Irland-Hilfe mit Banken-Effekt Dax-Future zieht an
18.11.2010, 08:30 UhrDer deutsche Aktienmarkt steuert Beobachtern zufolge auf kräftige Kursgewinne zum Auftakt zu. Dank freundlicher Asien-Börsen und nachlassender Irland-Sorgen sehen sie den Dax bis zu 1,1 Prozent fester starten.

Die Irland-Aufregung klingt langsam ab: Am deutschen Aktienmarkt stehen die Signale auf grün.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Der Dax-Future ist am Donnerstag deutlich fester in den Handel gestartet. Der Terminkontrakt stieg in den ersten Handelsminuten um 65 Punkte auf 6771 Zähler. Banken und Brokerhäuser sagten daraufhin für den Dax ein Eröffnungsplus von gut 1,1 Prozent auf 6773 Punkte voraus. Am Rentenmarkt gab der Bund-Future 34 Ticks auf 128,11 Zähler nach. Der Euro kostete 1,3588 Dollar nach 1,3524 Dollar zum US-Vortagesschluss. Das Fass WTI verteuerte sich um 1,2 Prozent auf 81,44 Dollar, die Feinunze Gold kostete mit 1352,50 Dollar 1,3 Prozent mehr als am Vorabend.
Im Dax könnten die Aktien von Eon von der Spekulation um einen Verkauf eines Minderheits-Anteils an Ruhrgas profitieren. "Das würde passen", so ein Marktteilnehmer mit Blick darauf, dass sich Eon von der Distribution trennen wolle. Eine Berechnung des Effekts auf die Gewinne sei allerdings schwierig. Sollte Eon Fremdkapitalkosten von etwa 8 Prozent haben und die Rendite der Ruhrgas darunter liegen, wäre ein Verkauf positiv, hieß es. Aus technischer Sicht sei der Kurs beim kurzfristigen Abwärtstrend bei etwa 22,30 Euro unterstützt, einen Widerstand sahen charttechnisch orientierte Beobachter bei den letzten Hochs um 23 Euro.
Die von Wirecard konkretisierte Prognose für den operativen Gewinn ist bei Anlegern im vorbörslichen Geschäft am Donnerstag gut aufgenommen worden. Die Aktien des auf Zahlungsverkehr im Internet spezialisierten Unternehmens lagen bei Lang & Schwarz 1,9 Prozent über ihrem Vortagesschluss von 10,22 Euro. "Wirecard scheint etwas zuversichtlicher zu sein. Das dürfte den Aktien helfen ", kommentierte ein Börsianer. Nach Einschätzung von DZ-Bank-Analyst Thorsten Reigber kam die Konkretisierung der Ebitda-Prognose auf 72 bis 75 Mio. nach zuvor 70 bis 75 Mio. Euro nicht überraschend. "Der Markt-Konsensus liegt bereits bei 74 Mio. Euro." Reigber bezeichnete Wirecard zudem als "interessantes Übernahmeziel". Er bestätigte seine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 11,60 Euro.
Eine Empfehlung der Analysten von Goldman Sachs trieb Deutz vorbörslich in die Höhe. Mit einem Plus von 2,1 Prozent lagen die Aktien des Motorenbauers bei Lang & Schwarz an der SDax-Spitze. Schon am Vortag hatten die Titel 1,9 Prozent auf 5,74 Euro zugelegt. Die Analysten hatten Händlern zufolge ihr Kursziel auf 7,40 von 5,40 Euro angehoben, ihre Empfehlung mit "neutral" bekräftigt und ihre Umsatz- und Gewinnprognosen erhöht. "Unsere Prognosen für den Absatz 2011 liegen vier Prozent und für das Ebit neun Prozent über den von Reuters verbreiteten Konsensschätzungen", zitierten Händler aus der Kurzstudie.
Bereits am frühen Morgen waren die Beobachter am deutschen Aktienmarkt davon ausgegangen, dass der Dax mit Unterstützung freundlicher asiatischer Börsen am Donnerstag etwas höher in den Handel starten dürfte. Banken und Brokerhäuser sahen den Leitindex zur Eröffnung zunächst bis zu 0,6 Prozent über seinem Vortagesschluss von 6700 Zählern steigen. Die Zuversicht weitete sich schließlich aus.
Auch an den europäischen Börsen rechneten die Marktteilnehmer mit stabilen Kursen zum Auftakt. "Vor Nachrichten aus Dublin zur Bankenrettung in Irland und vor der Bond-Auktion in Spanien dürfte die Zurückhaltung überwiegen", meinte ein Händler. Gegen 10.30 Uhr MEZ bringt Spanien zwei Anleihen-Tranchen mit Laufzeiten bis Oktober 2020 bzw Juli 2041 auf den Markt. "Bei guter Akzeptanz und niedrigen Zinsen könnten die Finanzmärkte entspannt reagieren", sagte der Händler.
Andernfalls könnten Sorgen um die Finanzierung des spanischen Staatshaushalts zunehmen. "Kippt Spanien um, dann reicht der EU-Rettungsschirm nicht mehr aus", meinte der Broker. In diese Richtung gehende Spekulationen dürften am Aktienmarkt vor allem die Papiere von Banken treffen. Ausländische Geldhäuser seien in Spanien mit 857 Mrd. US-Dollar investiert. In Irland belaufe sich die entsprechende Summe auf immerhin 628 Mrd. Dollar. "Das rückt Irland und Spanien heute ganz klar in den Fokus", meinte der Händler.
An der Börse in Shanghai kletterte der Composite-Index um ein Prozent. In Tokio schloss der Nikkei-Index 2,1 Prozent höher bei 10.013 Punkten und ging damit erstmals seit Ende Juni wieder über der 10.000-Punkte-Marke aus dem Handel.
An den US-Börsen waren die Kurse nach Handelsschluss in Europa etwas abgebröckelt. Der Dow-Jones-Index verlor 0,1 Prozent auf 11.007 Punkten. Der S&P-500 schloss nahezu unverändert bei 1178 Zählern. Der Nasdaq-Composite rückte 0,3 Prozent auf 2476 Stellen vor.
Quelle: ntv.de, DJ/rts