Weit unter 5900 Punkten Dax-Future im Minus
07.06.2010, 08:55 UhrHerbe Kursverluste an der Wall Street und in Asien diktieren zum Wochenauftakt die Richtung. Am deutschen Aktienmarkt bereiten sich die Börsianer auf eine anhaltende Abwärtsbewegung ein.
Belastet von schwachen Vorgaben der Börsen in den USA und in Asien ist der Dax-Future zur Eröffnung am Montag abgerutscht. Er fiel in den ersten Handelsminuten um 71 Zähler auf 5859,5 Punkte. Zur gleichen Zeit prognostizierten Analysten für den Kassa-Dax ein Eröffnungsminus von 1,4 Prozent. Der Bund-Future legte im Gegenzug 17 Ticks auf 129,56 Punkte zu. Der Euro verbilligte sich auf 1,1925 Dollar nach 1,1973 Dollar zum New Yorker Freitagsschluss. Am Rohstoffmarkt kostete ein Barrel WTI mit 70,14 Dollar 1,9 Prozent weniger als am Freitag.
Keine klare Meinung zeigte sich am Morgen zum Ergebnis des G20-Gipfels und der Auswirkung auf die Finanzwerte. Ein Teil der Händler sah das Ergebnis positiv, da keine Einigung zu einer globalen Bankenabgabe erzielt wurde. "Da dürfte einiges ausgepreist werden und die Finanzwerte stützen", sagte ein Händler. Eine zweite Gruppe wertet die Aussagen jedoch sehr negativ. "Beim Gipfel hat die Mehrheit der Regierungsvertreter betont, dass ein Ausstieg aus der Liquiditätsschwemme nötig ist, sogar trotz anhaltender Wirtschaftsschwäche", erklärte ein Händler. Dies betreffe direkt die Refinanzierung der Banken und die Höhe der Kredithebel im Investmentgeschäft. Die Eigenkapitalrenditen der Banken würden dann unter Druck geraten. "Die Aussicht auf gedeckelte Gewinnerwartungen sollten die Finanzwerte belasten", hieß es.
Nach einer Kaufempfehlung der Deutschen Bank legten Adidas vorbörslich leicht zu. Im Geschäft des Brokerhauses Lang & Schwarz lagen die Aktien des Sportartikel-Herstellers 0,1 Prozent über ihrem Freitagsschluss von 40,89 Euro und waren damit die einzigen Dax-Titel im Plus. Dank eines starken Absatzes und der günstigen Wechselkursentwicklung könne mit steigenden Gewinnen gerechnet werden, schrieb Analyst Michael Kuhn in einem Kommentar. Er habe seine Gewinnprognose für 2010 um 21 Prozent angehoben. Kuhn stufte Adidas auf "Buy" von "Hold" hoch und hob das Kursziel auf 49 von 40 Euro an. Die Papiere des Adidas-Erzrivalen Puma notierten vorbörslich 1,2 Prozent schwächer.
Bereits am frühen Morgen waren Analysten davon ausgegangen, dass die kräftigen Kursverlusten der Börsen in New York und Tokio auch im Dax nicht ohne Wirkung bleiben würden. Am Freitag war der deutsche Leitindex 1,9 Prozent tiefer bei 5938,88 Punkten aus dem Handel gegangen. An der Wall Street hatten die US-Indizes nach Börsenschluss in Deutschland ihre Verluste ausgeweitet. Der Dow Jones sackte nach 17.30 Uhr (MESZ) um weitere 95 Stellen ab und beendete die Sitzung am Freitag 3,2 Prozent tiefer bei 9932 Zählern. Der Composite-Index an der Nasdaq fiel 3,6 Prozent auf 2219,17 Stellen. Der S&P500 fiel um 3,4 Prozent auf 1064,88 Punkte.
Mit den US-Aktienmärkte hatte auch der Dax-Future am Freitag seine Talfahrt im späten Handel beschleunigt. Schon nach der Veröffentlichung der enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten war der Dax-Future um rund 100 Punkte abgestürzt. Nachdem die Angst vor einer Ausbreitung der europäischen Schuldenkrise den Euro deutlich unter 1,20 Euro hatte fallen lassen, geriet der Future nochmals unter Druck, verteidigte aber zunächst die Unterstützung bei 5880 Punkten.
Vor diesem Hintergrund rechneten Händler auch an den europäischen Börsen insgesamt mit einem schwachen Wochenstart. Die US-Indizes seien am Tagestief aus dem Handel gegangen, stellte ein Beobachter fest, und diese Schwäche habe sich in Asien Eins zu Eins fortgesetzt. Besonders unter Druck standen dort die Rohstoff- und Stahlwerte. Für die europäischen Basic Resources wird daher mit weiterem Abgabedruck gerechnet. Auch die Finanzwerte werden weiterhin schwach gesehen aufgrund negativer Aussagen vom G20-Treffen am Wochenende.
Das Budgetdefizit in Ungarn war auch in Asien als Indiz für Unsicherheit in Europa gewertet worden und belastete dort die Aktienbörsen, vor allem die Finanzwerte. Die Rentenmärkte trieb dies nach oben. "Mit den Konjunkturängsten seit dem US-Arbeitsmarktbericht und den Problemen der Eurozone gibt es aber einfach keine Kaufgründe", sagte ein Händler.
Quelle: ntv.de, DJ/rts