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Dunkle Wolken am Horizont Chemiebranche skeptisch

Die Chemiebranche sieht wegen der schwächelnden Konjunktur und anhaltender Rohstoffkosten ein raues Klima aufziehen. Nach bislang weitgehend überzeugenden Halbjahreszahlen rechnen viele Konzernlenker mit einem schwierigeren Umfeld. Der Chef des weltgrößten Chemiekonzerns BASF, Jürgen Hambrecht, räumte unlängst ein, der Weg werde insgesamt steiniger. Für die Analysten von Sal. Oppenheim gilt daher, je mehr klassische Chemie ein Unternehmen derzeit noch in seinen Sparten besitzt, desto größer ist das Potenzial in den kommenden Monaten im operativen Geschäft zu enttäuschen. Sie weisen darauf hin, dass viele Konzerne inzwischen gerade hochgradig konjunkturanfällige Sparten verkauft und sich mit Geschäften im Gesundheitsbereich oder mit Öl- und Gas oder mit Pflanzenschutzprodukten breiter aufgestellt haben.

Im abgelaufenen zweiten Quartal konnten die deutschen Vertreter der Chemiebranche, die als Konjunkturseismograph gilt, da sie praktisch sämtliche Industriezweige mit ihren Produkten beliefert, noch mit überwiegend starken Geschäftszahlen aufwarten. "Die schlechte Verfassung wichtiger Kundenbranchen spiegelt sich daher bislang weder in den Zahlen noch in den Auftragsbüchern wider, was überraschend ist", urteilen die Experten von Sal. Oppenheim. Allerdings haben manche Firmen im zweiten Quartal kräftig von Sonderfaktoren profitiert, wie etwa von den boomenden Landwirtschaftsmärkten oder dem Geschäft mit Öl und Gas, das vom hohen Rohölpreis sogar beflügelt wird.

Altana senkt Prognose

Wo Sonderfaktoren wegfielen, macht sich das abkühlende Konjunkturklima und hohe Rohstoffkosten für die Chemie schon deutlich bemerkbar. So senkte der Spezialchemiekonzern Altana vor allem wegen des schwachen Dollar und der einsetzenden Konjunkturflaute seine Umsatz- und Ergebnisziele für 2008 leicht. Auch der Duft und Aromenhersteller Symrise hatte seine Gewinnerwartungen gedrosselt.


Branchenprimus BASF und auch der Spezialchemiekonzern Wacker bekräftigten dagegen ihre Umsatz- und Ergebnisziele. BASF will 2008 die Erlöse steigern und seinen Betriebsgewinn vor Sondereinflüssen leicht verbessern. Wacker peilt ein deutliches Umsatzplus an und will beim operativen Gewinn zulegen. Das Münchener Unternehmen profitiert derzeit vor allem von der kräftigen Nachfrage aus der Solarindustrie, die hochreines Silizium von Wacker erhält. Bei BASF sind es insbesondere die Geschäfte mit Öl und Gas und der Pflanzenschutz, die die Gewinne antreiben. Einige klassische Chemiesparten von BASF schwächelten dagegen im Quartal merklich und verzeichneten schrumpfende Gewinne.

Konkurrent Bayer hob wegen des Agrarbooms sogar sein Jahresziel für den Umsatz leicht an. Aber das Umfeld für die Kunststoffsparte MaterialScience ist schwierig, insbesondere in Nordamerika. Dort verzeichnete die Sparte im zweiten Quartal einen deutlichen Umsatzrückgang. Im dritten Quartal soll der operative Spartengewinn im Vergleich zum zweiten Quartal weiter sinken. Dagegen sieht der Münchener Linde-Konzern, der im konjunkturrobusteren Gasegeschäft unterwegs ist, derzeit keine Eintrübung seiner Geschäfte. Linde bekräftigte frühere Ziele, wonach der Konzernumsatz steigen und das Ergebnis überproportional zulegen soll. In der kommenden Woche wollen noch Lanxess und Süd-Chemie ihre Quartalsberichte vorlegen.

Quelle: ntv.de, Frank Siebelt, Reuters

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