Edelmetallreport Goldparty läuft ungebremst
13.11.2009, 10:40 Uhr
Die physische Versorgung für Anleger mit Goldanlagemünzen und Goldbarren ist derzeit völlig problemlos.
(Foto: dpa)

Wolfgang Weber, Taurus Investors
Der Goldkurs in US-Dollar stieg 2009 bisher um 28 Prozent auf derzeit 1.105 US-Dollar je Unze und hat technisch problemlos die Zielmarke von 1.250 US-Dollar zum Jahresende oder erstem Quartal 2010 auf der Agenda. Etwas konservativer sind allerdings die 1.120 bis 1.130 US-Dollar als vorläufiges Ziel mit vorherigem Test der kurzfristigen Unterstützung von 1.070 US-Dollar pro Unze. Innerhalb der Rohstofftrader kursieren auch Zielkurse von bis zu 1.600 US-Dollar noch im ersten Quartal 2010. Dies erscheint jedoch überambitioniert und hat wohl viel damit zu tun, dass Gold gerade "in" ist und der Markt wie eine wild gewordene Bullenherde losgetrampelt ist. Die 50-Tage-Linie verläuft im Goldchart aktuell bei 1.027 und die 200 Tage-Linie bei 950 US-Dollar. Erstere wird voraussichtlich bei der nächsten Zwischenkorrektur, letztere im Frühjahr 2010 getestet werden.
Natürlich ist eine Preissteigerung von 28 Prozent für Goldkäufer phantastisch, aber Platin legte wie von uns an dieser Stelle prognostiziert z.B. um glatte 47 Prozent, Silber um 58 Prozent und Platin um 91,5 Prozent zu. Unsere Empfehlung von Anfang 2009, im Edelmetalldepot gute 10 Prozent in die beiden Weißmetalle Platin und Palladium zu investieren, hat sich zusätzlich gerechnet.
Die Goldhausse läuft übergeordnet auf allen Zeitebenen und sehr wahrscheinlich noch fünf bis zehn Jahre weiter, wenn auch nicht so heftig. Im Moment gibt es zahlreiche und starke Preistreiber, allen voran die Liquiditätsschwemme, die durch die Notenbanken ausgelöst wurde und Anlage vor allem in Aktien und Bonds sucht. Derzeit besteht noch eine enge Korrelation mit den Finanzmärkten, obwohl Gold eben keine Liquiditäts-, sondern eine Angsthausse ist. Trotzdem treffen auf den relativ kleinen Goldmarkt derzeit viele Anlegergelder. Außerdem stimmt die Begleitmusik hinsichtlich der fundamentalen Investoren wie z.B Nationalbanken, die ihre Goldbestände drastisch aufstocken. Indien hat dem IWF beispielsweise gerade 200 Tonnen abgekauft. Weitere 200 Tonnen will der IWF abstoßen, Käufer dürfte es dafür geben. Indien und China mischen den Markt hinter den Kulissen sowieso auf und werden ihre Rolle als zentrale Goldregion der Welt kontinuierlich ausbauen.
Hinzu kommen die sogenannten Glattstellungen der Hedge-Positionen der großen Goldgesellschaften wie Barrick und Anglogold Ashanti, die in den kommenden ein bis zwei Jahren Millionen Goldunzen am Markt kaufen müssen, um ihre Milliardenverluste aus "Absicherungsgeschäften" am Terminmarkt aufzulösen. Die ETF`s berichten ebenfalls von wieder anziehenden Zuflüssen und die Schmuckindustrie verarbeitet Material für das Weihnachtsgeschäft. Von sechzehn Goldindikatoren sind elf bullisch, drei neutral und nur zwei bearish - und das in der derzeitigen bullischen Goldsaison, die bis Ende 1.Quartal 2010 anhalten dürfte. Der einzige Schatten, der auf dieses Paradies fällt, sind 283.857 Short-Positionen der sogenannten Commercials, also der Big Player, die gegen den Goldmarkt wetten. Diese Positionen dürften Milliarden an Buchverlusten ausweisen und daher nur von den scheinbar stabilsten Banken oder "regierungsnahen" Finanzkonglomeraten ausgehalten werden. Diesen Short-Positionen ist aber schon mal ein "kleineres Blutbad" am Goldmarkt zuzutrauen, welches den Kurs innerhalb weniger Tage um 100 US-Dollar und mehr die Unze abstürzen lassen kann. Ansonsten gibt es derzeit keinerlei Hinweise, welche die Goldhausse ernsthaft in Zweifel ziehen.
Kein Allzeithoch ein Euro
In Euro stieg der Goldkurs in 2009 immerhin noch um 18 Prozent auf derzeit 744 Euro und ist damit von seinem Hoch aus Februar 2009, welches bei 790 Euro lag, doch noch ein Stück entfernt. Die Unterstützungen liegen bei 689 und 698 Euro in Form der 200 Tage- und 50 Tagelinie. Dieses enge Zusammenliegen der Tagelinien ist ein starkes Kaufsignal für Gold in Euro. Kurse von 900 bis 1.000 Euro die Unze sind noch im ersten Quartal 2010 denkbar. Trotzdem sollten Investments im Moment mit Kauflimits in den Markt gelegt werden – außer, man verfügt über noch gar kein Edelmetall in physischer Form. Goldinvestment in Euro sollte man auch als Absicherung gegen die eigene Währung betrachten, denn ob die Gemeinschaftswährung die kommenden Jahre unbeschadet übersteht, ist doch mehr als zweifelhaft. Derzeit wird durch den "starken Euro" gegen US-Dollar eher der Teufel mit dem Belzebub ausgetrieben.
Die physische Versorgung für Anleger mit Goldanlagemünzen und Goldbarren ist derzeit völlig problemlos und fast alle Sorten und Einheiten sind mehr oder minder prompt lieferbar. Die Abverkäufe bei den Edelmetallhändlern stagnieren auf hohem Niveau. Von einem Run auf die Schalter wie etwa im Oktober 2008 sind wir derzeit allerdings weit entfernt. Das Verhältnis von Ankäufen zu Verkäufen liegt bei den Händlern im Moment bei circa 1:3.
Wir wiederholen unsere Empfehlung, Gold mit Kauflimits der Unterstützungsniveaus in US-Dollar und Euro (siehe oben) in den Markt zu legen. Dasselbe sollte man übergewichtet analog in Silber tun. Palladium sowie Platinpositionen sollten kurzfristig aufgelöst werden. Strategisch übergeordnet und daher professionell agierend sind selbstverständlich alle Edelmetallpositionen nach wie vor vernünftige Investments und Absicherungen gegen Inflation und Finanzkrisen sowie notwendiger Bestandteil der Vermögensvorsorge.
Quelle: ntv.de