Bei dieser Geschichte beschleicht mich ein mulmiges Gefühl: Regisseur Roman Polanski hat sich mit seinem Missbrauchsopfer Samantha Geimer getroffen - und dabei gemeinsam mit ihr für ein Foto posiert. Die 50-jährige Geimer hat das Bild sogar auf ihrem Instagram-Account hochgeladen. Das Treffen kam für ein Interview zustande, das Polanskis Ehefrau Emannuelle Seigner für die Zeitschrift "Le Point" mit Geimer führte.

Hintergrund: Polanski hatte die damals 13 Jahre alte Geimer 1977 mit Alkohol und einem Beruhigungsmittel gefügig gemacht und sexuell missbraucht. Der Regisseur wurde in den USA dafür zu 90 Tagen Gefängnis verurteilt. Nach 42 Tagen wurde er freigelassen, anschließend floh Polanski nach Frankreich. Aus Furcht vor einer erneuten Verhaftung meidet Polanski bis heute Reisen in die USA.

"Lassen Sie es mich ganz klar sagen: Was mit Polanski passiert ist, war nie ein großes Problem für mich", sagt Geimer nun in dem Interview. "Ich wusste nicht einmal, dass es illegal ist, dass man dafür verhaftet werden kann. Mir ging es gut, mir geht es immer noch gut", sagte sie.

Versucht Polanski mit diesem Schritt seinen ramponierten Ruf zu retten? Im Zuge der #MeToo-Bewegung wurden bereits weitere Vorwürfe gegen ihn wegen angeblicher Vergewaltigung und Missbrauch von Minderjährigen in den 1970er-Jahren laut.