Importe

Bist du es, Michael? Das neue Jackson-Album

Das Album "Michael" erscheint am 10. Dezember 2010.

Das Album "Michael" erscheint am 10. Dezember 2010.

Jetzt kommt es in die Läden: Michael Jacksons erstes Album seit seinem Tod vor eineinhalb Jahren. Obwohl oder gerade weil wirklich alles auf dem Album nach dem King of Pop klingt, stellt sich die Frage: Wieviel Michael Jackson ist tatsächlich drin?

Der King ist tot - es lebe der King. Pünktlich zu Weihnachten ist es da: Das erste Album "von" Michael Jackson seit seinem Tod vor rund eineinhalb Jahren. Oder sollte man eher sagen: "mit" dem verstorbenen Michael Jackson? Oder "für" ihn? Einfach nur "Michael" lautet jedenfalls der schlichte Titel des Werks. Ginge man allerdings nach der überhöhten Darstellung auf dem Cover, müsste es wohl eigentlich "Michael I." heißen.

Der überraschende und unglückliche Tod des Popstars am 25. Juni 2009 ebnete den Weg für den bis zum heutigen Tag größten und teuersten Plattenvertrag in der Musikgeschichte. Bis 2017 sollen insgesamt zehn Alben mit bislang unveröffentlichten Songs und neuen Versionen alter Jackson-Klassiker erscheinen. Die Erben des King of Pop streichen dafür schlappe 200 Millionen Dollar ein.

"Neu produziert"

Klar, irgendetwas hat der Sänger sicher mit jedem der neuen Songs zu tun. Zumindest seine Stimme ist doch immer zu hören - oder? Seine Schwester La Toya zweifelt jedenfalls an, dass selbst die immer echt ist. Und auch ein Michael-Jackson-Sing-A-Like ist bereits aufgetaucht, der behauptet, dass Passagen des Gesangs auf dem Album in Wahrheit von ihm und nicht etwa vom Original stammen. Die Plattenfirma Sony verweist all diese Behauptungen selbstverständlich ins Reich der Fabeln. Und man ist geneigt, ihr zu glauben: Trittbrettfahrer und Verschwörungstheorien sind schließlich keine Seltenheit. Und bei La Toya Jackson darf seit jeher bezweifelt werden, ob sie wirklich immer alle sieben Sinne beisammen hat.

Hat Zweifel am Gesang auf dem Album: La Toya Jackson.

Hat Zweifel am Gesang auf dem Album: La Toya Jackson.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Abgesehen vom Gesang stellt sich dennoch die Frage, wieviel Jackson in den Songs tatsächlich drin steckt. Die erste Single "Hold My Hand" etwa, die eine Woche vor der Albumveröffentlichung in die Läden kam, ist ein Duett Jacksons mit Akon. Der ist selbst nicht nur Sänger und Musiker, sondern auch Erfolgsproduzent. Dementsprechend hat er die schon 2007 aufgenommene Rohfassung von "Hold My Hand" für die jetzige Veröffentlichung veredelt. Oder, um es mit den Worten der Plattenfirma zu sagen: Er hat das Lied "neu produziert und fertig gestellt".

Fragmente von Songs

Bei den anderen Songs auf "Michael" verhält es sich ähnlich. Und daraus macht das Label auch gar kein Geheimnis: "Obwohl Michael Jackson nicht mehr da war, um die Stücke zu vervollständigen, wie nur er es konnte, hatte er jedoch einen einzigartigen Plan hinterlassen, der seine kreative Vision skizzierte - in Form von Notizen und detaillierten Gesprächen mit den Menschen, mit denen er arbeitete und mit jenen, mit denen er eine Zusammenarbeit plante. Es ermöglichte allen, die an 'Michael' beteiligt waren, seiner Stimme zu folgen und die führende Hand zu spüren, die ihnen dabei half, das Album fertig zu stellen. Für all jene, die ihre kreativen Fähigkeiten in 'Michael' einbrachten, war dies ein Liebesdienst zu Ehren eines Menschen, der sie alle inspiriert hatte."

Würde in seinem Pop-Königreich der Wind von vor 20 Jahren wehen?

Würde in seinem Pop-Königreich der Wind von vor 20 Jahren wehen?

(Foto: picture alliance / dpa)

Mit anderen Worten: Wirklich "Michael" ist an den Arrangements wohl so gut wie nichts. In vielen Fällen gab es offenbar nur rudimentäre Fragmente von Songs, an denen Jackson vor seinem Tod gearbeitet hat. Diese zu vollenden und mit einem Sound- und Klanggewand zu versehen, blieb anderen überlassen. Mit Blick auf die zuletzt eher mauen Veröffentlichungen, die der King of Pop noch zu Lebzeiten herausgebracht hat, vielleicht nicht die schlechteste Lösung, könnte man denken. Doch das würde einem vermutlich schnell als Majestätsbeleidigung oder Totenschändung ausgelegt.

"Uh-uh-uh" und der Jackson-Schrei

Zehn Songs umfasst das Album. Und wer auch immer hat ganze Arbeit geleistet. Das reicht von Balladen wie "Keep Your Head Up" und "Best Of Joy" bis hin zu rockigen Nummern wie "(I Can't Make It) Another Day" mit Lenny Kravitz und "Monster" mit 50 Cent. Aber natürlich wird es auch groovy und funky-funky, etwa bei "Hollywood Tonight" und "(I Like) The Way You Love Me".

Die erste Single ist das Duett "Hold My Hand".

Die erste Single ist das Duett "Hold My Hand".

Doch genau die Perfektion, mit der bei dem Album zu Werke gegangen wurde, ist es, die einen schalen Nachgeschmack hinterlässt. Das betrifft nicht nur die Palette der Songauswahl, bei der die Referenzen zum früheren Repertoire des King of Pop nur allzu offensichtlich sind. Auch bei der Umsetzung der Lieder wurde nicht mit Griffen in die Michael-Jackson-Truhe auf dem Dachboden der Popgeschichte gespart. Überall tauchen die bekannten Versatzstücke aus dem (im wahrsten Sinne des Wortes) Lebenswerk des Künstlers auf - seien es die Gospel-artigen Chöre bei "Keep Your Head Up", das "Uh-uh-uh" bei "Best Of Joy" oder die typischen Jackson-Schreie, die dem Song "Breaking News" untergejubelt wurden.

Dabei ist die Produktion natürlich blitzsauber. Eingefleischten Fans des Sängers könnte "Michael" daher durchaus nostalgische Gefühlswallungen bescheren. "Everybody wants a piece of Michael Jackson", singt - hoffentlich - Michael Jackson in "Breaking News". Gewidmet ist die Textzeile Fotografen und Journalisten. Mit Blick auf die Erben des King of Pop, den Plattendeal, die Macher und Käufer des Albums sollte man sie jedoch vielleicht umschreiben: "Everybody gets a piece of Michael Jackson."

"Michael" von Michael Jackson im n-tv Shop bestellen

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen