Der Tag Mailand hadert mit seinem Draußen-Rauchverbot
31.03.2025, 08:17 UhrEin Schnappschuss aus Mailand. Ein früherer Besuch, vielleicht 20 Jahre her: In den Straßencafés auf dem Platz vor dem Dom sitzen die Leute mit Zeitung und Zigarette in der Hand. Andere hetzen mit der Kippe zwischen den Fingern über die weitläufige Piazza del Duomo ins Büro. Von den Touristen, die in Gruppen herumstehen, rauchen viele auch. Und heute? Auf den Tischen stehen nicht einmal mehr Aschenbecher. Raucher sieht man vor dem Dom gerade noch zwei: die beiden älteren Italiener, die auf dem Sockel einer Straßenlaterne sitzen. Ihre Zigaretten halten sie etwas versteckt: Es könnte die Polizei kommen.
In der 1,4-Millionen-Einwohner-Stadt mit Mitte-Links-Regierung gilt seit Beginn des Jahres Italiens strengstes Rauchverbot - und eines der strengsten auch in ganz Europa. Nicht nur drinnen, auch draußen darf praktisch nicht mehr geraucht werden. Erlaubt ist es nur noch, wenn zu anderen Leuten mindestens zehn Meter Abstand gehalten wird. Ansonsten drohen Strafen bis zu 240 Euro.
Begründet wird das damit, dass die Luft in der Hauptstadt der Lombardei so belastet ist wie kaum sonst wo in Italien. Andere Städte erwägen, dem Beispiel zu folgen, auch Rom. In Turin gilt draußen bereits ein "Höflichkeitsabstand": Wenn Kinder oder Schwangere in der Nähe sind, ist Rauchen nur mit deren Zustimmung erlaubt. In Mailand selbst ist die Stimmung nach den ersten drei Monaten geteilt: Viele freuen sich, auf Spielplätzen, an Haltestellen oder vor Restaurants nicht mehr den Rauch anderer Leute einatmen zu müssen. Aber es gibt auch viele Gegenstimmen - von Rauchern natürlich, aber auch grundsätzlicher Natur - denn: "Das eigentliche Problem ist nicht die Zigarette, sondern der Verlust an Freiheit."
Quelle: ntv.de