer das Gefühl, in ein Turbinentriebwerk zu schauen. Ein wirklich gelungenes Stück Design. Auf Wunsch sind - wie in den anderen E-Klasse-Modellen - zwei hochauflösende 12,3-Zoll-Displays verfügbar, die unter einem gemeinsamen Deckglas verschmelzen und zu einer Art "Widescreen" werden. Eine Kombination, die bis dato kein anderer Hersteller hat.
Offener Ganzjahresfahrspaß

Anders als in der Limousine haben die Luftausströmer im E-Klasse Coupé und Cabrio tatsächlich die Form von Turbinen.
Im Einstiegsmodell gibt es allerdings wie gehabt die klassischen Rundinstrumente in Kombination mit einem 7-Zoll-Kombi-Farbdisplay und dem Zentraldisplay in der Mittelkonsole mit einer Bilddiagonalen von 21,3 Zentimetern. Bedient werden die Einheiten entweder direkt über die "Einsprungtasten", die Touch Controls am Lenkrad, das Touchpad unterhalb der Mittelarmlehne, den Controller direkt darunter oder per Sprachsteuerung. Alles nicht neu, aber immer wieder erwähnenswert.
Genau wie der in Mercedes-Cabrios gebotene Ganzjahresfahrspaß. Auf Wunsch gibt es das automatische Windschottsystem Aircap, das die bösen Winde über die Köpfe der Insassen fegen lässt, und die Kopfraumheizung Airscarf, die eher ein Luftschal ist, der sich um den Nacken der Passagiere in der ersten Reihe legt. Den Fahrspaß sollen aber noch einige andere Parameter garantieren: Gegenüber dem Vorgänger hat das Cabrio in allen Belangen zugelegt: 12,3 Zentimeter in der Länge auf 4,83 Meter, 7,4 Zentimeter in der Breite auf 1,86 Meter und 3,0 Zentimeter in der Höhe auf 1,43 Meter. Wichtiger ist aber noch, dass die Spurweite vorn um 6,7 Zentimeter und an der Hinterachse um 6,8 Zentimeter gewachsen ist. Wie das Coupé duckt sich auch der Sonnenanbeter 15 Millimeter tiefer auf die Straße.
Kraftpaket und Sparwunder zum Marktstart

Man mag es glauben oder nicht, aber auf den zwei Einzelplätzen im Fond des E-Klasse Cabrios finden auch Erwachsene Platz.
Zum Marktstart wird das E-Klasse Cabrio wohl wie auch das Coupé mit drei Motorisierungen starten. Darunter die zwei leistungsstarken Benziner in Form des E 400 mit 3.0-Liter-V6-Triebwerk und 333 PS. Eine Stufe darunter rangiert der E 300 mit 2.0-Vierzylinder-Motor und 245 PS sowie der Effizienzmeister E 220 d in Form des Vierzylinder-Diesels mit 194 PS. Zu haben sein wird auch der kleine Vierzylinder-Benziner mit 184 PS, der in der Nomenklatur als E 200 geführt wird. Erstmals werden auch die kleinen Triebwerke mit 4Matic angeboten. Für die Kraftverteilung sorgt bei allen Motorisierungen das bekannte Neungang-Automatikgetriebe.
Auch beim Fahrwerk bietet das Cabrio all dass, was die anderen E-Klasse-Schwestern bereithalten: als Einstieg das komfortabel abgestimmte Direct-Control-Fahrwerk mit einem Amplituden-abhängigen Dämpfungssystem. Optional gibt es das Dynamik-Body-Control-Fahrwerk mit verstellbarer Dämpfung oder die Luxusvariante in Form der Mehrkammer-Luftfederung, die sich Air Body Control nennt und die Dämpfung an jedem einzelnen Rad entsprechend der Fahrsituation und dem Straßenzustand anpasst.
Selbstredend haben die Stuttgarter auch im Cabrio für die aktive und passive Sicherheit gesorgt: Da sind Kneebags für den Fahrer, Thorax-Pelvisbags für Pilot und Co-Pilot, sowie Kopfairbags für den schweren Seitenaufprall. Der Überrollschutz ist unsichtbar hinter den Fondsitzen versenkt und fährt bei einem drohenden Überschlag, pyrotechnisch gezündet, in Bruchteilen von Sekunden aus.
Assistenten und zwei magische Wischer
Ansonsten sind auf Wunsch alle Assistenten aus der E-Klasse auch für das Cabrio verfügbar. Serienmäßig ist der Aktive Brems-Assistent an Bord, der auch querende Fußgänger erkennt. Optional gibt es den adaptiven Abstands-Pilot mit aktiver Lenkfunktion, der bis zu einer Geschwindigkeit von 210 km/h aktiv ist und auch im Stau seine Arbeit bis zum Stillstand des Wagens verrichtet.
Neu ist das Wisch-Wasch-System mit dem eindringlichen Namen "Magic Vision Control". Hier wurde die Wasserzuführung in beide Wischerblätter integriert, was die Reinigungsflüssigkeit ohne wildes Bespritzen der Frontscheibe dorthin bringt, wo sie benötigt wird. Was die einzelnen Komponenten kosten, verrät Mercedes im Moment ebenso wenig wie den Einstiegspreis des Sonnenanbeters. Der wird aber schätzungsweise bei 50.000 Euro liegen. Dass man die natürlich in beliebige Höhen treiben kann, ist klar. Spätestens dann, wenn man reichlich Kreuze in die meterlange Optionsliste macht.
Quelle: ntv.de