Der mysteriöse Tod eines Hackers Boris F. alias Tron
19.03.2001, 12:19 UhrIm Hacker-Milieu gehörte Boris F. alias Tron zu den Besten. Dem begabten Informatiker könnte seine Leidenschaft zum Verhängnis geworden sein. Im Oktober 1998 starb der Berliner Computerfreak auf mysteriöse Weise. Da es keine eindeutigen Indizien für einen Mord-Delikt gab, schloss die 3. Mordkommission die Akte mit dem Ergebnis: Suizid.
Der Künstlername Tron stammt von einem gleichnamigen Walt-Disney-Film aus dem Jahre 1982. Ein junger Programmierer namens Tron bekämpft darin die dunklen Mächte der Cyberwelt. Er verkörpert das “digitale Gute”. Auch Boris F. soll zu den "guten” Hackern gezählt haben, die dem Wahren zum Sieg verhelfen wollten. Sein Kampf galt der “bösen” Welt der Geheimdienste und kommerziellen Interessen.
Das mysteriöse Sterben des 26-jährigen Computerfreaks bietet viel Raum für Spekulationen, ob vielleicht nicht doch die “bösen” Mächte ihre Finger mit im Spiel hatten. Tron war wegen seiner außergewöhnlichen Software-Kenntnisse vielen Institutionen nicht nur ein Dorn im Auge, sondern wurde auch als begehrter Fachmann gesehen. Geld jedoch soll Tron nie interessiert haben.
Bereits in seiner Diplomarbeit entwickelte der Computerfreak ein ISDN-Telefon, das den digitalen Datenstrom des Gesprächs verschlüsselte. Boris F. beherrschte damit komplexe technische Vorgänge, die nur wenige aus der Branche verstanden. Er war ein Spezialist für Chip-Karten, denen er ihre technischen Geheimnisse entlocken konnte. Mit einer manipulierten Software, die er auch im Internet anbot, gelang es dem Hacker, PayTV-Karten freizuschalten. Auf diese Weise ermöglichte er europaweit das kostenlose Anschauen der PayTV-Programme.
Vor Boris F. Tods zeigte ein ehemaliger Scotland-Yard-Mann namens Ray Adams Interesse an dem Berliner Computerfreak. In Hacker-Kreisen heißt es, dass Adams eine Art Headhunter gewesen sei, der für den Konzern NDS (News Digital System ) des Medienmoguls Rupert Murdoch arbeitete.
NDS hat sich auf die Sicherheit von Chipkartensystemen spezialisiert. Adams soll dem Berliner Hacker ein Universitätsstipendium in Israel angeboten haben mit der Aussicht auf einen Job. Die Vermutung, dass diese Offerte von der NDS Niederlassung in Israel kam, liegt nahe. Der Berliner Hacker jedoch lehnte das Angebot ab. Damit waren wilden Spekulationen über den Zusammenhang zwischen seinem Tod und der NDS Tür und Tor geöffnet.
Tron ist für viele seiner Kollegen als Märtyrer in die Geschichte der Hacker-Szene eingegangen. Sein Schicksal verdeutlicht, wie die Hacker-Leidenschaft zu einem lebensbedrohlichem Risiko werden kann.
Quelle: ntv.de