Commerzbank und Dresdner Frust und Angst bei Mitarbeitern
05.09.2008, 13:48 UhrDie Angst vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes steht den Mitarbeitern der Commerzbank und der Dresdner Bank ins Gesicht geschrieben. Im Zuge des vor knapp einer Woche verkündeten Zusammenschlusses der beiden Finanzinstitute werden 9000 Jobs wegfallen. Am Freitag folgten rund 1000 Angestellte mehrerer Geldhäuser dem Aufruf der Gewerkschaft Verdi, auf dem Goetheplatz inmitten des Frankfurter Bankenviertels für höhere Löhne und den Erhalt ihrer Stellen zu streiken.
"Die Frage ist jetzt, wie es weitergeht. Die Situation ist im Moment schon ziemlich schlecht", sagt Denise Jost, die seit über zehn Jahren bei der Commerzbank in der Wertpapierabwicklung beschäftigt ist. Gefrustet sei sie, darüber wie wenig der kleine Mitarbeiter jetzt noch gelte. "Das ist ein offener Zustand", schimpfte ihre Kollegin Waltraud Geist. Sie selbst arbeite schon sehr lange und gerne für die Commerzbank, habe aber jetzt "keine dramatische Angst" um ihren Arbeitsplatz. "Die Situation für die Kollegen von der Dresdner ist noch viel schlimmer."
Der Betriebsratsvorsitzende der Dresdner-Zentrale, Hans-Georg Binder, erwartet, dass der größte Teil des Jobabbaus in seinem Hause anfällt. "Die Blaupause für die Integration wird die Struktur der Commerzbank sein", sagt er. Nach Schätzung von Verdi gehen allein in Frankfurt 4700 Arbeitsplätze verloren - der Großteil davon bei Dresdner Kleinwort. Die Investmentbank-Tochter ist schon lange ein Klotz am Bein der bisherigen Dresdner-Mutter Allianz. Seit dem Ausbruch der Finanzkrise kämpft sie mit hohen Verlusten. "Das schlimmste ist das Ausmaß der Verluste, sie sind unverhältnismäßig groß. Das zeigt, wie groß das Rad war, das ein paar Dutzend Mitarbeiter dort gedreht haben", wettert Binder und ist wegen des gellenden Pfeif- und Trommelkonzerts der Streikenden im Hintergrund kaum zu verstehen.
"Die Allianz hat uns ausbluten lassen"
Dresdner-Mitarbeiter Klaus Riedel ist vor allem sauer auf das Management der Allianz: "Wir haben uns als Dresdner Bank erwartet, dass die Allianz uns stark macht. Stattdessen hat sie uns über Jahre hinweg ausbluten lassen." Bei seinem Kollege Reiner Hartrampf überwieg der Frust: "Ein Unternehmen, das Gewinne einfährt und diese einfach wieder verschleudert, das ist nicht zu verstehen." Seit über 30 Jahren arbeitet er nun bei der Dresdner Bank - in der Verwaltung. Commerzbank-Chef Martin Blessing hat bereits angekündigt, nach der Übernahme dort einen beträchtlichen Teil der Stellen zu streichen.
Quelle: ntv.de