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Commerzbank-Chef Blessing Gehaltsverzicht in besten Kreisen

Viel Lob hat Commerzbank-Chef Martin Blessing bislang bekommen - richtig viel Geld wird der Spross einer Bankiersfamilie aber zunächst nicht verdienen. Die zweitgrößte Bank Deutschlands nimmt als erstes privates Institut Geld vom Staat und darf daher ihrem Vorstandssprecher nicht mehr als 500.000 Euro Gehalt im Jahr bezahlen. Bonuszahlungen sind für dieses und das kommende Jahr gestrichen. Damit steht der 45-jährige Blessing im Kreise seiner Familie recht bescheiden da: Sein Vater Werner war Vorstandsmitglied bei der Deutschen Bank, seine Frau Dorothee ist Partnerin bei der US-Bank Goldman Sachs und damit laut Medienberichten unter den bestbezahlten Investmentbankern der Republik.

Auf wie viel Geld der dreifache Vater Blessing verzichten muss, ist nicht genau zu beziffern - es dürfte sich aber um eine respektable Summe handeln. Als der jugendlich wirkende Bankenchef sein Amt Mitte Mai antrat, vereinbarte er ein Festgehalt von 760. 000 Euro jährlich. Dank der für den Job üblichen und üppigen Bonuszahlungen konnte er aber mit deutlich mehr rechnen. Im vergangenen Jahr betrug das Durchschnittseinkommen eines Commerzbank-Vorstands laut Humboldt-Uni Berlin 2,18 Mio. Euro.

Allerdings verdiente die Bank im vergangenen Jahr auch sehr ordentlich: 1,92 Mrd. Euro Gewinn fielen an. Dieses Jahr sieht es deutlich schlechter aus. In den ersten neun Monaten machte die Commerzbank nur 419 Mio. Euro Gewinn, und im dritten Quartal schrieb sie rote Zahlen. Die Bonuszahlungen sind aber vom Gewinn abhängig.

Dem Chef wird das wohl keiner anlasten. Als Nachfolger von Klaus Müller, der als Vorsitzender in den Aufsichtsrat wechselte, legte Blessing einen guten Start hin. In nur wenigen Monaten fädelte er bis Anfang September die Milliardenfusion mit der Dresdner Bank ein. Die Übernahme des kleineren Konkurrenten, bei dem Blessing im Alter von 20 Jahren seine Karriere als Banklehrling startete, soll im kommenden Jahr schon abgeschlossen sein.

Den Kunden seiner und der Dresdner Bank versprach Blessing, sie würden keinerlei Nachteile erleiden. Und den Kunden hat der Chef, der bei seinem Start bei der Commerzbank ab 2001 zunächst das Privatkundengeschäft saniert hatte, auch weiterhin fest im Blick. Am Wochenende rief die Commerzbank ihre Privat- und Geschäftskunden per Zeitungsannonce auf, sich als Mitglied im künftigen Kundenbeirat zu bewerben. Zweimal im Jahr sollen in diesem Gremium 40 Kunden dem Vorstand ihre Ideen und Vorschläge zu Produkten und Serviceleistungen unterbreiten.

Eine Reaktion offenbar auf das derzeit arg gebeutelte Vertrauen der Kunden in die Finanzbranche. Auch in seinen öffentlichen Äußerungen geht Blessing auf diese zu: Mitte Oktober räumte er öffentlich schwere Versäumnisse der Bankenbranche ein und nahm sich selbst ausdrücklich nicht aus. Schon vor zwei Wochen kündigte er an, das Rettungspaket der Bundesregierung zu prüfen und begründete dies auch mit den Interessen von Hausbauern, die weiter Kredit bekommen müssten, und von Firmen, die weiter Geld für neue Maschinen bräuchten.

Erfahrungen austauschen über den Staat als Helfer in der Not kann sich Blessing übrigens auch in seiner Familie: Der Bruder seiner Frau ist Axel Wiandt, seit Anfang Oktober neuer Chef des krisengeschüttelten Baufinanzierers Hypo Real Estate (HRE). Der ehemalige Deutsche-Bank-Manager holte sich in der vergangenen Woche eine kurzfristige Liquiditätsgarantie von 15 Mrd. Euro für die HRE. Im Unterschied zu seinem Schwager muss er sich damit aber nicht den Gehaltsvorstellungen der Regierung beugen - die Obergrenze gilt nur bei Kapitalspritzen.

Quelle: ntv.de, Mingo Isolde Lorenzen, AFP

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