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Annette Eimermacher Kann es der Schlaf des Gerechten sein?

Es ist unfassbar. Was sollen die Anleger noch glauben, wenn Manager ihnen derart faustdicke Märchen (Lügen?) auftischen. Der Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate muss im vierten Quartal nun doch fast 400 (!) Millionen Euro zur Rettung von Engagements in zweitklassige US-Hypothekenkredite aufwenden. Und das, obwohl HRE-Chef Georg Funke und andere Vorstände über Wochen und Monate gebetsmühlenartig wiederholt haben, ihre Bank sei "sauber".
 
Tatsächlich ist es nur schwer vorstellbar, dass der Vorstand bis gestern nicht gewusst haben soll, dass die HRE einen solch signifikanten Wertberichtigungsbedarf hat. So muten die Beteuerungen, "sauber" zu sein, im Nachhinein eher wie die Worte eines Kleinkindes beim Versteckspiel an: Es schließt die Augen und sagt laut: "Keiner kann mich sehen."
 
Niedlich möchte man sagen, wenn da nicht die Millionen wären, die die Bank mit ihrer "Überraschungsmeldung" allein am Dienstag verbrennt. Geld ihrer Aktionäre! Die finden das kein bisschen niedlich.
 
"Funke hat", so ein Experte, "nicht nur seinem Unternehmen einen Bärendienst erwiesen, sondern der ganzen Branche." Wer soll jetzt noch verbalen Beschwichtigungen von Topbankern glauben? Da hilft es auch wenig, dass der HRE-Vorstandschef beteuert, die Bank habe sich im Übrigen angesichts der Immobilienkrise "super" geschlagen. Man gehe damit jetzt unbelastet ins Jahr 2008 und könne wieder "ruhig schlafen". Ob das der Schlaf der oder des Gerechten ist, darf bezweifelt werden.

Quelle: ntv.de

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