Inside Wall Street Fiese Strafgebühren
10.08.2009, 19:20 UhrSie haben die Finanzkrise verschuldet und zahlen weiter fette Boni - die amerikanischen Banken sind wahrscheinlich die unbeliebteste Branche der Welt. Und doch schaffen sie es immer wieder, noch weitere Sympathiepunkte zu verspielen. Etwa durch die Anhebung von Banking-Gebühren, die jetzt einen Milliardengewinn eingespielt haben.
Es ist schon dreist: Während sich die Banken vom Steuerzahler aus dem Sumpf ziehen ließen, hoben sie - als Teil ihres Konzeptes wieder in die Gewinnzone zu kommen - die Gebühren für die Kunden an. Vor allem für die schwächsten, nämlich diejenigen, die aufgrund mangelnder Liquidität immer wieder mal selbst in die roten Zahlen rutschen. Denen berechnet man jetzt höhere Überziehungsgebühren als je zuvor.
Im Branchenmittel sind die Überziehungsgebühren in diesem Jahr von 25 auf 26 Dollar gestiegen, doch ausgerechnet bei den Großbanken sind sie deutlich höher. Banken mit Einlagen von mehr als 50 Mrd. Dollar, dazu gehören die Citigroup, Bank of America, JP Morgan Chase und Wells Fargo - berechnen im Durchschnitt 33 und in der Spitze 36 Dollar, wann immer ein Sparer ins Minus rutscht.
Dazu lassen sich die Banken miese Tricks einfallen: Stehen etwa mehrere Beträge gleichzeitig zur Abbuchung an, werden sie sortiert. Die größten Beträge werden zuerst gebucht, auch wenn das Konto dadurch überzogen wird - dann folgen die kleineren Beträge, für jeden werden Strafgebühren fällig. Bis zu zehn Gebühren täglich berechnet die Bank of America, selbst ein kleines Versehen, wenn etwa ein großer Scheck für Hypothek oder Studiengebühren fällig wird, kann den Sparer 350 Dollar kosten.
Das Forschungsinstitute Moebs, das aktuelle Zahlen zusammengetragen hat, kennt die Beweggründe der Banken. In Zeiten, in denen der Branche viele gewinnbringende Geschäfte weggebrochen sind, "bewegen sich viele Banken zurück zu den Gebührenmodellen. Und die Überziehungsgebühren sind die Hauptader."
Überziehungsgebühren bringen drei Viertel aller Gebührengewinne ein, die sich in diesem Jahr auf immerhin 38,5 Mrd. Dollar belaufen dürften. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren fuhren die Banken weniger als 20 Mrd. Dollar ein.
Während die Banken ihre Gebühren als eine Art Risiko-Versicherung rechtfertigen, zeigt ein Blick hinter die Kulissen ein anderes Bild. So werden Strafgebühren auch dann erhoben, wenn ein Kunde mehrere Konten bei einer Bank hat, von denen alle - bis auf ein aktuelles - überzogen sind. Ein Ausfallrisiko besteht in solchen Fällen nicht, eine Strafe von 35 Dollar wird trotzdem fällig.
Die Folgen dieser Gebührenpolitik sind dramatisch, vor allem für Kunden mit chronisch dünnen Spareinlagen. Statt Liquidität bereitzustellen, werden diese für jede Ausgabe teuer bestraft und tiefer ins Minus gestürzt. Wer etwa Mindestlohn verdient, muss einen halben Tag arbeiten, um allein seine Strafgebühr wieder einzuholen.
Die amerikanische Notenbank arbeitet zurzeit mit Hochdruck an neuen Regeln für die Banken. In aktuellen Verhandlungen geht es auch um eine Reform der Gebühren. Dass die Branche nicht von sich aus auf derart dreiste Strafgebühren verzichtet und den Kunden (und Steuerzahler) selbst in Krisenzeiten so eiskalt abzockt, kostet die Unternehmen dennoch Sympathien.
Quelle: ntv.de