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Nachhaltige Investments Chancen trotz Schuldeneskalation

Roman Limacher, Direktor der Hauck & Aufhäuser (Schweiz) AG

Roman Limacher, Direktor der Hauck & Aufhäuser (Schweiz) AG

Für hoch verschuldete Eurostaaten wie Griechenland, Irland oder Portugal wird es immer enger. Fast im Wochenrhythmus steigen die Risikoaufschläge für die Staatsanleihen dieser Länder. Auch der Euro signalisiert das Misstrauen in die europäischen Peripheriestaaten. Die amerikanische Notenbank Fed kündigte an, in den kommenden Monaten für insgesamt 900 Mrd. US-Dollar Staatsanleihen zu kaufen (600 Mrd. US-Dollar fresh money sowie 300 Mrd. US-Dollar aus auslaufenden Hypothekendarlehen). Trotz dieser Flut neuen Geldes wurde der Abwärtstrend des Greenbacks vorerst gestoppt. Innerhalb von nur drei Wochen legte die amerikanische Währung um neun Cent zu. In dieser Entwicklung ist weniger eine Stärke des US-Dollars zu sehen als vielmehr ein ausgesprochene Schwäche der europäischen Gemeinschaftswährung.

Sorge um US-Kommunen

Aber nicht nur die europäischen Randstaaten ächzen unter ihrer Schuldenlast. Während Staatsanleihen der USA noch als sicherer Hafen betrachtet werden, ist der Markt für amerikanische Kommunalanleihen bereits stark in Bewegung geraten. Auch hier zogen zuletzt die Risikoaufschläge für regionale und lokale Emittenten kräftig an. Nach Angaben der Meredith Whitney Advisory Group haben sich die kommunalen Schulden in den USA alleine in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Jetzt greift die Sorge um sich, dass die Städte und Gemeinden bei der Refinanzierung ihrer Schulden ein Desaster erleben. Denn wenn die Risikoaufschläge und damit die Zinsen steigen, können sich zahlreiche Kommunen eine teurere Anschlussfinanzierung schlicht weg nicht leisten. Selbst bei der Bedienung bereits emittierter Anleihen nehmen die Schwierigkeiten zu. Seit Anfang des Jahres mussten Ausfallversicherer mit mehr als 1 Mrd. US-Dollar einspringen, weil klamme Kommunen ihre Schulden nicht bedienen konnten.

Es geht sowieso kaum mehr darum, ob klamme Staaten oder Kommunen ihre enormen Schulden jemals zurückzahlen (können). Diskutiert wird eigentlich nur noch, ob sie fällige Zinszahlungen und Umfinanzierungen bewerkstelligt bekommen.

Hair Cuts nicht ausgeschlossen

Die UBS hat ausgerechnet, dass der Risikoaufschlag für griechische Staatsanleihen eine Abwertung der Papiere um 30 Prozent einpreist. Tatsächlich ist eine Streckung der Tilgung oder eventuell sogar ein so genannter Hair Cut, also ein Teilverzicht von Gläubigern finanziell angeschlagener Staaten, nicht mehr ganz auszuschließen. Alleine Griechenland muss in den Jahren 2014/2015, also nach Ablauf des europäischen Rettungsschirms, Anleihen in Höhe von fast 150 Mrd. Euro refinanzieren. Vor dem Hintergrund, dass Griechenlands Zinslast mehr als 30 Prozent der Steuereinnahmen ausmacht, ist es kaum vorstellbar, dass sich genügend Gläubiger finden, die die griechischen Schulden stemmen. Das Kernproblem ist jedoch weniger Griechenland alleine als der Fakt, dass die meisten Staaten ein massives Schuldenproblem aufweisen.

Wie jede Papierwährung, neigen auch der US-Dollar und der Euro dazu, in der langfristigen Betrachtung an Kaufkraft zu verlieren. Die erneute Schuldenkrise zeigt sich nicht zuletzt in den haussierenden Edelmetallpreisen. So hat sich Gold alleine seit der Griechenlandkrise im Mai um rund 15 Prozent verteuert. Die Silbernotierung stieg vor Kurzem auf ein 30-Jahres-Hoch. Der Chef der Weltbank, Robert Zoellick, schlug bereits vor, dass sich die Wechselkurse der wichtigsten Handelswährungen künftig am Preis für Gold orientieren sollten. Vertrauen in Papierwährungen sieht anders aus.

