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Osteuropa Risiken durch Schuldenkrise

Während sich Griechenland - und mit ihm die Eurostabilität - gerade in einer Art Überlebenskampf befindet, stehen die meisten zentral- und osteuropäische Staaten wie z.B. Polen auf solidem wirtschaftlichen Fundament. Solange sich der Krisenherd in der Eurozone nicht weiter ausbreitet, dürften schmerzhafte Folgen für Osteuropa ausbleiben.

Ungarn, noch vor zwei Jahren selbst an der Grenze zum Staatsbankrott, hat seinen Staatshaushalt mit Finanzhilfe von IWF, EU und Weltbank sowie eigenen Budgetkonsolidierungsmaßnahmen (eine Auflage der Geldgeber) weitgehend in Ordnung bringen können und weist heute - zwar bei hoher Staatsverschuldung (80 %) - sogar einen Budgetüberschuss auf. Auch Rumänien und die Ukraine konnten ihre Fundamentaldaten in den letzten zwei Jahren wesentlich verbessern, so dass heute die Verschuldungssituation der CEE-Länder insgesamt deutlich besser ist als der EU-Durchschnitt.

Eine Schwachstelle bilden nach wie vor die Fremdwährungskredite, wobei hier mit Hilfe verschiedener Maßnahmen, wie z.B. mit der Vienna-Initiative (bei der ausländische Banken ihr Vorgehen bei Krediten in Osteuropa abstimmten, um den Markt liquide zu halten) die Situation ins Positive gedreht werden konnte.

Ein wesentlicher Faktor für die Stabilität der Zentral- und Osteuropas ist die nur marginale wirtschaftliche Verflechtung der Länder mit Griechenland. Für die meisten Staaten - mit Ausnahme von Bulgarien, das aufgrund der nachbarschaftlichen Nähe engere Wirtschaftsbeziehungen mit Griechenland pflegt - ist Deutschland der wichtigste Handelspartner. Die Griechenland-Krise hat daher in Hinblick auf die Außenhandelsbeziehungen nur einen sehr überschaubaren Einfluss auf die meisten zentral- und osteuropäischen Länder. Auch eine so genannte Financial Contagion, bei der sich die Volatilität eines Krisenlandes auf den Finanzmarkt eines anderen Landes überträgt, ist derzeit nicht absehbar. Dies könnte dann passieren, wenn Banktransaktionen gänzlich zum Stillstand kämen, was derzeit aber nicht der Fall ist.

Im Unterschied zu den meisten CEE-Ländern waren die Fundamentaldaten Griechenlands nicht intakt und das Land hat aufgrund seiner Überschuldung den Zugang zum Kapitalmarkt verloren. Massive Sparmaßnahmen zur Gegensteuerung sind nicht ohne negative Effekte auf das Wachstum geblieben. In osteuropäischen Staaten wie Polen oder Tschechien gibt es diese Probleme nicht. Aufgrund niedriger Lohnstückkosten werden diese Länder nach wie vor als Produktionsstandorte westlicher Unternehmen genutzt, dies bringt Kapital ins Land. Sollten diese Kapitalzuflüsse zu massiv sein, besteht für Länder mit eigenen Währungen zumindest die Möglichkeit, über Währungsaufwertungen an den Wechselkursen zu drehen. Allerdings sehen Schwellenländer mit soliden Fundamentaldaten massive Kapitalzuflüsse eher zwiespältig: Der daraus resultierende Aufwertungsdruck auf den Wechselkurs schürt auch die Besorgnis, dass sowohl die Wettbewerbsfähigkeit als auch das Wirtschaftswachstum kurzfristig leiden könnten.

Fazit

Solange sich der Krisenherd in der Eurozone nicht weiter ausbreitet - und beispielweise auch Spanien an den Milliarden-Tropf der EU bringt - und solange die massiven Probleme mit Griechenland besonnen und kontrolliert aufgearbeitet werden, solange wird die aktuelle Krise ohne langfristige und schmerzhafte Folgen für die zentral- und osteuropäischen Staaten bleiben. Längerfristige Auswirkungen auf die CEE-Staaten hätte allerdings ein Abschwung in den Kernländern der EU zur Folge. Dann würde die starke Handelsabhängigkeit zu Deutschland die Exportzahlen in Mitleidenschaft ziehen und mit ihnen die robusten Fundamentaldaten Zentral- und Osteuropas.

Ausnahmen könnten Rumänien und Bulgarien bilden, die aufgrund der geographischen Nähe zu Griechenland mit anderen Einflussfaktoren konfrontiert sind (so sind z.B. in beiden Ländern griechische Großbanken aktiv).

Quelle: ntv.de

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