Markus Zschaber, V.M.Z. Mit Vollgas aus der Krise
05.03.2011, 16:20 UhrVon staatlichen Hilfsprogrammen à la Abwrackprämie unterstützt und angepriesen mit sich laufend überbietenden Kampfangeboten und Preisrabatten wurden im Krisenzeitraum die Absatzzahlen stimuliert. Doch auch nach Wegfall der monetären Kaufanreize und trotz der "Billig-Konkurrenz" aus Fernost - der Automobilsektor ist robust und zeigt: Qualität setzt sich durch.
Wie jeder industrialisierte Wirtschaftszweig hat auch der Automobilsektor in seiner Geschichte bereits mehrere Absatzkrisen erlebt. Zweifelsohne war die Einbruchsdramatik im Krisenzeitraum nach Lehman eine der ausgeprägtesten und führte, aus der Retroperspektive betrachtet, folgerichtig zu fiskalpolitischen Stützungsprogrammen, welche gepaart mit deutlichen Preisnachlässen und Sonderaktionen der Autohäuser, die Kaufbereitschaft der Deutschen stimulierte und somit eindeutig die Inlandsnachfrage am Leben hielt. Schlussendlich kann man festhalten, dass durch den bereitgestellten Budgetrahmen von etwa fünf Milliarden Euro die Absatzkrise teilweise geglättet, zahlreiche Arbeitsplätze unter Einbeziehung der Kurzarbeitflexibilität gerettet und die breite Basis der Zuliefererfirmen vor großflächigen Pleitewellen geschützt werden konnten.
Der von pessimistischer Seite proklamierte negative Rebound der Absatzzahlen nach Auslaufen der Stützungsmaßnahmen blieb aus. Vor allem durch die starke Exportorientierung des Sektors hielten sich die Absatzzahlen zu Beginn der Aufschwungstendenzen auf konstantem Niveau und entwickelten sich deutlich positiv durch die Nachfragedynamik in den globalen Schwellenländern. Für des Deutschen stets gut gehegte und polierte Lieblinge eröffneten sich ungeahnte Absatzmöglichkeiten, welche, unterstützt durch eine permanente Fokussierung in den Wirtschaftsmeldungen, den hiesigen Autobauern lukrative Expansionsphantasien und den investierten Aktienären deutliche Kurszuwächse bescherten. Absatzprognosen von bis zu 17 Mio. Neufahrzeugen allein in diesem Jahr, gepaart von deutlich zunehmenden Nachfragetendenzen in der nahen Zukunft, lassen den deutschen, mit knapp 3 Mio. möglichen Absatzeinheiten, ja sogar den gesamten europäischen Markt als relativ winzig erscheinen.
Und eben hier offenbaren sich die Stärken, erklärt sich die Dominanz und liegt der ausgeprägte Partizipationsanteil auf den zukunftsträchtigen Märkten begründet, denn trotz dort zu findender, einheimischer "Billig-Konkurrenz", setzen sich die deutschen Automobilbauer durch und bauen ihre Marktpräsenz dynamisch aus. Untermauert wird dies am Beispiel des als revolutionär bezeichnete und marketingtechnisch global inszenierte Billig-Auto Nano aus dem Hause des indischen Großkonzerns TATA, welches als preisgünstigstes Automobil angeboten wurde, den indischen Subkontinent mobilisieren und hiervon ausgehend die gesamten Emerging Markets sinnbildlich auf die Straße bringen sollte. Doch nach nicht vorhandener Nachfrage und schleppenden Verkaufszahlen steht die Produktion jetzt vor dem Aus. Dem entgegen stehen unsere heimischen Automobilhersteller, welche prozentual zweistellig auf diesen Absatzmärkten wachsen und Milliardenbeträge in Produktionsstrukturen investieren. Grund hierfür ist, dass Daimler, BMW, Volkswagen & Co allesamt neben der Grundvoraussetzung mit starken Absatzkanälen und den funktionierenden Exportstrukturen, vor allem Qualität, Innovation und Luxus verkörpern.
Jedoch bleibt für mich als fundamental basierter Investor und nachhaltig agierender Vermögensverwalter jederzeit zu beachten, dass Kursphantasien und Absatzerwartungen teilweise bereits in den Kursen eingepreist sind. Dies hat der Markt zwischen den letztjährigen Weihnachtsfeiertagen und Neujahr gezeigt, als staatlich festgelegte Subventionskürzungen und Zulassungsbeschränkungen durch die chinesische Regierung, zu Kursrückgängen geführt hatten, da Planphantasien plötzlich an die neue Realität angepasst werden mussten in der Spitze ein.
Als Fazit bleibt für mich festzuhalten, dass deutsche Automobilwerte sich auf der Überholspur befinden, jedoch teils mit eingeschaltetem Warnblinklicht. Jeder Aktionär und Anleger sollte, um in der sinnbildlichen Betrachtung zu bleiben, dem jeweiligen Unternehmen "unter die Haube" blicken, um eine fundamentale Analyse durchführen zu können, damit sowohl die Position und Margenstärke in den Kernländern als auch die visionäre Ausrichtung auf den Potenzialmärkte bewertet werden kann. Nicht zu vergessen ist hierbei die Beurteilung der zielgerichteten Investitionen und Innovationen, denn diese ermöglichen nachhaltiges Wachstum - für das Unternehmen selbst, die dazugehörige Aktie und für Sie als Anleger in Ihrem Depot.
Ihr Markus Zschaber
Dr. Markus C. Zschaber ist leitender Fondsmanager der V.M.Z Vermögensverwaltungsgesellschaft (www.zschaber.de) in Köln. Bereits mehrfach ausgezeichnet für sein Portfoliomanagement, zuletzt mit dem Prädikat "magna cum laude" durch den "Handelsblatt-Elite-Report 2011", kennen ihn die n-tv-Zuschauer seit 1997 als Experte unter anderem in der Telebörse, dem Investment-Check, Börse@n-tv oder dem Geldanlagecheck. Drei seiner Fachbücher konnten Leser bereits in den Bestseller-Listen finden u.a. "Der Börse voraus" als Gemeinschaftsproduktion mit dem Nachrichtensender n-tv. Sein aktuelles Buch "Der Aufschwung kommt" war bereits vier Wochen nach Erscheinen ein Bestseller.
Quelle: ntv.de