Nachhaltigkeit bei Staatsanleihen

Ähnlich wie Aktien anhand nachhaltiger und ethischer Kriterien bewertet werden können, ist dies auch bei Anleihen möglich. So schließen die PRIME VALUES Ethikfonds grundsätzlich Schuldpapiere von Staaten aus dem Investmentuniversum aus, die über Atomwaffen verfügen, für ihr Militärbudget regelmäßig mehr als zwei Prozent ihres BIPs ausgeben oder die Todesstrafe verhängen. Auch eine ökologisch unreflektierte Energiepolitik, die Verletzung von Menschenrechten und diktatorische Regime sind tabu. Es ist neben ethischem vor allem auch von finanziellem Interesse, die Regierungsform und die Ausgestaltung der politischen Prozesse sowie der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu beurteilen. Eine Schlüsselfrage dürfte sein, welche Staaten überhaupt in der Lage sind, Sicherheit und Langfristigkeit tatsächlich zu gewährleisten. Die Investoren sollten sich nicht nur fragen, welche Staaten in der Lage, sondern auch Willens sind, ihre Gläubiger zu bedienen. Hier lassen sich jedoch durchaus noch vertrauenswürdige Emittenten finden.

Angesichts der eskalierenden Schuldenproblematik hat sich zudem die nachhaltige Haushaltspolitik von Emittenten zu einem entscheidenden Kriterium entwickelt. So wurde noch vor ein, zwei Jahren die Zahlungsfähigkeit von Staaten des Euroraums nicht ernsthaft hinterfragt. Abzulesen war dies an den minimalen Risikoaufschlägen bei den Staatsanleihen der PIIGS-Staaten, also Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien. Heute wird die Solvenz dieser Länder ernsthaft infrage gestellt. Die entsprechenden Risikoaufschläge sind um fünf, sechs, sieben Prozentpunkte im Vergleich zu deutschen Bundesanleihen empor geschnellt.

Vor diesem Hintergrund haben sich unsere PRIME VALUES Fonds bereits vor Wochen von Papieren aus Irland verabschiedet. Die Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit einiger Staaten bringt das bisher gültige Maß der risikofreien Anlage durcheinander. Neue Chancen entstehen so nicht nur bei Unternehmensanleihen sondern auch bei der objektiven Beurteilung anderer Anlageklassen.

Hohe Gewinne mit Staatsanleihen ließen sich zuletzt u.a. mit Bonds der Niederlande erzielen. So stiegen Papiere mit einer Laufzeit bis 2023 und einem Kupon von 7,5 Prozent (NL0000102077) auf mehr als 145 Prozent. Im Portfolio gehalten werden zurzeit zudem noch schwedische Staatsanleihen mit einer Laufzeit bis 2019 und einer Nominalverzinsung von 4,25 Prozent (ISIN: SE0002241083) sowie Bonds der kanadischen Provinz Ontario, die im Jahr 2020 fällig werden und mit einem Kupon von 4,2 Prozent ausgestattet sind (ISIN: CA6832348J04).

Dieses Dokument dient ausschließlich zu Ihrer Information und stellt kein Angebot, keine Aufforderung oder Empfehlung für den Kauf oder Verkauf von bestimmten Produkten dar. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen. Allen Angaben liegen Quellen zugrunde, welche wir als vertrauenswürdig erachten, trotzdem müssen wir eine Garantie für deren Richtigkeit ablehnen. Die in diesem Bericht zum Ausdruck gebrachten Meinungen und Prognosen können sich jederzeit ohne Vorankündigung ändern.

Roman Limacher ist Direktor bei der Hauck & Aufhäuser (Schweiz) AG, einer 100%igen Tochter der Hauck & Aufhäuser Privatbankiers. Das Unternehmen legte 1995 den ersten Ethikfonds Kontinentaleuropas auf und gilt als Pionier bei nachhaltigen Investments. Bis vor Kurzem firmierte die Hauck & Aufhäuser (Schweiz) AG unter dem Namen Dr. Höller Vermögensverwaltung und Anlageberatung AG.

Quelle: ntv.de

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